Freitag, 28. Februar 2014

Karnevalsnutznießer




In diesem Jahr freue ich mich auf die Karnevalszeit.
Wir suchten nämlich eine gemeinsame Zeit, um mal wieder ein großes Familientreffen zu veranstalten. Mittlerweile ist es aber durch einige Berufe deutlich komplizierter geworden. Der eine hat nie in den Ferien Zeit, die anderen können nur in den Ferien. Das sah zunächst nach einer gemeinsamen Schnittmenge von Null aus. Doch dann fiel uns die Karnevalszeit ein. Der Tourismus läuft in dieser Zeit noch nicht, und die Schüler haben frei. Und so steht mir jetzt für ein paar Tage ein trubeliges Familientreffen bevor, und ich freue mich wie Bolle!
Darum den Karnevalisten unter euch ein fröhliches Hellau, den Karnevalsverweigerern ein paar gute Ohrstöpsel, und den Nutznießern unter euch ein paar gemütliche Tage.
Ich lasse euch noch mein Lieblingsfoto da: Karneval in Brasilien. Ist diese Frau nicht wunderschön?

Mittwoch, 26. Februar 2014

Besondere Kinder




Und wieder bin ich an einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.  Mein Buch „Aber ich bin doch selbst noch ein Kind“ soll die Einführung zu einem Aufklärungsprojekt werden. Ich habe verschiedene Szenen aus dem Buch heraus gesucht, die ich lesen will. Anschließend will ich diese Szenen als Rollenspiele erarbeiten oder szenisch lesen lassen.
Die Schüler sind aufgeregt – und ich auch. Ich mache eine Eingangsrunde und versuche, mir dabei einen ersten Eindruck von den Fähigkeiten der Schüler zu machen. Einige können nicht sprechen, andere keinen Blickkontakt halten, wieder andere sind konzentriert dabei. Hinter zwei Schülern halten sich zwei Integrationshelfer für den Fall bereit, dass es schwieriger werden könnte.
Das Katzenmädchen fällt mir sofort auf. Sie wiegt sich hin und her, verfolgt die Vorstellung des Projekts mit lauerndem Blick.
Für die Hauptpersonen habe ich Requisiten mitgebracht: Ein Tuch für die Laura und einen Hut für den Jonas. So ist es möglich, die Rollen nach einer Szene zu wechseln, und doch können die Zuschauer, die einen Tag später kommen wollen, den Personenwechsel nachvollziehen.
Das Katzenmädchen meldet sich als erstes, Laura zu spielen, bringt sich dann – zum Erstaunen ihrer Integrationshelferin – immer wieder ein und arbeitet in fast jeder Szene mit.
Dann ist da das freundliche Mädchen mit dem Down-Syndrom. Sie will nur zuschauen, spielt zuletzt eine Statistenrolle. Ich bin mir sehr unsicher, ob sie sprechen kann.
Zu erwähnen ist auch noch der große Junge, der gerne ein bisschen ausklinken kann. Er kann sich schrecklich aufregen, aber als er dann bei einer Szene mitspielt, kommt ihm erst nach langem Zögern ein Satz über die Lippen.
Jeder Schüler ist anders, und das besondere an diesen besonderen Kindern ist, dass sie die Ticks ihrer Mitschüler mit Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. Diese Klasse ist ein Meisterstück an Toleranz. Ich bin sehr berührt.
Am nächsten Tag wiederholen wir die Szenen. Um 11.00 Uhr erwarten wir ein paar Zuschauer aus den anderen Klassen. Das erhöht die Aufregung, aber auch den Druck.
Jetzt passieren sehr unerwartete Dinge. Das freundliche Down-Syndrom-Mädchen meldet sich zu Wort. Sie möchte noch bei anderen Szenen mitspielen. Ich bin überrascht über ihre Klarheit. Ich habe sie völlig unterschätzt. Da eine Schülerin erkrankt ist, haben wir in ihr einen wundervollen Ersatz gefunden.
Der Junge, der immer eine Zeit braucht, bis er seinen Satz gesprochen hat, ist heute präsent. Auch andere haben über Nacht in ihre Rolle gefunden.
Und dann rastet das Katzenmädchen aus. Etwas ist zu Hause vorgefallen, und jetzt will sie nicht mehr spielen. Sie will noch nicht mal mit einem von uns reden. Ihr Gesicht ist verschlossen. Sie bemalt ihre Nägel mit schwarzem Filzstift. Der Lehrerin und der Integrationshelferin gelingt es, sie zu einem Gespräch in den Nebenraum zu bitten. Doch als sie ohne das Katzenmädchen wieder heraus kommen, winken sie ab. Sie spielt nicht mehr mit. Das ist ein schwerer Schlag für uns.
Wir versuchen, ihre Rolle zu ersetzen, doch sie fehlt überall.
Ich sehe jetzt, wie sie hinter der Tür des Nebenraumes steht und uns beim Spielen zuhört. Ihr Gesicht ist traurig. Ihr Körper wiegt sich in schnellerem Rhythmus hin und her. Schließlich wage ich es ein letztes Mal. Ich gehe zu ihr, sage, dass wir nun alles noch einmal spielen. Sie könne jetzt noch einsteigen, danach sei es zu spät. Ich sage ihr auch, dass sie uns fehlt, dass wir sie in jeder Szene vermissen. Und da, ganz unvermittelt, kommt die Wende. Plötzlich ist sie bereit, ist wieder die Alte. Sie spielt ihre Rollen sogar fast noch besser als am Tag zuvor.  
Die Aufführung ist toll. Die Zuschauer sehen tolerant darüber hinweg, dass alles ein bisschen improvisiert ist, und so kriegen wir einen langen Applaus und liebes Feedback.
Das Katzenmädchen hat sich in das Tuch gekuschelt. „Das ist so schön weich“, sagt sie. Da schenke ich es ihr zum Abschied.

Dienstag, 25. Februar 2014

Teamarbeit




Es gibt Autoren, die im Team ein Buch schreiben. Für einige mehrbändige Serien gibt es sogar ganze Autorenteams. Diese Art der Zusammenarbeit stelle ich mir irgendwie eher einschränkend vor, denn jeder hat doch seinen Stil, zu schreiben – selbst wenn man sich auf eine Idee einigen kann.
Toll ist Teamarbeit allerdings bei der Erstellung von Unterrichtsmaterial. Sich über Schule und machbare Unterrichtsideen auszutauschen, ist echt kreativitätsfördernd.
Vor einiger Zeit habe ich den Auftrag bekommen, ein Materialmix von Unterrichtsmaterialien zusammen zu stellen. Es ist eine aufwändige und vielschichtige Sache, über die ich hier natürlich noch nicht reden darf. Das Schwierige an dieser Arbeit ist vor allem, dass sie fächerübergreifend geschehen soll. Dabei hat doch jeder Autor/Lehrer Lieblingsfächer und Fächer, von denen er nichts versteht. Darum habe ich meine Schwiegertochter und Lehrerin Sabrina gefragt, ob sie Lust hat, mit mir zusammen zu arbeiten. Und sie hatte Lust – sie hat sich sogar richtig gefreut. Und was noch besser ist: Sie hatte von Fächern Ahnung, die nicht gerade zu meinen Stärken gehören.
Am letzten Sonntag haben wir uns getroffen, haben unsere Ideen zusammen getragen und weitere Aufgaben aufgeteilt. Es war ein kreativer Vormittag (und die Lehrer unter euch können sich schon mal auf das Material freuen).

Montag, 24. Februar 2014

Computerstillstand




„Kein Speicherplatz auf Festplatte C“, meldet mein Computer.
„Unmöglich“, sagt mein Mann. „Zehn Gigabite kriegst sogar du nicht voll.“
Da hat er sich wieder mal ziemlich in mir getäuscht. Seit 2007 nämlich speichere ich meine Mails hingabevoll auf Festplatte C, und nun ist sie voll.
„Damit ist der Samstag gelaufen“, stöhnt mein Mann und macht sich an die Arbeit.
„Ihre Festplatte wird konfiguriert“, sagt mein Computer. „Schalten Sie bitte nicht aus.“ Und dann blinkt er vor sich hin. 9 % ... 11 % ... 34 % ...
Abends ist er endlich fertig. Aber als ich auf ihn zugehe, beginnt er erneut zu blinken.
„Ein unerwarteter Fehler ist aufgetreten“, meldet er. „Konfiguration wird rückgängig gemacht. Schalten Sie bitte nicht aus. 9 % ... 11 % ... 34 % ...
Ich laufe im Kreis.
„Das musst du jetzt abwarten“, sagt mein Mann.
Am nächsten Tag lächelt mir der Computer fröhlich entgegen. Begeistert setze ich mich an die Tastatur.
„Ihre Festplatte wird konfiguriert“, sagt mein Computer. „Schalten Sie bitte nicht aus.“
Mich trifft fast der Schlag. Wieder bleibt mir keine andere Wahl, als im Kreis zu laufen… Und als es endlich Abend geworden ist: „Ein unerwarteter Fehler ist aufgetreten. Konfiguration wird rückgängig gemacht.“
Es ist wie in einem Steven-King-Film. Er hat die Macht übernommen. Ich laufe durch das Arbeitszimmer, während der vor sich hinrödelt.
„Bitte Siggi! Du musst mir helfen!“, flehe ich. „Er lässt mich nicht mehr an sich ran. Wenn das so weiter geht, schmeiße ich ihn weg und kaufe einen neuen.“
Mein Mann lässt sich erweichen. Schließlich weiß er genau, dass er den neuen Computer auch installieren muss.
„Der ganze Sonntag ist hin“, jammert er.
Und das stimmt. Von morgens bis abends sitzt er daran und begleitet den Computer ganz manuell beim Konfigurieren, während ich mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa sitze und ein Buch lese.
Dafür nehme ich mir vor, seine Hemden beim nächsten Mal ganz besonders gewissenhaft zu bügeln.

Sonntag, 23. Februar 2014

Belegexemplare in Doppelpack




Endlich sind sie da, die Belegexemplare, dafür aber auch gleich für zwei Bücher in drei Ausfertigungen und mit zwei Lesebegleitern. Also eigentlich ein Tag zum Feiern – wenn ich Zeit zum Feiern gehabt hätte.  Hatte ich aber nicht! Nicht schlimm, gefreut hat es mich trotzdem SEHR!