Montag, 30. Juni 2014

Das waren die 60ger





Seit einiger Zeit ist dieses Buch beim Verlag an der Ruhr angekündigt und wird im nächsten Monat erscheinen. So will ich ein bisschen darüber berichten:
Das Buch „Das waren die 60ger“ ist, wie auch andere Bücher von mir, durch einfache kurze Geschichten besonders zum Vorlesen für demenzkranke Menschen geeignet. Allerdings unterscheidet es sich von den themenorientierten Vorlesebüchern, da es auf ein geschichtliches Ereignis der 60ger Jahre bezogen ist.
Jede Geschichte beginnt zunächst mit einem Foto des geschichtlichen Ereignisses. Anschließend wird in kompakter Form das Hintergrundwissen dazu dargestellt. Danach erfolgt eine persönliche Geschichte, die mit diesem Ereignis in Zusammenhang steht, und zuletzt gibt es Tipps zu persönlichen Fragen und Impulsen, die man nutzen kann, um den demenzkranken Menschen an die Situation zu erinnern. So besteht die Möglichkeit, bewegende und außergewöhnliche Ereignisse der 60ger Jahre wieder zu erinnern: J. F. Kennedy, wie er vor dem Berliner Rathaus den Satz „Ich bin ein Berliner“ sprach, Neill Armstrong wie er den ersten Schritt auf den Mond setzte, aber auch der Postraub in England, das Unglück von Lengede … und nicht zuletzt Heintje, wie er aus vollem Herzen für seine Maaaammmaa sang.
Die Reihe wird fortgesetzt. Parallel zu diesem Band erscheint auch eins über die 50ger Jahre – von meiner Kollegin Katia Simon



Samstag, 28. Juni 2014

Erinnerungen an die Weltmeisterschaften




Es ist das Jahr 1966. Ich bin zehn Jahre alt, als Deutschland im Viertelfinale gegen Uruguay spielt. Die Uruguayer spielen mit aller Härte. Mein Vater regt sich schrecklich auf. Ich halte es im Wohnzimmer nicht mehr aus, laufe in den Garten und setze mich auf die Schaukel. Über alle Grundstücke hinweg höre ich einen Nachbarn brüllen: „Raus! Raus ihr Schweine!“ Zwei uruguayische Spieler werden vom Platz verwiesen. Deutschland gewinnt 4:0.

Es ist das Jahr 1974. Ich bin mit meiner Klasse – die 12. Klasse eines Mädchengymnasiums - auf Klassenfahrt in Holland. Am Tag der Weltmeisterschaft geht es nach Hause zurück. Mein Klassenlehrer drängelt. Er will das Spiel unter allen Umständen in Deutschland sehen. In einer kleinen Kneipe hinter der Grenze halten wir an und drängen uns in den sowieso schon viel zu vollen Raum zwischen all die Gäste. Die Männer sind angesichts dieser vielen Mädchen in der Unterzahl und halten sich mit dem Fluchen zurück. Deutschland gewinnt 2:1.

Es ist das Jahr 1994. Deutschland spielt im Viertelfinale gegen Bulgarien. Wir haben Sommerferien und sind in Frankreich auf einem Campingplatz. Alexander drängt mich, mit ihm eine kleine Kneipe zu gehen, um das Spiel anzuschauen. Zuerst verspreche ich es ihm, dann aber bemerke ich einen unglaublichen Deutschhass in der Kneipe. Ich zögere. Als die Bulgaren ein Tor schießen, liegen sich die Franzosen in den Armen, als Deutschland ein Tor schießt, fluchen sie böse. Ich traue mich nicht hinein. Alex schaut das Spiel durch die Fensterscheibe. Deutschland verliert 1:2, und er wischt sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich bin traurig, dass ich ihn allein gelassen habe.

Es ist das Jahr 2006. Deutschland spielt gegen Argentinien und steht im Viertelfinale. Ich habe ein Seminar in Osnabrück und bin auf dem Weg dahin. Im Radio höre ich das Spiel an. Die Straßen sind so frei wie nie zuvor. Das Spiel ist unendlich spannend und endet mit einem Elfmeter-Krimi  4:2. Als ich in Osnabrück ankomme, ist auch das Spiel zu Ende. Ich fahre im unfreiwilligen Autokorso hupend durch die Innenstadt.

Erinnert ihr euch noch, wann ihr wo zu welchen Spielen ward?

Foto: Public Viewing in Brasilien

Donnerstag, 26. Juni 2014

Viola macht Feensachen




Manchmal geht das Schicksal doch eigenartige Wege. In der Autoren-Lektoren-Leser-Illustratoren-Börse eines Verlages fielen mir die Zeichnungen von Sara Schäfer auf, die mir so außerordentlich gut gefielen. Ich mailte Sara an, um sie zu fragen, ob sie vielleicht Lust hätte, ein Cover für mein Buch zu erstellen und kriegte dann eine überraschende Antwort. Sara schrieb mir nämlich, dass sie schon einmal ein Buch für mich illustriert hatte, nämlich das Buch „Die kleine Fee“. 

Sie hatte den Text des Buches dazu benutzt, ein eigenes Semesterprojekt in ihrem Studium dazu herzustellen, und hatte es „Viola macht Feensachen“ genannt. Dieses Buch hatte sie als Mitmachbuch konzipiert. 










Nun hat sie mir ihre Illus dazu zugeschickt, und ich will sie euch unbedingt präsentieren. Ich mag diese Illus sehr (eigentlich finde ich sie sogar viel schöner, als die, die in dem Buch sind – aber pssst!)





Wer noch mehr über Sara erfahren möchte: Hier gibt es ein paar Bildideen von ihr.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Acht Entscheidungen




- Ich hätte gerne - äh - einen Yummy Wrap
- Als Menu oder solo
- Solo
- Aber im Menu ist er billiger
- Dann als Menu
- Mit Pommes oder Chips
- Mit Pommes
- Mayo oder Ketchup
- Mayo bitte
- Und was zu trinken?
- Eine Cola light
- Groß, mittel oder klein
- Mittel bitte
- Zum Hieressen oder Mitnehmen
- Zum Hieressen bitte.
- Macht sechs Euro neunundsiebzig.
Beim Preis gibt es keine Alternative.
Acht Entscheidungen bis zum Essen! Das ist echt `ne Leistung, oder?

Mein Sohn erzählt, seine Freunde und er machten sich einen Sport daraus, alle Informationen so in einem Satz unter zu bringen, dass keine Rückfragen offen bleiben. Das solle ich mal bei Subway probieren.
Naja, nächstes Mal!

Freitag, 20. Juni 2014

Volle Kraft voraus




Lange hat sie auf dem Vierfüßlerstand gehockt und wild mit dem Hinterteil von links nach rechts gewippt. Da ahnte man schon, dass es bedrohlich werden würde. Und plötzlich kann sie es. Sie setzt einen Arm nach dem anderen voran, die Beine hinterher. Nun geht es volle Frauenpower voraus, im Affenzahn in das Zimmer ihres Bruders. Der wähnt sich noch in Sicherheit. Glaubt, sein Reich auf ewig für sich zu haben. Da ist sie schon neben ihm, streckt die kleinen Finger aus, um endlich das Objekt der Begierde – den großen gelben Bagger – in den Händen zu halten.
Der Bruder ist fassungslos. „Nein, Clara, nein!“ Und dann: „Maaammmma!“
Tja, und so geht es im Leben. Nie hat man ein Recht darauf, dass alles so bleibt wie es ist.
Und das mit der kleinen Schwester ist erst der Anfang!