Montag, 31. Januar 2011

Die Orte meiner Bücher

Die Orte, an denen meine Bücher spielen, kenne ich gut. Oft habe ich dabei Bilder von Orten vor Augen, in denen ich gelebt habe. Da zählt es sich endlich mal aus, dass ich schon so oft in meinem Leben umgezogen bin. 
Manchmal nenne ich die Orte mit ihren Namen, manchmal kontruiere ich einen Fantasienamen, der sich aber sehr real anhört.

Die Entscheidung, ob ich einen realen Namen oder einen Fantasienamen suche, ergibt sich aus der Situation. Wenn an diesem Ort schlimme Dinge geschehen, (Sarah im Buch "Im Chat war er noch so süß" wird dort gefangen gehalten) konstruiere ich einen Ortsnamen. Wenn dort aber der Alltag des Protagonisten stattfindet, wird der Name einer Stadt genannt, die es auch im realen Leben gibt. Durch das Schreiben wird mir selbst die Erinnerung an mein Leben in diesem Ort wieder ganz lebendig.  

"Das Diebesnest" spielt zum Beispiel in Neuenbeken, einem kleinen Dorf bei Paderborn, in dem ich eine Zeitlang gewohnt habe. Und natürlich wohnen die Kinder der Geschichte genau in diesem Haus, in dem auch ich lebte. Ich kenne ihren Weg zur Bushaltestelle, den Weg durch das Dorf und den Weg zu ihrem Geheimversteck an den Bahnschienen.
Oft, wenn ich durch den Ort kommen, denke ich an meine Protagonisten. Und dann bilde ich mir ein, sie dort hinter der Häuserfassade in ihren Zimmern sitzen zu sehen.

Freitag, 28. Januar 2011

Das perfekte Blatt


Naja, so ein Ginkoblatt ist natürlich nur metaphorisch gemeint. Es geht um das perfekte Blatt Papier. Das Papier, das einen dazu anregt, ein Buch zu skizzieren, einen Plott zu entwickeln, Notizen aufzuschreiben, Bilder einzukleben, mit dickem Filzstift zu markieren - all diese Sachen, die man für einen stinknormalen Autorenalltag eben braucht. So ein Blatt zu finden, ist schwieriger, als man denkt. 

Klar, es gibt diese wunderschönen gebundenen Bücher mit weißen handgeschöpften Papieren. Diese Bücher liebe ich und kaufe sie wie verrückt. Doch das schöne Papier hemmt meine Kreativität. Ich nehme mir vor, ein schönes Rilke-Gedicht in das Buch zu schreiben - aber meine Handschrift ist so schlecht. Ich könnte auch ein schönes Bild malen - aber ich kann gar nicht malen.
So bleibt das Buch meist leer.

Das Buch, das ich suche, muss auch Schmiercharkater haben. So ein bisschen Schulheftstyle. Aber doch nicht so viel Schulheft, dass es mich an Schule erinnert. Also, keine Linien, keine Karos. Aber auch nicht ganz weiß, sonst fühle ich mich so verloren.

Meine Traumhefte kaufe ich oft in Frankreich. Sie sehen eigentlich oft so aus: Mit diesen Linien, die nicht Karos und nicht Linien sind. 
Leider geht mein Heftvorrat wieder zur Neige. Und ein Frankreichurlaub ist nicht in Sicht! Solltet ihr solche Hefte auch irgendwo bei uns sehen, lasst es mich bitte wissen.
Ich wünsche euch einen kreativen Tag.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Wieder ein neues Buch

Ach übrigens, es ist mal wieder ein neues Buch von mir erschienen. "Neue spannende Kurzgeschichten für die Grundschule" heißt der Titel. Das klingt erst mal etwas unspektakulär, es ist aber trotzdem ein schönes Buch, schön gebunden, gutes Papier und süße Illus. 
In dem Buch findet man neun Geschichten von mir, dazu Arbeitsblätter oder kreative methodische Möglichkeiten, mit diesen Kurzgeschichten zu arbeiten.
Einige Geschichten habe ich schon oft bei Lesungen in der Grundschule vorgelesen und anschließend mit den Schülern Ausschnitte mit Orff-Instrumenten verklanglicht, Pantomimen dazu gemacht oder Ratespiele gespielt.
Es ist also alles absolut praxiserprobt. 

Die Zusammenarbeit mit dem Brigg-Pädagogik-Verlag, in dem dieses Buch erschienen ist, war wie immer sehr unkompliziert und nett. Schließlich arbeiten wir schon viele Jahre miteinander!
Danke und liebe Grüße nach Augsburg!

Mittwoch, 26. Januar 2011

Bitte nicht verwechseln

Vorige Woche schnellte die Besucherzahl auf meiner Homepage an einem Tag in eine schwindelnde Höhe. Da ich weder den Deutschen Literaturpreis gewonnen, noch einen Bestseller herausgebracht hatte, ahnte ich gleich: Das muss eine Verwechselung sein. Weber heißt schließlich jeder 6., und darunter sind eben auch einige Annetten.

Ich forschte im Internet nach und stieß auf Annette Weber, Chefredakteurin einer Burda-Zeitschrift, die gerade eine Modemesse begleitet hatte und in einer Fernsehsendung zu sehen war. 
Eigentlich ist es ja nett, wenn es eine absolute Namensschwester gibt. Und so war ich ziemlich enttäuscht, dass diese Annette Weber eher zickig daher kam. 
Vor zwei Jahren hat sie sich dann in einer Panoramasendung auch noch abfällig über Teilzeitmütter geäußert, und klar gemacht, dass es in ihrer Zeitschrift keinen Platz für diese Frauen gäbe.

Schade, dass wir Frauen uns immer in Gruppen wie "Karrierefrauen", "Doppeltbelastete" oder "Nur-Hausfrauen" einteilen, und uns auch noch gegenseitig herablassend auf die Finger gucken. Jede Frau hat ihre Entscheidung sicherlich nicht leichtfertig gewählt, manche hatten noch nicht einmal eine freie Entscheidung. Und da sich Familie und Beruf einfach nicht unter einen Hut bringen lässt, hat jede bei ihrer Wahl auch Opfer bringen und Federn lassen müssen. Ein Grund mehr, jede dieser Entscheidungen zu respektieren. 

Also, nicht verwechseln. Ich bin die andere Annette Weber. 
Ich bin frauen-solidarisch!

Dienstag, 25. Januar 2011

Stichwort: Unverlangte Manuskripte

Gestern wollte ich ein Exposé und eine Schreibprobe fertig machen. Darum klickte ich mich durch verschiedene Homepages der Kinder- und Jugendbuchverlage. 
Viele Verlage haben mittlerweile eine Exra-Seite für Autoren eingerichtet. 
Ehrlich, wenn ihr euch mal so richtig den Tag vermiesen wollt, dann müsst ihr diese Seiten lesen.

"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen die Unterlagen nicht zurück schicken können." 
Klar! Das ist ja okay.Wenn man ein Exposé zerknickt und mit Kaffeeflecken zurück bekommt, kann man sowieso nichts mehr damit machen.

"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Antworten des Verlages sechs Monate dauern können."
Schluck! Sechs Monate? Da habe ich doch gar keine Beziehung mehr zu meinem Text.

"Bitte rufen Sie uns  nicht an!" 
Und was, wenn die sich nicht melden?

"Bitte vermerken sie auf Ihrem Umschlag das Stichwort: "Unverlangte Manuskripte."
Das ist wahrscheinlich das Stichwort für "Ab in den Schredder."

Au Mann, was für ein schwerer Job!

Montag, 24. Januar 2011

Träume

Jeder Mensch träumt, sagen die Schlafwissenschaftler immer. Und doch war ich mir ganz sicher, die einzige Ausnahme der Welt zu sein. Ich träumte nie. Nicht mal den Bruchteil einer Sekunde. Die Nacht war - vorausgesetzt ich schlief - eine lange graue Ruhezone.

Seit einiger Zeit ist das anders. Meine Träume sind plötzlich da. Ich kann sagen, dass ich farbig träume. Und ruhig. Oft begegne ich in meinen Träumen Menschen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Oder ich bin an Orten, an denen ich mal gewesen bin. Auch wenn es jetzt in meinem Traum dort ganz anders aussieht, weiß ich doch, ich bin wieder da. 
Das ist ein wahnsinnig tolles Gefühl. Sich in die Sicherheit des warmen Bettes zu kuscheln und trotzdem an einem anderen Ort zu sein. Etwas zu erleben. Etwas zu können, was man gar nicht können kann! Einfach genial.

Träume verfliegen so schnell. Doch ich habe jetzt sogar herausgefunden, wie ich meine Träume bei mir behalten kann. Es gibt ein klitzekleines Zeitfenster zwischen Traum und Wachwerden. Eine Tür, die noch geöffnet ist. Wenn ich dort stehen bleibe und zurück schaue, kann ich den Traum sehen. 
Was für ein aufregender Moment!

Samstag, 22. Januar 2011

Einfach süß

Schüler sind einfach zu süß. 
Schreibt mir eine Schülerin:
"Sind Sie wirklich DIE Annette Weber? Das Buch `Beste Freundin - blöde Kuh´ fand ich total gut. Damit habe ich sogar beim Vorlesewettbewerb gewonnen."

Ich schreibe zurück:
"Ich freue mich sehr, dass du beim Vorlesewettbewerb gewonnen hast. Herzlichen Glückwunsch. Ein Buch mit dem Titel `Beste Freundin - blöde Kuh´ habe ich allerdings nicht geschrieben."

Darauf wieder sie:
"Ach nein, ich meine das Buch `Im Chat war er noch so süß´. Ich hatte mich nur vertippt."

Freitag, 21. Januar 2011

Bauch, Beine und was man noch so alles hat...

"Bauch, Beine, Po" heißt der Kurs, zu dem wir uns jeden Freitag in der Mukkibude einfinden. Zehn Frauen und zwei Männer sind wir. Uns verbindet der Wunsch nach einer guten Figur und das Wissen, dass dieser harmlos klingende Kurs gleich eine Tortur in Sachen Körperstählung wird.

Es beginnt lustig. Mit kleinen warm-ups nach Musik. Doch wir entspannen uns nicht wirklich. Wir wissen, was noch kommt.
"Beine schulterbreit auseinander. Und in die Knie. Der Rücken bleibt gerade, der Po ist angespannt. Auf zwei."
Niemand redet. Die Trainerin bestimmt das Tempo.
"Annette, Knie zurück. Ja!"
"Oh!"
"Tut`s weh?"
"Au ja."
"Dann machst du`s richtig."
Ich habe es befürchtet.

Und nach einer Weile: "Jetzt könnt ihr euch auf die Matte legen."
Das tun wir auch. Ganz schnell. Denn wer schnell liegt, hat noch drei Sekunden, um sich zu strecken.
"Fersen in die Matte drücken. Und hoch. Auf zwei. Und nochmal. Auf vier."
"Ich mach das nur, wegen der Beine", flüstert Dieter zu mir rüber. "N Bauch habe ich ja schon."
Leider kann ich nicht lachen. Mein Bauch ist ganz heiß. Die Beine sind taub.
"Irgendwann ist es vorbei", denke ich immer wieder.

Und das ist es dann auch. Nach einer Stunde.
"Das war`s für heute. Ich wünsche euch einen schönen Tag", sagt die Trainerin.
Jetzt lachen wir.
Ein gutes Gefühl, es wieder mal geschafft zu haben.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Lesen statt Laub fegen

Manchmal gibt es lustige Zufälle. So erhielt ich einen interessanten Artikel, der in den Göttinger Nachrichten am 12. 1. 2011 erschienen ist. In diesem Artikel wurde das Projekt "Lesen statt Laub fegen" vorgestellt.
In dem Projekt geht es darum, jugendliche Straftäter, die ein Bagatelldelikt begangen haben, nicht mit irgendeiner Auflage zu bestrafen, die nicht in Zusammenhang zu ihrer Straftat steht, wie zum Beispiel Gärtnerarbeiten in städtischen Einrichtungen. Statt dessen bekommen sie vom Jugendgericht die Auflage, ein Buch zu lesen, das sie veranlasst, sich mit ihrer Tat oder ihren Problemen auseinander zu setzen.
Aus diesem Grund hat die Stadtbibliothek Göttingen verschiedene Bücher zum Thema Drogen, Alkohol, Kriminalität, Schwänzen oder Mobbing angeschafft.
Das Projekt wurde bereits in anderen Kreisen mit sehr guten Erfolgen durchgeführt.

Die Jugendlichen werden sozusagen dazu verurteilt, ein Buch zu lesen, das sie zusammen mit der Jugendgerichtshilfe aus einer Auswahl von Büchern heraussuchen sollen. Nach dem Lesen müssen Sie einen Aufsatz schreiben und dazu verschiedene individuelle Fragen beantworten.
"Lesen als Strafe" ist natürlich eine etwas schräge Idee, aber letztendlich kann man sie ja auch unter dem Aspekt "Bildung statt Strafe" betrachten.

Als ich mir dann das Foto genauer anschaute, war ich echt geplättet. Auf dem Foto ist nämlich das Buch "Verurteilt" groß im Bild, das ich zusammen mit dem jugendlichen Inhaftierten geschrieben habe, der sich David Beck nennt.  (Das Buch steht übrigens neben dem Buch "Volle Pulle" von meinem sympathischen Kollegen Werner Hänel, den ich gerade auf einer Lesereise in Zürich kennen gelernt habe - Grüß dich, Werner, wenn du diesen Blog mal lesen solltest!)
Und wenn man sich das Bild noch genauer anschaut, sieht man im Hintergrund auch mein Buch "Merkt doch keiner, wenn ich schwänze."

Total erfreut habe ich der Stadtbibliothek Göttingen gemailt, und sie schrieben mir zurück, dass sie sogar drei Bücher von mir für dieses Projekt ausgesucht haben. Das ist natürlich echt ein Kompliment.

Allerdings kann es auch dazu führen, dass ich demnächst Anfragen von Straftätern bekommen, so nach dem Motto:
"Könnten Sie mir wohl mal bei meinem Aufsatz helfen? Ich muss da ein paar Fragen beantworten..."

Dienstag, 18. Januar 2011

Die Hausaufgaben mach ich nicht

Die Schule hat wieder angefangen. Und sofort mailen mir viele Schüler und bitten mich, die Hausaufgaben für sie zu erledigen.
"Ich habe leider keine Zeit, Ihr Buch zu lesen, und jetzt müssen wir eine Inhaltsangabe von Kapitel 3 und 4 schreiben. Können Sie mir wohl mal schnell eine schicken", lauten eine Mail zum Beispiel.
Oder auch: "Ich war so lange krank, und jetzt schaff ich das nicht, das Buch noch zu lesen. Aber ich brauche ganz dringend eine Zusammenfassung."
Oder auch: "Ich habe mir Ihr Buch für eine Vorstellung ausgesucht, aber ich weiß noch gar nicht, ob mir das Buch gefällt. Schreiben Sie mir doch bitte mal eine Zusammenfassung, damit ich weiß, worum es geht."

Tja, meine Lieben, da muss ich euch leider enttäuschen. Ich habe auch keine Inhaltsangabe von Kapiteln, und eine Zusammenfassung besitze ich auch nicht. 
Ich habe ja das Buch in voller Länge geschrieben, warum sollte ich da noch Kapitel zusammenfassen?
Und euch extra eine Inhaltsangabe zu schreiben, mache ich bestimmt nicht. Ich habe nämlich auch keine Zeit, und Lust dazu habe ich auch nicht.
So müsst ihr leider leider leider eure Hausaufgaben selbst machen.

Dafür gibt es drei Günde:
1.) Ich habe selbst nicht gerne Hausaufgaben gemacht und bin froh, dass ich die Zeit hinter mich gebracht habe.
2.) Ich will gerne, dass du das Buch liest.
und 3.) Ich war ja selbst lange Lehrerin, und die Hausaufgaben für einen Schüler zu machen bedeutet ja auch, einem Kollegen in den Rücken zu fallen.

Aber nimm es nicht so schwer. Was immer du lesen musst, die Bücher sind total kurz. In einer halben Stunde hast du sie durch.
Eine halbe Stunde - so lange sitzt du doch auch fast an deiner E-Mail an mich... 

Montag, 17. Januar 2011

Wo die Weser einen großen Bogen macht

Wieviel Persönliches soll in einem - und besonders in meinem - Blog stehen. Über diese Frage rede ich immer mal wieder mit anderen. Einige finden, es sollte besser sachlich geschrieben sein, andere finden es unbedenklich, wenn man auch Persönliches von sich erzählt.
Ich bin immer wieder hin und hergerissen. Aber ich denke, ich bin irgendwie auch nicht ich, wenn ich mich persönlich draußen lasse.
Und so berichte ich euch heute von meiner Kindheit in meiner Heimatstadt Minden. 
Obwohl ich nicht in Minden geboren bin, ist Minden die Stadt, an die ich als erste denke, wenn das Thema Heimat auf den Tisch kommt. Ich habe aber noch zwei weitere Heimaten - falls das Wort einen Plural kennt.

Minden ist eine mittelgroße Stadt in Westfalen an der Weser. Hierhin zogen meine Eltern mit meinen Schwestern und mir, als ich drei Jahre alt war. Ich ging also hier in den Kindergarten und in die Schule, ich hatte hier meine Freunde und erlebte hier auch meine erste Liebe und meinen ersten Liebeskummer.
Mein Vater war Lehrer am Gymnasium, und da meine Eltern sehr kontaktfreudig waren, gingen viele Kollegen von ihm bei uns ein und aus. 
Lehrer sind interessante Besucher. Und oft kommen sie nicht einfach nur zu Besuch, oft haben sie ihr pädagogisches Anliegen so verinnerlicht, dass sie es auch an meine Schwestern und mich weitergeben wollten.
Eine Musiklehrerin überzeugte meine Eltern zum Beispiel davon, dass Kinder ein Instrument erlernen müssten, ein Kunstlehrer sah die größte Wichtigkeit im Leben in der Kunst. Dann gab es natürlich auch Lateinlehrer, die meinten, Latein sei die wichtigste Sprache der Welt, oder Mathematiker, die es wichtig fanden, das Leben zu berechnen. 
Meine Eltern waren bemüht, unsere Aufmerksamkeit für vieles zu öffnen. Nicht immer ging es gut, aber eigentlich war es immer gut gemeint. Und geblieben ist mir in der Erinnerung, dass meine Kindheit auf alle Fälle lebendig war. 

Manchmal fragen mich Schüler, woher ich meine "Inspiration" nehme. Das ist natürlich eine schwierige Frage. Aber ich glaube, wenn man in seiner Kindheit viel Lebendigkeit erlebt hat, ist das oft eine wichtige Quelle der Inspiration.

Heutzutage bin ich nur noch selten in Minden. Aber wenn ich die A2 Richtung Hannover entlang fahre und die Porta Westfalica an der Weser liegen sehe, geht mir das Herz auf. Und dann denke ich immer: Was für ein Kraftort!

Samstag, 15. Januar 2011

Erika, meine Reisebegleitung

Es gab Zeiten, da machte ich mich allein auf den Weg zu den Lesungen. Die Fahrtroute gut ausgearbeitet, die Karte auf dem Beifahrersitz ging es morgens in aller Frühe auf die Piste. 
Das waren schwere Zeiten. Fahren und Karte lesen sind nämlich zwei Dinge, die sich fast ausschließen. Erschwerend kam hinzu, dass ich nicht besonders gut im Kartenlesen bin... 
Wie oft musste ich anhalten, mich neu orientieren, suchen, fragen, Auto wenden.

Diese Zeiten sind nun vorbei. Denn ich habe Erika. 
Erika ist klein und viereckig. Ihr Monitor blinkt in der Morgensonne. 
Sie ist ruhig. So lange es ihr möglich ist, lässt sie mich in Ruhe Radio hören. Erst wenn es nicht mehr zu vermeiden ist, wendet sie sich an mich. Dabei ist ihre Stimme höflich und klar. Kein Zeichen von Ungeduld oder schlechter Laune.

"Bitte in drei Kilometern von der Autobahn abfahren", sagt sie zum Beispiel. Und da sie meine Vergesslichkeit ahnt, wiederholt sie noch einmal: "In einem Kilometer von der Autobahn abfahren", und dann "Jetzt rechts abfahren." 
Sie ist eine zuverlässige Reisebegleitung. 
Dabei hält sie Distanz. 
Selbst nach vielen gemeinsamen Fahrten sind wir immer noch beim Sie.

Nur in Stuttgart ließ sie mich schnöde im Stich. In jedem Tunnel (und Stuttgart ist schon jetzt komplett untertunnelt!) verdunkelte sich ihr Monitor, und wenn wir wieder ans Tageslicht kamen, blinkte ihr Monitor und sie rief verzweifelt "rechts abbiegen". Doch dann waren wir immer schon vorbei. 
Blieb ihr nur noch der unglückliche Kommentar: "Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden!"
Doch nach dem Wenden konnte ich nicht links abbiegen. 
Und dann wartete wieder der Tunnel auf uns...

Freitag, 14. Januar 2011

Leseverhalten der Förderschüler

 (Mein Buch als Normalausgabe und als Blindenbuch)
 
Vor einiger Zeit erreichte mich eine nette Mail von Tom Rollbis, einem Studenten für das Lehramt von Förderschulen in Gießen. Er hatte eine empirische Untersuchung zum Thema "Literatur an der Förderschule für Lernhilfe" durchgeführt. 
152 Lehrer an Förderschulen in Hessen hatte er per Fragebogen befragt, welche Literatur sie in ihrem Unterricht einsetzen. 21 Lehrer gaben an, ein Buch von mir zu lesen, womit ich die Autorin der hessischen Förderschulen war, die am häufigsten gelesen wurde!!!!!
Das ging mir natürlich runter wie Öl. Und als der Student höflich anfragte, ob er sich mal mit mir zu einem Interview treffen könnte, sagte ich sofort zu. Einmal natürlich aus bloßer Eitelkeit, zum anderen habe ich ja auch im Rahmen meiner Promotion eine empirische Untersuchung gemacht und unterstütze solche Befragungen einfach auch aus Solidarität.

Zum Dank dafür habe ich nun diese hochinteressante Arbeit zugeschickt bekommen und darf ein bisschen daraus in meinem Blog zitieren. 

Herr Rollbis hatte herausgefunden, dass immerhin fast 77 % der Förderschulllehrer eine Ganzschrift im Unterricht lesen. Dabei wird der Einsatz des Buches zum Schulabschluss hin immer weiter gesteigert. 
Viele der Klar-Bücher vom Verlag an der Ruhr werden im Unterricht eingesetzt, aber die Lehrer wagen sich auch an Kinder- und Jugendbücher, die auf der Auswahlliste des Deutschen Literaturpreises stehen. 
23 % der Lehrer allerdings lesen kein Buch mit ihren Schülern. Sie begründen das damit, dass die Lesefertigkeiten und die Motivation ihrer Schüler zu gering ist.
Ein Grund mehr also, einige Bücher vielleicht noch einfacher zu machen. 
Denn ein Schüler, der nie ein Buch gelesen hat, ist doch irgendwie auch ein verlorener Schüler, oder? 

Donnerstag, 13. Januar 2011

Grünes Licht

Heute schreibe ich sie endlich, diese Geschichte, die ich schon so lange mit mir herum trage. Ein Verlag hat eine Leseprobe angefordert.
Ich weiß, das heißt nichts, absolut nichts. Leseprobe anfordern ist nichts als ein erstes kleines Interesse. Und doch kann ich mich jetzt nicht mehr hinter dem "Da gibt es eine grandiose Geschichte - sie muss nur noch eben aufgeschrieben werden" verstecken. 
Jetzt muss "Butter bei die Fische", wie man bei uns in Westfalen sagt. 

Ich schreibe, grübele, schreibe. Fünf Seiten lang. Das ist der Anfang. 
Ganz kalt ist mir danach. Und mein Kopf tut weh.

Ich lese alles noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Dann noch einmal laut.
Jetzt ab damit, in die Mail. 

Und nun reihe ich mich in die Gruppe der Autoren, die sehnsüchtig auf Antwort warten.
By the way - eine gute Antwort wäre eine gute Alternative.
 

Mittwoch, 12. Januar 2011

Vom Land der Feen

Zugegeben, als Mutter dreier Söhne hat man wirklich Defizite. Ich kenne mich vielleicht ein bisschen mit He-Man-Figuren aus, ich kenne Pokemon und die Welt des Supermario. Aber von Feen und Elfen, von Barbies und all dem rosa Glitter-Flitter verstehe ich nichts. 

Wie gut, dass ich mein Patenkind habe. Sie erklärte mir die Welt der Tinkerbell und ihren Freundinnen. Aufgeregt hüpfte sie durchs Wohnzimmer, sang Lieder, sagte Zaubersprüche und verteilte imaginären Feenstaub. 
Ich war beeindruckt. 

Habt ihr ernsthaft geglaubt, die Jahreszeiten haben etwas mit der Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu tun? So ein Schwachsinn. Es gibt da eine Elfe - vielleicht war es Silberhauch oder Rosetta, ich habe es vergessen - die malt jedenfalls im Herbst die Blätter bunt. Und im Frühling lässt die Lichterfee die Sonne glitzern und der Schnee taut.
Beeindruckend, oder?

Als mein Patenkind merkte, wie groß meine Defizite waren, lief sie zu voller Form auf. Sie setzte sich neben mich auf das Sofa und erklärte mir die ganze neue Lebensphilosphie. 
"Wie schade, dass ich kein Buch habe. Sonst könnte ich dir alle Feen aufmalen und erzählen, wie sie heißen", seufzte sie. 
"So ein Buch mit weißen Seiten zum Malen und Schreiben?", fragte ich nach.
Sie nickte.
Au Mann, ich war begeistert. Denn wenn ich irgendwas habe, dann sind es wunderschöne Bücher mit weißen Seiten! 
Ein Griff ins Regal, und ich schenkte ihr eins. 
Sie drückte es liebevoll an sich.
Die Liebe zu Tagebüchern scheinen wir auf alle Fälle gemeinsam zu haben!

Dienstag, 11. Januar 2011

Schatten

Heute ist mir so schwer ums Herz. Eine Freundin von mir hat ihre Tochter verloren. Die Nachricht traf mich wie ein Schlag.
Erst kurz vor Weihnachten war ihre Tochter mit starken Schmerzen ins Krankenhaus gekommen. Dann folgte eine Hiobsnachricht nach der anderen. Krebs - Metastasen - schlechte Heilungschancen - Lebenszeit zwischen drei Wochen und fünf Jahren.

Darüber haben wir uns erst so aufgeregt. Wie kann man denn so etwas sagen. Die Medizin ist doch so weit. Und diese gute Klinik - da ist sie doch in besten Händen. Und dann gibt es doch immer auch Spontanheilungen.

Jetzt steh ich hier mit meinem dünnen Hemd. Welche Worte findet man in so einer Situation? Es gibt keinen Trost.
Plötzlich spüre ich mich klein und verletztlich in der Welt.

Montag, 10. Januar 2011

Die Schreibwerkstatt präsentiert sich

Heute präsentierten wir unsere Ergebnisse.
Nachdem wir die Reihenfolge festgelegt hatten, erfolgte die Generalprobe in Gruppenarbeit. Nebenbei wurden noch Texte getippt und Plakate gestaltet. 
Dann wurden die Stühle gerückt und das Lesepult aufgestellt.
Einige junge Autoren zogen sich zurück und gingen den Text noch einmal durch. 
Lampenfieber machte die Runde.


Nach und nach füllten sich die Reihen mit Besuchern.


Die Präsentation war aufregend und toll!

Freitag, 7. Januar 2011

Fortsetzung der Schreibwerkstatt

Heute nun ging es weiter.
Nach einer kurzen Begrüßungsrunde gab es etwas Theorie: Wie gestaltet man eine Geschichte spannend. Dazu las ich eine ganz kurze Stelle aus meinem Roman "Im Chat war er noch so süß" vor. Ich wählte diesen Roman nicht, weil ich ihn so genial gelungen finde, sondern weil ich ihn am besten kenne.
Die Schüler erkannten, dass es wichtig ist, die Innen- und Außenwelt des Protagonisten darzustellen, also Gefühle und die Wahrnehmung der Situation abwechselnd zu formulieren. Auch wörtliche Rede, Satzverkürzungen und treffende Verben und Adjektive wurden als Spannungselemente genannt.

Ob die Umsetzung nach so einem "theoretischen Diskurs" klappt, ist immer unsicher - das weiß ich aus langer Lehrererfahrung - und so war ich total verblüfft, dass alle Schüler nachher in ihren Texten eine gute Spannung aufbauten.

Nun gab ich Zeit für eine längere Schreibphase, ging herum, schaute hier und da nach dem Rechten und half, wo Hilfe benötigt wurde.
Als ich die Frühstückspause einläutete, schimpften viele Schüler. Sie hatten sich gerade erst warm geschrieben, meinten sie. Wir einigten uns darauf, dass sie gleichzeitig schrieben und frühstückten.


Nach der Pause wählte ich eine Zeit der Präsentation. Diese Phase ist immer schwierig. Die Schüler hatten teilweise mehrseitige Geschichten geschrieben. Da ist es nicht möglich, 22 Geschichten vorlesen zu lassen, ohne dass es unruhig wird. 
So wählte ich die Methode, dass sich jeder 4-6 zusammenhängende Sätze aus seiner Geschichte auswählt, die ihm besonders gut gelungen sind. Die sollte er nun in der Gruppe vorlesen.
Übrigens wählte ich die Regel: Jeder muss! Das war eine gute Entscheidung! 
Denn wenn man keine Wahl hat, macht man es eben! Die anderen müssen es ja auch...

Zuletzt wählte ich eine Gruppenarbeit als Arbeitsform. Ein Los entschied dabei über die Zusammensetzung der Gruppe, damit nicht immer nur befreundete Schüler miteinander arbeiteten. 
Nun sollten sich die Schüler zu dritt als Schreibkonferenz zusammen setzen. 
Immer einer musste seine Geschichte vorlesen, die anderen bekamen Kriterien an die Hand, unter denen sie den Text zu begutachten hatten. 
Die Kriterien lauteten z.B: 
Hat jeder Satz ein Satzende?
Enthält die Geschichte wörtliche Rede?
Wurden Gefühle und Gedanken wieder gegeben
Wurden treffende Verben und Adjektive gewählt.
...
Die Schüler zogen sich zum gemeinsamen Überarbeiten in Gruppen zurück.
Bei dieser Arbeit ist es für mich immer ein bisschen schade, die Geschichten nur ansatzweise mitzubekommen. Aber so ist das bei der Gruppenarbeit unter Schülern - Erwachsene sind nur im Notfall erwünscht.

Am Ende des Vormittages begannen einige mit dem Schreiben am PC, andere überarbeiteten ihre Geschichten noch weiter. 
Ich selbst hatte alle Hände voll zu tun, die Rechtschreibfehler zu korrigieren ... das meiste werde ich aber zu Hause in Ruhe tun.
Montag ist dann die Generalprobe für die Lesung, anschließend die Präsentation für Eltern, Verwandte und Freunde.
Ich bin schon ganz aufgeregt.


Donnerstag, 6. Januar 2011

Die Schreibwerkstatt beginnt

Heute nun beginnt meine Schreibwerkstatt an der Offenen Schule Kassel-Waldau.
In der Stadtteilbücherei in der Schule werde ich nett empfangen. 
Nach und nach treffen 22 Schüler ein. Sie sind zwischen 12 und 13 Jahre alt. Ihre Gesichter sind offen und interessiert.
Wir stellen uns vor, machen dann ein Schreibspiel mit unseren Namen zum Warmwerden.
Danach geht es an die Arbeit.

Ich bitte jeden Schüler, sich ein großes Blatt Papier und Stifte zum Malen oder Schreiben zu nehmen. Dann können sie sich in der schönen Bücherei einen Ort suchen, an dem sie allein sind. Dort sollen sie es sich gemütlich machen.

Einige lümmeln sich auf den Sofas, andere liegen auf dem Boden, wieder andere bauen sich eine Höhle unter dem Stuhl.
Ich erkläre, wie eine Fantasiereise funktioniert.
Die Schüler schließen die Augen.

Ich bitte die Schüler, den Atem fließen zu lassen, sich zu entspannen.
Dann sollen sie sich vor ihrem inneren Auge betrachten, ihr Gesicht ansehen, ihre Haare und ihre Kleidung betrachten. Schließlich einen Ort um sich herum entstehen lassen, einen Raum vielleicht oder die Natur, und sich diesen Ort  genau anschauen.
Und dann sollen sie sich vorstellen, dass etwas geschieht. Etwas Schönes vielleicht. Oder etwas Komisches. Oder auch etwas Unheimliches.
Sie sollen schauen, wie sie sich verhalten. Wie es ihnen dabei geht. Was dann passiert. Und wie alles zu Ende geht.

Ich gebe Zeit.
Es ist ganz ruhig im Raum. Alle liegen mit entspannten Gesichtern.
Anschließend hole ich sie langsam in den Raum zurück, bitte sie, nicht zu sprechen und lasse sie die Fantasie auf das Blatt Papier malen oder schreiben. 
Alle haben etwas gesehen. Alle sind in ihre Geschichte vertieft.
Das ist ein beeindruckender Moment.

Jetzt treffen wir uns im Stuhlkreis.
Einer nach dem anderen legt sein Bild in die Mitte und erzählt sein Erlebnis. 
Die Geschichten sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Von einer Begegnung mit Cristiano Ronaldo bis zu einem Treffen mit einem grünen Wurm mit roten Augen ist alles dabei.

Danach gibt es ein bisschen Stilkunde: Wie fängt man eine Geschichte an?
Und nun geht es an die Schreibarbeit.

Der Vormittag verfliegt. 
Als es Mittag ist, haben alle einen tollen Anfang geschafft.
Morgen geht es weiter! Ich bin gespannt.




Mittwoch, 5. Januar 2011

Wenn das Leben am Schreiben hindert

Heute hatte ich die totale Schreibwut - einen Flash, sozusagen. Wie eine Verrückte hämmerte ich Zeile um Zeile in die Tastatur. Aber wie immer klingelte das Telefon: Alex aus Neuseeland. Das war natürlich eine wichtige Unterbrechung. 
Danach tippte ich weiter - wieder Telefon. Dann wieder und noch einmal.

Danach fiel mir ein, dass ich mich mit einer Freundin zum Laufen verabredet hatte (meine Figur muss ja in Schwung kommen). Also hetzte ich los, in den Sportpark. Kaum hatten wir die erste Runde gedreht, ging die Lautsprecheranlage: Der Wagen mit der Nummer:  .... 
Mist! Das war meine Nummer. Ich rannte zur Rezeption und erfuhr, dass mir jemand in mein Auto gefahren war. Nicht schlimm, nur eine kleine Beule. Aber das Laufen war damit auch gelaufen. Und die Lauferei habe ich jetzt mit der Werkstatt...

Zurück an den Schreibtisch gekehrt brauchte ich eine Weile, bis ich mich in meinen Text zurück gefunden hatte. 
Da klingelte das Telefon erneut. Unser Umzug schob sich weiter nach vorne. Die Vorbesitzer verlassen das Haus schon viel früher, als geplant.
Das war`s also mit dem Schreiben!
Für mein neues Schreibprojekt brauche ich Zeit und Ruhe. 
Damit ist es jetzt erst mal vorbei.
Das Leben hat gewonnen!

Dienstag, 4. Januar 2011

Abspecken - kein Problem

Meine Waage ist unbarmherzig. Weihnachten hat sich auf meine Hüften gelegt. Die Hose kneift, das T-Shirt sitzt eng. 2 Kilo zuviel.
Ich muss abspecken!
Eigentlich ist das ganz easy. Ich muss einfach nur abends den Rotwein und die Schokolade weglassen und dafür Tee trinken.
Und dann sollte ich auch das Fleisch und die Nudeln weglassen, und statt dessen Gemüse essen. Ist sowieso gesünder. 
Naja, und das Gemüse sollte ich dann auch nicht mit Käse überbacken. Ist ja eigentlich auch klar.

Das Schlimme ist nur: Neben meinem Kühlschrank liegt eine Tüte Süßigkeiten. Ich will ja keine Produktwerbung machen, aber es sind diese Süßigkeiten, für die Thomas Gottschalk Werbung macht. Die mit dem H vorne.
Nach diesen Dingern bin ich süchtig.
Allein diese kleinen Lakritzteilchen mit dem roten oder gelben Zuckerguss. Und dann diese braunen Dinger, die nach Schokolade und Kokos schmecken. Auch die Gummibärchen fristen in der Regel ein kurzes Dasein bei mir.
Doch darauf muss ich nun verzichten.
Und trotzdem grinst mich diese Tüte immer an, wenn ich in die Küche komme. 
Ich muss sie vor mir verstecken.
Das Schlimme ist nur: Wenn ich das tue, vergesse ich, wo ich sie hingelegt habe. Und wenn ich sie dann bei unserem Auszug finde, kann ich mich nicht erinnern, wie alt sie ist und werfe sie vielleicht weg. Das wäre doch auch schade.

Nun habe ich sie versteckt und mir für Ende Februar in meinen Terminkalender gespeichert: "Tüte im oberen Küchenschrank".
Das wird ein Fest!

Montag, 3. Januar 2011

Jessy Klein - Das Chat-Experiment

Vor einiger Zeit erzählte mir eine Lehrerin aus einer Stadt, die ich mal X-Stadt nenne, von einem spannenden Chat-Experiment, das sie mit ihren Schülern durchführte. Davon möchte ich gerne berichten.
Zuvor muss ich aber von der Lehrerin erzählen: Sie ist supernett, jung, lebendig und hat einen liebevollen Kontakt zu ihrer 7. Klasse. 
Nur so konnte das Experiment so gut werden, wie es wurde.

Die Lehrerin las mit ihren Schülern mein Buch "Im Chat war er noch so süß" und sprach mit ihnen über die Gefahren des Chattens. Natürlich versicherten die Schüler, nie mit einem Fremden zu chatten, schon gar nicht, ihm etwas Persönliches anzuvertrauen oder sich mit ihm zu treffen. Doch die Lehrerin blieb unsicher.
So wagte sie ein Experiment. 

Unter dem Namen Jessy Klein loggte sie sich in ein soziales Netzwerk ein und suchte nach ihren Schülern. Schnell fand sie die erste Schülerin unter ihrem richtigen Namen.
Die Lehrerin erzählte ihr die Geschichte, dass sie demnächst von Frankfurt nach X-Stadt umziehen würde und in die 7. Klasse der Realschule gehen würde.
Die Schülerin war begeistert und glaubte die Geschichte sofort. Voller Freude, demnächst diese neue Klassenkameradin begrüßen zu können, schrieb sie zurück und schickte außerdem noch eine Liste weiterer Klassenkameraden, die ebenfalls in diesem Netzwerk waren, teilweise mit ihren Namen, teilweise mit Nicknames.
Die Lehrerin arbeitete nun die Liste durch, addete einen Schüler nach dem anderen und erzählte die "Umzugsgeschichte". Alle vertrauten ihr. 

Sie erhielt nun einige vertrauliche Informationen über die Lehrer der Schule, sogar eine Liste mit guten und blöden Lehrern (und konnte dabei sehen, dass sie zu den guten gehörte).
Außerdem fragte sie verschiedene Schüler, ob sie sich nicht mit ihr treffen wollten. Einige waren dazu bereit, wollten aber nicht allein kommen. 
Ein Schüler wollte sich auch allein mit ihr treffen. Im Kino zu einem Harry-Potter-Film. 
Als er dann die Kinokarten besorgen wollte, beschloss die Lehrerin, sich zu outen. 
Mit einem Beamer betrat sie die Klasse und startete das Ergebnis ihres Experimentes.


Die Schüler waren entsetzt, als sich die Lehrerin als Jessy Klein outete. 
Danach erkannten sie, wie schnell man jemandem vertraut, wenn er einem eine plausible Geschichte erzählt. Es war ein richtiger Schock für sie zu sehen, wie ahnungslos sie in die Falle gegangen waren.
"Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse", sagte die Lehrerin am Ende der Stunde.
Aber das waren die Schüler nicht. Sie wussten, dass sie es gemacht hatte, um sie vor den Fallen des Internets zu schützen.


Sonntag, 2. Januar 2011

Eine Schreibwerkstatt gestalten

 
Am Donnerstag, Freitag und Montag hat mich die offene Schule Kassel-Waldau eingeladen, mit freiwilligen und schreibwütigen Schülern der 5. und 6. Klasse eine Schreibwerkstatt durchzuführen. Für die Schule gehört diese Werkstatt schon seit einigen Jahren zum Schulprogramm. Jedes Jahr in den Weihnachtsferien wird ein Autor gesucht, der die Schüler beim Schreiben begleitet und dafür sorgt, dass am Ende ein lesenswertes Buch für die Mitschüler entsteht.
Das ist eine verantwortungsvolle, aber auch eine spannende Aufgabe, und natürlich habe ich sofort und begeistert zugesagt.

Aber nun sitze ich hier, lese, überlege, plane, verwerfe und eine zündende Idee will nicht kommen.
Ich lese die Bücher, die unter Begleitung anderer Autoren entstanden sind. Margret Steenfatt schrieb 2007 Märchen mit den Schülern, Martin Klein ließ 2009 utopische Geschichten schreiben. Tolle Ideen sind dabei - leider sind sie nicht von mir.
Ich muss mir etwas eigenes ausdenken.

Reale Geschichten mit autobiografischen Zügen fallen mir natürlich sofort ein, aber unter welchen thematischen Rahmen soll ich diese Geschichten stellen?
Und wie führe ich die Schüler an eine Idee heran?
Mache ich eine Phantasiereise? 
Lasse ich etwas malen? 
Erkläre ich, wie man eine Mindmap macht?

Und was, wenn sie alle ganz andere Ideen haben?
Bin ich offen für alles, was passiert und passieren könnte?

Ich krame, lese, denke nach...
Mal schauen, was kommt....


Samstag, 1. Januar 2011

Magische Momente

Ich bin wieder da. 
Es war eine schöne Zeit zwischen den Jahren. 
Weihnachten und Silvester waren wir in unserem Ferienhaus, das mitten im Wald liegt. Es ist sehr romantisch hier, aber man fühlt sich auch ein wenig von der Außenwelt abgeschnitten.
Selbst die Handystrahlen dringen nur selten zu uns durch, sodass wir das Internet hier kaum nutzen können. Das ist immer eine wichtige Erfahrung.
In dieser Zeit hatten wir viel Besuch, und das habe ich sehr genossen. 

Eine besonders schöne Feier hatten wir Silvester. 
Als sich das alte Jahr dem Ende neigte, gab es eine Feuerzangenbowle (Julia, an dieser Stelle einen riesigen Dank an dich für deine Einführung in die Kunst des Zaubertranks). Dann legten wir uns die Tarotkaten und wählten eine Karte, die symbolisch für das Jahr 2011 stehen sollte.
Ich liebe diese magischen Momente.

Aus dem Stapel der Karten des "Großen Arkanums" zog ich... 
... das "Rad des Schicksals". 
Die Bedeutung dieser Karte ist:
Man spürt das Leben als ständiges Auf und Ab. Alles ist im Fluss. 
Es ist wichtig, dem Leben heiter und gelassen zu begegnen und zu wissen, dass nichts bleibt, wie es ist.

Diese Karte ist nicht unbedingt meine Lieblingskarte. 
Dem Leben zu vertrauen und mich meinem Schicksal zu ergeben, fällt mir eher schwer.
Gut zu wissen, dass ich das 2011 lernen sollte.

Ich wünsche uns allen ein spannendes neues Jahr!