Dienstag, 31. März 2020

Digitale Abwechslung


In Zeiten des reduzierten Lebens muss man sich was einfallen lassen, um den gleichmäßigen Alltag zu unterbrechen und trotzdem nicht analog mit zu vielen Menschen in Kontakt zu treten. Ich besuchte ein Webinar und traf mich dort digital mit 9000 Menschen zum Zeichnen. Dabei habe ich als Nichtkünstler gelernt, wie man Gegenstände, Buchstaben und Menschen mit einfachen Grundformen erstellt.
Hat Spaß gemacht und war irgendwie … erfrischend einfach.
Danke an Simone Abelmann.

Sonntag, 22. März 2020

Das Leben danach



Ich bin oft in Gefängnissen zu Besuch, manchmal zu Schreibwerkstätten, manchmal zu Lesungen, und einmal auch über einen längeren Zeitraum, in dem ich mit Jugendlichen zusammen an einem Buch gearbeitet habe. Die Gefängnisse, in denen ich war, waren sehr unterschiedlich. Manchmal war ich im offenen Vollzug, wo die Gefangenen tagsüber arbeiten oder zur Schule konnten, häufiger aber war ich im geschlossenen Vollzug, wo nichts mehr nach draußen möglich war. Die Gefangenen waren dort auf ihre Zellengenossen oder auf die Gruppe angewiesen, auf die sie stundenweise trafen, wenn sie auf dem Flur Freizeit hatten oder nach draußen auf den Hof durften.  
Auch die Gefängnisse waren sehr unterschiedlich, vom echten mittelalterlichen Backsteinknast bis hin zum modernen videoüberwachten Betonklotz. Überall bemühte man sich um gemütliche Ecken mit Bildern, Blumen und Sofas, doch sie konnten nicht über die deprimierende und aggressive Stimmung hinwegtäuschen, die überall herrschte. Es war, als wenn man versuchte, einen Kellerraum gemütlich zu machen. 
Wenn ich nach so einem Tag wieder durch die Schleuse durfte, vorbei an den Polizisten und dem Wachpersonal bis zum Pförtner, meinen Pass und mein Handy wieder ausgehändigt bekam und auf die Straße trat, hatte ich immer das Gefühl, dass die Sonne heller, der Himmel blauer und die Blumen bunter leuchteten. Dann wurde mir immer klar, dass das höchste Gut des Menschen die Freiheit ist.

Sonntag, 15. März 2020

Vertrauen



 
Sie hat einige wilde Stunts auf der Schaukel ausprobiert. Plötzlich macht sie einen Salto kopfüber und knallt auf den harten Boden. Einen atemlosen Moment liegt sie da und schaut in den Himmel.
„Hast du dir weh getan?“, rufe ich erschrocken.
Sie springt auf und schüttelt sich. „Nein“, sagt sie. „Die Erde hat mich aufgefangen.“

Montag, 9. März 2020

Wie die Lektüre „Ben bei den Piraten“ entstand



 
Vor zwei Jahren ist meine dreistufige Lektüre „Ben bei den Piraten“ erschienen, und weil sich die Schüler immer so für die Entstehungsgeschichten meiner Bücher interessieren, will ich mal erzählen, wie ich dazu gekommen bin, sie zu schreiben.
Bücher brauchen oft ein Jahr, bis sie erscheinen, und so habe ich diese Lektüre 2017 geschrieben. In diesem Jahr war ich in der Stadt Gotha „Stadtschreiberin“. Ich habe ein halbes Jahr lang in der Stadt gewohnt und bin natürlich sehr oft und gerne durch die Stadt gebummelt.
Gotha hat ein schönes Schloss, in dem ich oft gewesen bin. Wenn man das Schloss besichtigen wollte, musste man sich dicken braunen Filzpantoffeln anziehen, damit man das gute Parkett nicht beschädigte.  Diese dicken Puschen gibt es ja in jedem Schloss, und sie retten sich durch alle Generationen.
Als ich auf den Pantoffeln durch die Räume schlitterte, vorbei an den Gemälden aller wichtigen Könige und Königinnen, die im Schloss Gotha gelebt haben, flog mich eine Idee an. Wie ist es wohl, wenn ein Kind durch die Räume rutscht, verliert die Kontrolle über seinen Körper und landet direkt in einem Bild? Und in welchem Bild könnte es landen, um etwas ganz spannendes zu erleben? Natürlich mitten unter den Piraten.
Der Junge in meiner Geschichte sollte zunächst Paul heißen, aber der Titel „Paul bei den Piraten“ gab es schon. So habe ich ihn Ben genannt, nach meinem jüngsten Sohn, der ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Ben in diesem Buch hat.
Es hat mir großen Spaß gemacht, die Lektüre zu schreiben, und ich hoffe, du merkst es, wenn du es liest.




Mittwoch, 4. März 2020

Corona und ich



Ich bin erst mal aus NRW nach Brandenburg geflüchtet. Hier wohnen ja nur wenige Menschen, vor allem keine Italiener und Chinesen. Ich wasche mir stündlich viermal die Hände, desinfiziere sie dann und binde mir meinen Mundschutz um. Sollte ich hier in meiner Isolation doch mal jemanden sehen, winkte ich ihm von weitem zu und deute damit an, dass wir uns auch nahe sein können, wenn er Abstand hält.
Am Montag war ich einkaufen. Das war eine kluge Entscheidung, denn die Hamsterkäufe fanden am Wochenende statt. Montag waren die Regale wieder voll, aber es gab keine Schlangen an den Kassen.
So richtig gut geht es mir nicht. Ich habe ein bisschen Kopfschmerzen, aber ich will jetzt nicht den einzigen Arzt, der hier weit und breit durchhält, auch noch belästigen. Das Wartezimmer ist sicherlich überlaufen, und nachher hole ich mir neben Corona auch noch eine Grippe oder eine Magen- und Darminfektion.
Ansonsten ist alles schick.
Ich bin allerdings traurig, dass die Leipziger Buchmesse ausfällt, und das ist diesmal nicht ironisch gemeint.