Dienstag, 24. September 2019

Wehmut



Es ist traurig, wenn man sich von einer großartigen pädagogischen Idee verabschiedet und erkennen muss, dass sie nur einer kleinen Gruppe an Lehrern bedeutsam war, die Mehrheit aber nicht erreichte. Vor 30 Jahren entdeckte ich die Gestaltpädagogik für mich, war viele Jahre lang Teil einer Ausbildungsgruppe, besuchte Fortbildungen und Tagungen.
Nun sitzen wir alle wieder im Kreis zusammen, ein kleines Grüppchen nur noch, und betrachten einander. Ich sehe meine Falten in den Gesichtern der anderen. Wir sind alle zusammen älter geworden, und bevor unsere Gruppe zum Treffen rund um die Feuerzangenbowle mutiert, nehmen wir Abschied. Wir trennen uns nicht nur voneinander sondern auch von der Tatsache, dass wir andere nicht überzeugen konnten, dass diese pädagogische Entwicklung einzigartig war. Jede Generation hat ein Recht auf ihre eigenen Ideen.
So mischt sich Wehmut und Dankbarkeit in die Abschiedsrunde. Die Gestalt ist uns allen über lange Zeit Heimat und Familie gewesen. Für mich war sie lebensbestimmend, hat vieles in mir und um mich herum verändert und geholfen, dass ich mich und andere klarer wahrnehmen kann und gelernt habe, meine persönlichen Ressourcen und Potentiale zu entfalten. Die Tagungen werden mir fehlen, aber die Freundschaften und Beziehungen werden bleiben, und die Gestaltpädagogik wird natürlich immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Donnerstag, 19. September 2019

Nur drei Worte



Frage: Welches sind die schönsten drei Worte der Welt, wenn nach einer ziemlich kühlen Nacht die Heizung ausgefallen ist?
Antwort: „Kriegen wir hin.“
(Worte des Heizungsinstallateurs)


Sonntag, 15. September 2019

Kriminell gute Logicals



 
Großes Ganoventreffen im Hotel. Wer ist gekommen?
Inspektor Bruno Bärenklau schleicht auf dem Parkplatz auf und ab und betrachtet die Limousinen:
Karoline Kluge steht eigentlich auf rote Autos, aber diesmal ist sie auf einen schwarzen Pickup umgestiegen.
Willi kommt mit seinem dicken BMW nie in die Parklücke und steht ganz am Ende, direkt neben der Hecke.
Susi Schlaumeier und Benno Blomberg mögen sich gerne und stehen auch nebeneinander.
Susis Mann ist Vertreter für Maserati, darum fährt auch seine Frau einen goldenen.
Bennos Käfer steht ganz vorne am Eingang.
Willi und Benno fahren einen grünen Wagen.

Zugegeben, als ich den Auftrag zu diesen Logicals vom Auer-Verlag bekam, hätte ich beinahe abgewinkt. Ich bin nämlich überhaupt nicht gut darin, solche Sachen zu lösen. Wie soll ich dann so etwas schreiben? Aber die Lektorin machte mir Mut und gab mir ein paar gute Tipps an die Hand, wie man erstens so etwas löst und zweitens so etwas schreibt. Und wenn man einmal kapiert hat, wie es geht, macht es riesigen Spaß.
Aber es ist natürlich auch eine große Lesemotivation für Schüler, weil die Leseleistung nicht so groß sein muss und man trotzdem schnelle Erfolge hat. Um aber für gute und schwächere Schüler zu differenzieren, gibt es in diesem Buch auch einfachere und schwierigere Fälle zu lösen. Viel Spaß also bei den steinreichen Ladys, die ihre Diamanten verstecken, bei den Gangstern, die versuchen, sich ein Alibi zu verschaffen oder bei der Verfolgungsjagd über die Autobahn.

Dienstag, 10. September 2019

Der Lehrermangel und ich



Nun ist es raus. 26 000 Lehrer fehlen an deutschen Grundschulen. Um dem Lehrermangel Herr zu werden, werden auch Dachdecker und Reisekauffrauen eingestellt, so die Nachrichten. Hauptsache, vorne vor der Klasse steht jemand.
„Es hilft nichts“, sage ich zu meiner Freundin Rita. „Unser Land braucht uns jetzt. Wir müssen wieder zurück an die Kreide!“
„Jau“, sagt Rita und lacht schallend. „Das wär`s wohl noch!“
Rita und mich verbinden einige gemeinsames Schicksale: Wir haben den Referendardienst zusammen gemacht, eine harte Zeit, in der wir damals immer wieder zu spüren bekamen, dass nur die besten von uns in den Schuldienst kommen würden. Und tatsächlich wurde nach uns eine ganze Generation an Lehrern einfach vergessen und umgeschult.
Wir hatten das riesige Glück, bei dem Einstellungsschwung dabei zu sein, hatten aber keine Wahl und trafen uns an einer Brennpunktschule im Duisburger Norden wieder. Auf unsere persönlichen Wünsche, in der Nähe von Familie und Freunden zu leben, wurde keine Rücksicht genommen. So genau nimmt der Staat dann die Fürsorgepflicht doch nicht.
Aber alles ist ja bekanntlich zu etwas gut, und so haben wir natürlich aus dieser Zeit viel mitgenommen, vor allem aber, dass es Situationen, Familien und Kinder gibt, die wir uns vorher in unserem gut behüteten Leben nicht vorstellen konnten.
Das Unterrichten und das Arbeiten mit den Kindern hat uns immer Spaß gemacht, aber der Druck und die Kontrolle waren ständige Begleiter des Schuldienstes. Dazu kamen ständig wechselnde Programme und Projekte, mit denen wir zu beweisen hatten, dass wir Lehrer keine faulen Säcke sind, die nur auf die Ferien warteten. Unpädagogische Vergleichsarbeiten, stetige Mehrbelastungen und ewige Kontrolle konnten einem jede Freude an der Arbeit nehmen – ach ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass das Gehalt natürlich nie gestiegen ist, obwohl wir noch zusätzlich den Job der Förderlehrer übernehmen mussten.
Nun denn, das war sicherlich nicht der Grund für mich, aus dem Beruf auszusteigen, vielmehr war es eher die Feststellung, dass der Beruf als Autor der Schönere und vor allem Freiere war.
Wenn ich mal einen Tipp zur Beseitigung des Lehrermangels abgeben darf: Angemessene Bezahlung und Gleichstellung der Lehrer aller Bundesländer wäre schon mal ein guter Anfang. Und ein bisschen mehr Respekt auf der einen und Fürsorge auf der anderen Seite können auch nicht schaden.

Samstag, 7. September 2019

Foto-Shoppen in Lemgo



Lemgo ist der Ort, der in meinem Personalausweis als Geburtsort angegeben wird, und so wird er mir auch als Heimat zugerechnet. Tatsächlich aber habe ich hier nur wenige Jahre gelebt, bis zu meinem dritten Lebensjahr -  und an diese Zeit erinnere ich mich nicht wirklich - und die Zeit um mein Abitur herum, die nicht besonders einfach war. Lemgo ist aber die Heimat meiner Eltern, die hier aufwuchsen und hier auch beerdigt wurden. Ganz besonders aber ist sie die Heimat meines Vaters, der hier so gerne lebte.




Lemgo ist schön, und obwohl die Stadt klein und übersichtlich ist, ist sie lebendig mit hübschen Geschäften, alten Fachwerkhäusern und kleinen Gassen. Ich habe wenig Zeit, und doch lasse ich es mir nicht nehmen, durch die vertrauten Straßen der Innenstadt zu spazieren und aus neuen Perspektiven zu fotografieren. Nur das Rathaus kenne ich aus allem möglichen Postkarten und Bildbänden genau so, wie es auf meinem Foto ist. Das ist das Schöne an historischen Gebäuden: Sie ändern sich nicht – werden nur hin und wieder verschönert. 

Donnerstag, 5. September 2019

Recherche



Es gibt ihn tatsächlich, diesen klitzekleinen Ort, in dem meine neuste Geschichte spielt: Hohensonne, ein Ort im Nord-Osten Lippes an der Grenze zu Niedersachsen. Ich gehe ein kleines Stück spazieren und ernte freundlich verwunderte Blicke der Dorfbewohner. Gäste sind hier nicht unerwünscht, aber selten. Trotzdem hat man für Besucher, aber auch für sich selbst, ganz besondere Bänke aufgestellt, die einen wunderschönen Ausblick ermöglichen. 

Montag, 2. September 2019

Ein neues Familienmitglied



Unsere Familie ist um einen Erdenbürger reicher geworden. Emil Theodor Weber erblickte am 31.August gegen 6.00 Uhr im Geburtssaal in Witten-Herdecke das Licht der Welt. Wie alle unsere Kinder und Enkelkinder ließ er sich Zeit. Eine Woche länger als die Ärzte für ihn errechnet hatten, ließ er sich im Bauch seiner Mutter herum tragen, bis er sich dann doch entschied, sich der Welt zu zeigen.
Ich habe ihn noch nicht persönlich kennen gelernt. Noch brauchen er und die Familie Ruhe, bis sie sich meinen dicken Omi-Schmatzern stellen können. Ich nehme es seufzend hin, dass das Leben mal wieder hart ist.