Montag, 30. Dezember 2019

Jahreswechsel



Es gibt Diskussionen, die sich Jahr für Jahr wiederholen. Viel Wind wird bewegt, und er erzeugt nicht mal so viel Energie um eine Kinderwindmühle zu bewegen. Die Diskussion um die Geschwindigkeitsbegrenzung zum Beispiel. Ich würde mich freuen, wenn sie käme, doch ich weiß genau, wenn man darüber diskutiert, wird nur heiße Luft hin und her gepustet. Wir Deutschen lassen uns die Freiheit nicht nehmen, uns in den Tod zu rasen …
Zum Jahreswechsel steht mal wieder die Diskussion um die Silvesterraketen an, the same procedure as every year. Schon als ich im Kindergarten war, sagte man, dass die Kinder in Biafra verhungern aber wir das Zeug in die Luft ballern. Später waren es dann die Krankenhäuser, die man eigentlich für das Geld bauen könnte, dann die Tiere, die vor Panik nicht wüssten, wohin. Nun ist es der Feinstaub, der die Luft verpestet und uns alle früher sterben lässt. Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe noch nie in meinem Leben einen Böller in die Luft geschossen. Allerdings nicht aus hehren Motiven, sondern einzig und allein, weil ich immer ein bisschen Schiss vor den Dingern habe. Im Prinzip aber fände ich ein stummes und schweigendes Silvester ziemlich trostlos. Darum freue ich mich so ganz ganz heimlich, wenn andere ein buntes Feuerwerk am Himmel zum Leuchten bringen. Aber natürlich nur ganz ganz heimlich. Denn dass die Tiere in Panik geraten, habe ich als Hunde- und Pferdebesitzer immer selbst zu spüren bekommen. Und dass viel Geld verbrannt wird, ist mir natürlich auch klar, auch wenn die, die es verprassen, es sowieso nicht für wohltätige Zwecke spenden würden.
So nehme ich hin, was passiert, bringe mich vor den Raketen in Sicherheit, aber freue mich, wenn sie leuchten (und auch ein bisschen, wenn sie knallen).
Auch meine eigenen Vorsätze wiederholen sich Jahr für Jahr: Weniger Schokolade, Kaffee und Rotwein … aber es wäre ja auch ein ödes Jahr, wenn ich diese Vorsätze in die Tat umsetze.

Montag, 23. Dezember 2019

Fröhliche Weihnachten




Zwischen Einkaufsstress und Hausputzattacke ganz schnell einen herzlichen Weihnachtsgruß an euch. Genießt die Zeit mit euren Lieben, und wenn ihr Weihnachten allein verbringt, weil die Familie zu klein, zu weit weg oder sonst was ist, denkt nicht immer: Die anderen haben es sooo gut. Weihnachten mit Tannenbaum und Familie, mit gutem Sonntagsbraten und schönen Geschenken … das ist es jetzt. Glaubt mir, ein Weihnachtsfest mit einem guten Buch auf dem Sofa hat auch seine guten Seiten.
Bei uns gibt es keine feste Weihnachtstradition, aber in diesen Jahr wird sich unser Haus recht stimmgewaltig füllen. Wir haben nämlich am 1. Weihnachtstag ein Schwesterntreffen mit Familien, und das ist immer laut und lustig. Aber auch die Kinder und Enkel werde ich sehen. Ich freue mich darauf, auch wenn ich im Moment ziemlich im Einkaufs- und Putzstress bin.
Ich wünsche euch eine gute Zeit.

Samstag, 21. Dezember 2019

Oh mein Gott, er war es!



Gestern war ich in Bückeburg unterwegs, um die Hofreitschule und das Marstallmuseum zu besichtigen. Das Museum war gut gemacht  mit interessanten Exponaten, kleinen Filmen und interaktiven Möglichkeiten, verschiedene Pferdesättel auszuprobieren. Auch die Pferde in den königlichen Ställen konnte man anschauen. Schon beeindruckend, wie gut es die Pferde hatten. So eine geräumige Kammer hätte sich so manches Zimmermädchen sicherlich auch gewünscht.




Als ich über den Schlosshof ging, kam mir dann sogar der Fürst persönlich entgegen, Fürst Alexander von Schaumburg-Lippe nebst Partnerin und Sohn. Ich erkannte ihn sofort, weil ich ihn nur drei Minuten vorher auf einem Prospekt gesehen hatte. Aber bevor ich rufen konnte: „Gnädiger Herr, Sie sind es, kann ich mal ein Selfie mit Ihnen machen“,  war er auch schon an mir vorbeigeweht.
Wieder mal eine Chance verpasst. Aber ich kann wenigstens sagen: Ich habe ihn gesehen. Und das kurz vor Weihnachten!  

Montag, 16. Dezember 2019

Post – Post – Post



Manche Schülerbriefe kommen daher wie eine warme Dusche, so zum Beispiel ein dicker Umschlag aus der Dannewerkschule in Schleswig. Die Klasse 7 hatte mein Buch „Im Chat war er noch so süß“ gelesen, und da die Schüler so hoch konzentriert und motiviert bei der Sache waren, beschloss die Lehrerin, eine Klassenarbeit über das Buch zu schreiben. Weil auch diese Klassenarbeit ausgesprochen gut ausfiel und die Schüler so unterschiedliche Meinungen und Analysen gefunden hatten, entschied die Klasse, mir die Arbeiten als Briefe zu schicken. Jeder Schüler verfasste einen mehrseitigen Brief in Supersonntagsausgehhandschrift, dazu noch auf schönem Briefpapier.
In Zeiten von Whatsapp und Mail haben solche Briefe einen richtigen Seltenheitswert.
Besonders schön fand ich auch, dass ich ein Foto von der Klasse bekam. So hatte ich beim Antworten Schüler vor Augen, was die Rückantwort noch persönlicher machte.
Ich bringe die Antwortpost gleich in den Kasten – und hoffe, ihr müsst im Weihnachtstrubel nicht allzu lange darauf warten!  

Sonntag, 8. Dezember 2019

Fotografen bei der Arbeit


Ich fotografiere leidenschaftlich gerne. Schon als Kind hatte ich einen guten Fotoapparat, und es gehörte zu den Familienausflügen der Webers, dass meine Schwestern, mein Vater und ich gemeinsam auf Motivsuche gingen und uns über Blenden, Zeitmessungen und Entfernungen austauschten. Natürlich liebe ich es auch, wenn andere gute Fotos machen. Besonders beeindruckt bin ich von tollen Sportfotos.
An diesem Wochenende traf ich bei einem schönen Familienfest in Göttingen ganz zufällig einen Fotografen wieder, dessen Fotos ich sehr schätze: Harald Wenzel, ein großartiger Sport-, Portrait-, und Landschaftsfotograf. Er erstellt mit seinen Fotos einfühlsame Bilder von Menschen und fängt durch ungewöhnliche Perspektiven ausdrucksvolle Stimmungen ein.


Während er auf dieser Feier auf stille Weise umher ging und fotografierte, hatte ich die Gelegenheit, ihn heimlich bei der Arbeit zu beobachten. Wenn er seine Kamera auf jemanden richtete und ihn fokussierte, schaute er selbst in eine ganz andere Richtung. Er arbeitete schnell, präzise und mit diesem „Ich war das gar nicht“-Blick. Und trotzdem hatte er sein Ziel ganz klar vor Augen. Keine Ahnung, wie er so etwas möglich macht, aber es sind auf diese Weise tolle Fotos entstanden.
Zuletzt durfte ich dann auch eins von ihm machen. 
Harald Wenzel ist auch bei Facebook.



Mittwoch, 4. Dezember 2019

Ein Wochenende am Beversee



Manchmal gönne ich mir eine ganz eigene Schreibzeit – schreiben nur für mich. Besonders schön ist diese Zeit, wenn ich sie mit einem Ort verbinde, der eine ganz besondere Bedeutung für mich hat. So fuhr ich an diesem Wochenende zum Fritz-Perls-Institut an den Beversee im Bergischen Land und nahm dort an einem Seminar für „Green Meditation“ und „Green Writing“ teil.
Am Fritz-Perls-Institut am Beversee habe ich eine lange therapeutische Ausbildung gemacht, und ich kenne den See in allen Jahreszeiten.
Diesmal waren See und Institut in den Nebel getaucht – eine gute Zeit für interessante Begegnungen und kraftvolle naturverbundene Texte.



Donnerstag, 28. November 2019

Lebenslisten


Tausend Dinge, die man tun sollte, bevor man stirbt, heißt ein bekannter Buchtitel. Ehrlich, bei solchen Lebenslisten sträuben sich mir die Nackenhaare, und ich frage mich unwillkürlich: Was hat derjenige denn bisher gemacht, wenn noch tausend Dinge übrig bleiben? Eins ist klar: Viel gelebt hat er bis jetzt jedenfalls nicht.
Spontan sind mir diese Lebenslisten zuwider. Das liegt sicherlich daran, dass ich noch gar nicht sterben will. Auch fällt mir gar nichts ein, was ich so unbedingt noch bis zum Lebensende gemacht haben möchte.
Aber nachdem ich das Thema Tod und To-Do-Liste etwas näher an mich heran gelassen habe, fallen mir doch ein paar Dinge ein, die ich noch gerne bis zu meinem Lebensende machen möchte. Tausend sind es natürlich nicht, allerhöchstens 7.
Ich würde zum Beispiel noch mal gerne nach Brasilien fliegen und unsere Freunde wieder treffen. Ich würde auch gerne mal einen Pilgerweg entlang gehen. Und eine Fahrt mit dem Wohnmobil quer durch die USA sollte auch noch in diesem Leben drin sein.
Einen Lebenswunsch aber erfülle ich mir an diesem Wochenende. Mal schauen, vielleicht erzähle ich euch davon. Auf alle Fälle sind nach dem Wochenende nur noch 6 Punkte auf der Liste. Jedenfalls, wenn alles gut geht ... 


Sonntag, 24. November 2019

Totensonntag



Heute widme ich diesen Post meinen Eltern Elisabeth und Wilhelm Weber, denen ich immerhin mein Leben zu verdanken habe.
Wie ihr an dem Grabstein erkennen könnt, liegen zwischen dem Sterbedatum meiner Mutter und dem meines Vaters 28 Jahre. Das ist so eine lange Zeit, dass mein Vater das Grab meiner Mutter ein zweites Mal kaufen musste, sonst wäre es eingeebnet worden. Aber er hatte immer den Wunsch, dort neben ihr beerdigt zu werden.
Jetzt, wo sie beide wieder zusammen liegen, fühlt sich das Grab vollständig an. Ich gehe gerne über den Friedhof und besuche sie dort. Der Friedhof ist groß, fast parkähnlich, und doch ist allen, die darüber gehen klar, dass man an diesem Ort inne halten und die Ruhe der Toten respektieren sollte.
Ich erinnere mich noch, als ich mit meinem Vater und meiner Schwester über den Friedhof ging, um einen Platz für meine Mutter zu suchen, die sehr plötzlich und viel zu früh gestorben war. Damals war uns so schwer ums Herz, und doch hatten wir den Wunsch, einen Ort für sie zu finden, der sonnig ist und das Herz weitet. So hat dieses Grab für mich in seiner Schönheit und Stille eine ganz besondere Kraft.

Samstag, 23. November 2019

Lesung in Essen



Wer hier regelmäßig mitliest, wird bemerkt haben, dass ich nicht mehr so oft zu Lesungen unterwegs bin. Mein Privatleben ist unruhig geworden und ich bringt mich dazu, mehr Kilometer auf den Autobahnen zu verbringen, als mir lieb ist. Da habe ich die Lesungen und die damit verbundenen Fahrten deutlich reduziert. Aber Ausnahmen gibt es natürlich immer. Wie diese hier: Die Erich-Kästner-Gesamtschule in Essen. Diese Lesungen sind immer ein kleines Schulevent und werden liebevoll vorbereitet. Der Stufenleiter Artur Nickel organisiert diese Veranstaltung seit vielen Jahren für die sechsten Jahrgangsstufen, und oft lädt er mich dazu ein. Diesmal waren auch die Autoren Franjo Terhart und Barbara Zoschke zu den Lesungen eingeladen.  
Die Lesungen finden immer im Klassenzimmer statt und man trifft nur auf eine Klasse – das macht das Leseerlebnis zu einem besonders intimen Moment und führt sicherlich auch dazu, dass die Schüler besonders interessiert sind und viele Fragen haben.
Ich bin immer begeistert von diesem Multi-Kulti des Ruhrgebiets. Als ich anfing, zu lesen, war es so still in der Klasse, dass ich etwas irritiert fragte: „Versteht ihr mich überhaupt? Rede ich zu schnell?“ Ich meine … zwanzig Kinder, von denen die meisten sowas von überhaupt nicht „typisch deutsch“ aussehen … da ist doch so eine Frage berechtigt, oder? War sie aber nicht. „Klar“, meinten sie und winkten ab. „Lesen Sie weiter!“ Und dann merkte ich, sie waren einfach nur so still, weil sie es so spannend fanden.



Dienstag, 19. November 2019

Freundschaft




„Ein Freund ist jemand, der alles von dir weiß, und dich trotzdem lieb hat.“
Dieses Zitat liebe ich sehr. Freundschaften sind mir unglaublich wichtig. Vor allem, wenn man, wie ich, in einer sehr männerdominierenden Familie lebt, sind gute Freundinnen unerlässlich.
Die Freundschaften, die ich pflege, haben oft eine lange Geschichte und tiefe Wurzeln. Selbst wenn wir uns eine Zeitlang nicht gesehen haben, ist die Vertrautheit auf der Stelle wieder da. Bei diesen Treffen finden all die Klassiker statt, die man aus diesen typischen Frauenfilmen kennt: Lange Spaziergänge durch Täler und Wälder, die schnelle Abendrunde um den Pudding, der gute Rotwein auf dem Sofa, das Essen beim Lieblingsitaliener und diese typischen Klischee-Fraueneinkäufe: Zwei Umkleidekabinen nebeneinander, kritische Blicke, Kopfschütten oder Begeisterungsschreie und zuletzt gut gefüllte Einkaufstüten. 

Dienstag, 12. November 2019

Gespräch am Abend

Ich: Weißt du, was mir heute passiert ist?
Er: …
Ich: Wir haben doch gestern über Bitcoins geredet …
Er: …
Ich: Und in dieser Nacht habe ich eine Werbemail über Bitcoins gekriegt.
Er: …
Ich: Findest du das nicht komisch?
Er: Nö.
Ich: Meinst du, mein Handy hört mich ab?
Er: Klar.
Ich: Wieso sagst du das? Ist dir so was auch schon mal passiert?
Er: Nö. Ich rede ja nicht so viel.
Ich: …


Samstag, 9. November 2019

30 Jahre Mauerfall



Wie haben Sie den Fall der Mauer erlebt? Diese Frage wird im Moment oft in den Medien gestellt. Zeitzeugen erinnern sich in Ausstellungen und Talkshows.
Ich komme als Zeitzeuge nicht in Frage. Den Mauerfall erlebte ich zwischen Bügelwäsche und Windelbergen vor dem Fernseher, blickte fassungslos auf Momente, in denen sich Menschen die Hände durch den Stacheldraht reichten oder auf der Mauer tanzten. Es war für alle ein unglaublicher schwindelerregender Moment.
Persönlich war ich gerade in einer völlig anderen Phase. Meine Mutter war ein halbes Jahr vorher plötzlich und unerwartet gestorben, und sie fehlte mir so. Unser drittes Kind war geboren, war sehr krank und musste mehrfach operiert werden. Mein Tag war voller Sorgen und übervoll mit Arbeit. Diese großen Gefühle nach Freiheit und Freude in Ost und West standen im großen Kontrast zu meiner persönlichen Befindlichkeit. Meine Welt war klein geworden, beschränkte sich auf das Haus, die Schule und den Wohnort.
So wurde auch für mich dieser Moment der Grenzöffnung erst viel später persönlich bedeutsam.
Mittlerweile pendele ich seit einigen Jahren regelmäßig zwischen West und Ost hin und her. Immer aber wird in Helmstedt die Grenze bewusst,  die unser Land so lange Zeit in zwei Teile teilte.   

Dienstag, 5. November 2019

Goldene Konfirmation



„Goldene Konfirmation? Da würde ich ja niemals hingehen. Ich kann mich überhaupt nicht an meine Konfirmation erinnern. Geschweige denn daran, wer in meiner Gruppe war“, so ein Freund.
Mir geht es anders. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich konfirmiert wurde. Es war der 4. Mai 1969, ein sonniger Frühlingstag, an dem wir alle ziemlich in unseren schwarzen Kleidern und Anzügen schwitzten – und nicht nur, weil die Sonne schien.
Jaja, damals wurde man noch in Schwarz konfirmiert, und wenn ich mir das Foto anschaue, das vor unserer Kirche gemacht wurde, sehen wir alle ein bisschen aus wie unsere eigenen Mütter und Väter.
Nun liegt die Einladung zur Goldenen Konfirmation vor, und ich weiß sofort, dass ich dahin möchte, nach Minden in die Petrikirche, um das Fest zu feiern, die anderen wieder zu sehen, aber auch, um mal wieder in einem Gottesdienst zu sitzen.


Jetzt ist es November, 50 Jahre später, aber auch dieser Tag ist sonnig und mild. Von unserer damals neunzehnköpfigen Gruppe haben sich sieben eingefunden. Auch der Pastor, der uns damals konfirmierte, hat es sich nicht nehmen lassen, uns an diesem Tag mit seinem Segen zu begleiten.
Die Kirche hat sich von einem düsteren Gotteshaus in einen hellen gemütlichen Vortragsraum verwandelt. Nur der Gottesdienstablauf ist unverändert – mit Orgel, Gebeten, viel Singen und einer guten Predigt. Meine Familie gehörte der evangelisch reformierten Gemeinde an, eine Abspaltung der Evangelischen Kirche, die sich ungefähr vom Evangelischen so verhält, wie Nussschololade zu Mandel-Vollmilch-Schokolade, für den einen ein großer Unterschied, für den anderen egal - Hauptsache Schokolade. Aber diese Gemeinde ist durch das Reformiert-Sein eine Besonderheit in Minden. Sie ist recht klein und hat einen großen Einzugsbereich. Das machte es vielleicht aus, dass man besonders zusammen hält. Viele meiner Mitkonfirmanden haben mich jedenfalls ein längeres Stück meines Lebens begleitet.
So ist auch das Wiedersehen ein bisschen wie ein Klassentreffen. Wir freuen uns, einander wieder zu sehen, erinnern uns an alte Zeiten, tauschen gute Gedanken aus und sind uns so vertraut, wie es Menschen sind, die eine gemeinsame Lebensgeschichte teilen.  
Ich genieße den Tag und nehme mir vor, viel häufiger mal wieder nach Minden zu fahren, endlich mal wieder einen Gottesdienst zu besuchen und vielleicht mal wieder in einem Chor zu singen.
Danke an alle, die dieses Treffen ermöglicht haben!



Samstag, 2. November 2019

Die Droste


In Paderborn im Stadtmuseum gibt es schon seit einiger Zeit eine Sonderausstellung über Annette von Droste-Hülshoff, die ich schon längst mal besuchen wollte. 
Mit Annette habe ich mich immer verbunden gefühlt, allein durch den Vornamen. Aber sie kommt eben auch aus Westfalen und ist viel durch das Paderborner Land gereist, um ihre ganze große Sippe zu besuchen. Viele Gründe also, um endlich mal mehr über die Frau kennen zu lernen, von der ich die Judenbuche und den Knaben im Moor in der Schule gelesen hatte.
Immer wenn ich mal wieder in einem Museum bin, bin ich begeistert, wie interaktiv und spannend die geworden sind. Man erlebt echte Events.
Auch diese Ausstellung war wunderbar aufbereitet. Man wurde angehalten, Zitate zu suchen und zu sammeln, man hatte die Möglichkeit, sich Gedichte vorlesen zu lassen und man konnte die Landschaften begehen, durch die sie gereist war. Zwischendurch gab es ungewöhnliche Exponate wie diese Textseite, mit einer klitzekleinen Handschrift geschrieben, damit Papier gespart wurde.

„Die Zeit läuft so schnell und immer Confuser – daran sind die Eisenbahnen Schuld – man kommt auseinander, leiblich und geistig. – Gottlob, daß das Hangen an Erinnerungen mit den Jahren zunimmt, sonst müßte es eine schreckliche Zerfahrenheit geben.“
Danke, Annette. Das hätte ich auch nicht besser ausdrücken können! Du wusstest allerdings damals noch nicht, dass das Auto für noch größere Zerfahrenheit sorgen kann. Und das Flugzeug erst…




Donnerstag, 31. Oktober 2019

Kinderspiele



Mittlerweile entwickele ich mich zur Lego- und Playmobilexpertin, und ich muss sagen, dass ich schwer beeindruckt bin, wie sich das Spielzeug verändert hat. Besonders bei den Lego-Bauanleitungen haben sie offenbar einen Pädagogen hinzu gezogen. Die sind so klar und einfach, dass Kinder tatsächlich schon ganz früh selbständig damit was anfangen können. (Vielleicht sollte Ikea mal bei Lego eine Fortbildung machen.)
Bei Playmobil hat sich die Liebe zum Detail durchgesetzt. Das Krankenhaus ist bis in die kleinste Finesse ausgearbeitet: OP-Liege, Ultraschallgerät mit Sinuskurve, sogar Skalpell und Mundschutz liegen bereit. Der Nachteil ist nur, dass man jetzt lange in der Spielzeugkiste wühlen muss, wenn die Puppe einen Gipsverband haben muss, statt einfach nur so zu tun als ob.
Auch bei der Schuleinrichtung ist alles da: Arbeitsblätter, Schwamm, Kreide, Tafel… Stutzig werde ich nur beim Tafelanschrieb. Pythagoras – schon in der Grundschule? Naja, ist vielleicht eine Schule für Hochbegabte.    

Samstag, 26. Oktober 2019

Selfpublishing oder Verlag



Soll man sein Manuskript selfpublishen oder sich einen Verlag suchen? Vor dieser Entscheidung steht man oft gar nicht. Die Suche nach einem Verlag kann nämlich Jahre dauern und ist oft unendlich frustig. Die Verlage sind so sehr mit Manuskripten eingedeckt, dass man eine endlose Zeit warten muss. So bedeutet ein Schweigen über mehr als drei Monate letztendlich „Nein“, ohne dass man eine Absage bekommen hat.
Mit dem Selfpublishing hat sich seit einigen Jahren eine neue Alternative aufgetan hat. Plötzlich hat man das Schicksal seiner Bücher wieder in der Hand. Natürlich ist es nicht einfach, sich in der riesigen Konkurrenz im Selfpublishing einen Namen zu machen und sich zu etablieren, aber man hat wenigstens die Chance dazu.
Seit einigen Jahren praktiziere ich beides, und seitdem hat mein Autorenleben  ganz neuen Schwung bekommen. Ich kann es nicht gut aushalten, in Dauerschleifen gedrängt und zum Warten verdammt zu werden. Dazu schreibe ich viel zu gerne. Es gibt auch Themen und Ideen, von denen ich total überzeugt bin, und es macht mich mürbe, wenn ich andere erst lange davon überzeugen muss.
Beim Selfpublishing gibt es nur eine Instanz: Die Leser. Sie zu überzeugen ist natürlich im Dschungel der Millionen anderer Bücher nicht so einfach, doch auch dafür ist man selbst verantwortlich, und auch das liebe ich. Natürlich bin ich nicht so blauäugig, zu sehen, dass eine riesige Plattform wie amazon oder Thalia von der Hoffnung der Autoren gut lebt. Natürlich sehe ich auch, dass sich die Autoren untereinander das Wasser abgraben, indem sie ihre Arbeit für wenig Geld oder sogar kostenlos zur Verfügung stellen. Aber wer hat gesagt, dass das Autorenleben einfach ist? Freiheit bedeutet ja, dass auch andere sie für sich in Anspruch nehmen.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Lieblingsplätze



Jeder Mensch hat diese Lieblingsplätze, an denen er gerne sitzt, um Kraft zu tanken und die Sonnenstrahlen in sein Herz zu lassen. Meiner ist dieser hier.









Sonntag, 20. Oktober 2019

Buchmesse an einem Donnerstag


 

Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man an einem Donnerstag oder an einem Samstag zur Buchmesse fährt. Der große Unterschied besteht vor allem darin, dass man die Bücher sehen kann, die ausgestellt werden, und nicht von den Menschenmassen fremdbestimmt durch die Halle geschoben wird.
Ich kann sagen, es gibt wirklich wunderschöne Bücher, und sie wurden überall so liebevoll präsentiert. Es gab nur einen klitzekleinen Nachteil: Die wenigsten dieser Bücher waren von mir ; ))
Immerhin, ich habe es genossen, hier in Frankfurt zu sein, und buchmesseerfahren, wie ich mittlerweile bin, habe ich auf bequeme Schuhe, Zwiebelpellklamotten und einen leichten Rucksack geachtet.
In der Mittagspause hatte ich Zeit, ein paar liebe Kolleginnen meines Kinder- und Jugendbuchforums kennen zu lernen. Das war ein echtes Highlight.
Außerdem hatte ich nette Gespräche am Stand bei Piper – und Zeit für ein Selfie gab es auch noch.


Freitag, 18. Oktober 2019

Das Private im Zugabteil


CO² hin oder her, Klima, ja oder nein, ich gestehe, dass aus mir leider wohl nie ein überzeugter Bahnfahrer wird. Das ist mir gestern auf der langen Bahnstrecke zur Buchmesse nach Frankfurt noch einmal klar geworden.  Im Prinzip ist es ja viel chilliger, im Zugabteil zu sitzen und ein Buch zu lesen oder die Welt an sich vorüber ziehen zu lassen. Eigentlich. Jedenfalls wenn man nicht mit Bahnverspätungen oder Gleisverschiebungen zu rechnen hat.
Gestern ging bei mir bahnmäßig alles glatt … aber trotzdem: Chillig sieht anders aus. Das liegt vor allem daran, dass man so viele so seltsame Menschen um sich herum akzeptieren muss, mit denen man eigentlich nicht in einem Raum sein möchte. Die Abteile des ICEs sind meist bis auf den letzten Platz besetzt. Jeder sitzt ziemlich eng neben jedem, und trotzdem tut jeder so, als befinde er ganz privat auf einer Insel. Der Mann neben mir schnarchte laut, der Mann mir gegenüber telefonierte sehr persönlich und wortgewaltig. Eine Frau schminkte sich die Wimpern und feilte sich anschließend die Nägel. (Freundlicher Weise schnitt sie sich nicht noch die Fußnägel, ich hatte schon Angst.) Und dann aß die Frau auf der anderen Seite von mir eine Banane. Eine ziemlich braune, ziemlich nach Banane riechende Banane. Anschließend wusste sie nicht, wohin mit der Schale und quetschte sie in das Netz vor sich, wo sie erbarmungslos weiter nach Banane roch.
Okay, ich hätte jetzt Kopfhörer aufsetzen und in eine Parallelwelt abdriften können, aber warum muss ich abtauchen? Warum kann sich die Welt um mich herum sich nicht einfach normal benehmen? Niemand käme bei einer persönlichen Begegnung auf die Idee, sich die Nägel zu feilen oder eine Banane zu essen? Warum macht man das immer in der Bahn.
Ich jedenfalls dachte sehnsüchtig an meine Autofahrten, Kaffeeduft statt Banane und flotte Mukke statt Nagelschrappen. Sein wir mal ehrlich: Das isses!

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Parallelwelt



Gestern verbrachte ich einen längeren Teil meines Nachmittages beim Frauenarzt, nicht weil ich krank war, sondern weil ich seit meiner Krebserkrankung immer noch engmaschig kontrolliert werde. Ich bin froh, dass das so ist, denn das nimmt dem vielleicht entstehenden Tumor die Chance, groß zu werden. So nehme ich mit einem leisen Seufzen hin, dass die Praxis des Arztes sehr überlaufen ist und ich trotz Termin immer lange warten muss.
Heutzutage ist der Besuch beim Frauenarzt eine Familienangelegenheit geworden. Schwangere Frauen nehmen ihre Partner mit, junge Mädchen ihre Mütter, außerdem sind jede Menge Kinder im Wartezimmer mit dabei, fahren Bobbycar oder bauen mit den Holzklötzen hohe Türme. Ich finde das toll, aber es ist eben auch ein ziemlicher Wirbel in der Bude. Konzentriert eine Zeitschrift zu lesen ist jedenfalls nicht drin, sodass ich euch nicht darüber informieren kann, ob Dieter Bohlen was mit Queen Elisabeth hat oder ob sich der Hund von Heidi Klum in den Kanarienvogel von Justin Bieber verliebt hat.
Ich tauchte in die Parallelwelt meines Handys ab, lud mir ein paar Fotobearbeitungsapps runter und stylte ein paar Fotos von mir auf. Viel Spaß beim Gucken!






Dienstag, 15. Oktober 2019

Reingelegt



Wisst ihr eigentlich, dass ihr mir dieses schöne Wetter zu verdanken habt? Gartenstühle in den Keller getragen, Winterreifen aufgezogen … da kann die Sonne doch nur lachen.

Montag, 14. Oktober 2019

Buchmessenwoche



In dieser Woche öffnet die Frankfurter Buchmesse mal wieder ihre Türen, und diesmal bin ich auch dabei. Ich habe ein paar schöne Termine, außerdem ein Treffen mit ein paar Autorenkollegen aus dem  Schreibwelt-Forum“.
In dieser Woche fahre ich an einem Donnerstag dahin. Dann ist die Buchmesse nur für Fachbesucher geöffnet, und wir „Fachbesucher“ haben das Privileg, mal die Bücher hinter den Menschenmassen zu entdecken und auf den Rolltreppen voranzukommen.
Ich freue mich auf den Tag, auch wenn es für mich immer ein Mammut-Tag ist. Die Fahrkarte ist gekauft, die Eintrittskarte heruntergeladen, jetzt noch bequeme Schuhe und Zwiebellook heraussuchen - was Warmes für die Zugfahrt, Sommerklamotten für die dicke Luft in den Hallen – dann … Frankfurt ich komme!