Donnerstag, 24. März 2011

Mein Hochdeutsch

"Joa mei, doas schauts gut aus, was Sie doa auf`m Teller ham", sagt der Mann vom Nachbartisch und nickt anerkennend zu meinem dicken Stück Apfelkuchen mit Streuseln hinüber.
"Ja, nicht? Und es schmeckt auch total gut", antworte ich.
Jetzt sehen sich alle im Café nach mir um. Überrascht - distanziert - misstrauisch vielleicht sogar.
Und ich spüre, wie hart meine Sprache klingt. Die Worte hören sich spröde und kühl an. 
So oft habe ich mir gewünscht, einen Dialekt zu sprechen. Er klingt so gemütlich. 
Das Hochdeutsch schafft Distanz.
Vielleicht ist das der Grund, warum wir in Westfalen eher wortkarg sind. 
"Moachen`S Ferien hier in Bamberg?", fragt der Mann weiter. 
Er ist weiterhin freundlich. Aber er hat mich sofort als Fremde eingeordnet.
Eine Antwort auf diese Frage ist schwierig.
Sage ich nun: "Nein, ich bin beruflich hier", könnte das einen weiteren Rattenschwanz an Fragen nach sich ziehen. Das überfordert meine Kommunikationsstruktur als Ostwestfale. Mehr als einen Dreiwortsatz mit einem Fremden tauschen wir in der Regel nicht aus...
Also sage ich einfach "Ja."
Er nickt, lächelt und wünscht mir noch einen schönen Tag.

4 Kommentare:

  1. Liebe Annette,

    Da muss ich direkt schmunzeln.
    Wir hatten gerade zwei schwäbische Austausch-Schüler bei uns, die haben so herrlich miteinander geredet. Wenn ich mit meinem Schweizer Dialekt etwas zu meinem kleinen Sohn gesagt habe, damit der auch versteht worum sich das Gespräch dreht, kam es mir vor als würde ich mit einer Halskrankheit die ganze Zeit herumspucken. Unsere "Chuchichäschtli"-Aussprache kam mir doppelt und dreifach kratzig und hart vor.
    "Chasch Dir das mol vorschtelle, richtig chratzig und eckig hett das im Kontrascht tönt. Grad, wie wenn ich die ganz Zyt mösst hueschte und chödderle!":-)
    Allein unter anders sprechenden Menschen kommt einem die eigene Ausprache wohl oft etwas eigenartig vor...
    Alles Liebe,
    Alexandra

    PS: Weshalb lautet jetzt die Sicherheitsabfrage zu diesem Kommentar ausgerechnet "rotzesse" ??? Das sagt ja alles, oder?

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  2. Und wo immer ich hinkomme in Deutschland, sagen sie: "Oh, ist der putzig, dieser Schweizer Akzent." Dabei gebe ich mir so viel Mühe, Hochdeutsch zu sprechen :-)

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  3. *lol*

    Ich wohne seit fast neun Jahren im Rheinland, und der Mann freut sich immer noch über die "norddeutschen" (hä??? Ich komme aus der Ecke Osnabrücker Land/Münster!) geschöossenen Vokale, wie in "Keese" oder "Meedchen". Ich glaube, einem selber fallen die dialekt-artigen Aussprachebesonderheiten gar nicht so auf. (Richtiges "Plattdeutsch" kann ich übrigens leider nicht, weder westfälisches noch Grafschafter Platt...)

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  4. Ein schöner Post von Dir, und ein gelungener Kommentar von Alexandra.
    Ich mag Dialekte, manche mehr und manche weniger.
    Obwohl ich manchmal Schwierigkeiten habe, alles zu verstehen...
    Zum Beispiel: hueschte und chödderle!":-)
    Aber schön klingt es trotzdem!
    Herzliche Grüße von Mon-Re

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