Die Lehrerin einer
Grundschule ruft an, um eine Lesung mit mir abzusprechen. Ihr ist es wichtig,
die Themen der Geschichten genau zu kennen, damit es nicht zu irgendwelchen Auseinandersetzungen
mit den Eltern kommt. Denn ich müsse beachten, die Schüler wären größtenteils
Migrantenkinder mit strengen christlichen Moralvorstellungen. Geschichten mit
Zauberern, mit Magiern, mit Feen, Hexen, Elfen oder Vampiren sind nicht
erwünscht.
Okay, winke ich
locker ab. Fantasy ist ja sowieso nicht meine Stilrichtig. Aber kaum nenne ich den
Titel eines Ratekrimis „Die Hellseherin“, kommen der Lehrerin Bedenken. Denn
wenn, wie in diesem Krimi, eine Magierin in ihre Kugel schaut … das ist
vielleicht doch nicht so …
Okay, okay, ich habe
ja noch andere Sachen auf Lager. Darum erzähle ich von einem anderen Krimi, „Halloween“.
Doch schon als ich den Titel nenne, spüre ich das Zögern …, oops, vielleicht
auch zu kritisch. Geister laufen jedenfalls durch die Gegend, wenn auch nur
verkleidete.
Zuletzt einigen wir
uns auf einen ganz anderen Krimi.
Als ich auflege,
fühlte ich mich seltsam befangen. Was, wenn ich irgendetwas daher plaudere, und
damit die religiösen Gefühle der Schüler und Eltern „verletze“.
Vor allem: Wie können
Lehrer an solchen Schulen arbeiten, ohne nicht ständig die Schere im Kopf zu
haben. Und warum lassen sie sich das eigentlich gefallen? Wieso haben religiöse
Fanatiker so eine Macht?
Denn ehrlich, eine
Kindheit ohne Hexen, ohne Magier, ohne Riesen und Feen ist doch auch irgendwie
eine armselige Kindheit, oder?
(Foto: Lappland, Schweden)
Ja liebe Annette
AntwortenLöschenEine Kindheit ohen Zauberwesen geht gar nicht.
Aber es gibt halt merkwürdige Eltern...eigentlich sind es arme Kinder, die wenig Phantasie aufbauen können.
liebe Grüße
Angelika
Ich kann dein Unbehagen geradezu körperlich mitempfinden.
AntwortenLöschenHeißt es nicht, die Schule solle gerade solchen Tendenzen entgegenwirken? Durch Bildung? Eben das geben, was manche Elternhäuser nicht bieten?
Wie soll es denn nach der Grundschule weitergehen? Biologie pfui, Gesellschaftskunde "Paß auf, was du sagst?" Nee, wa?
Klar, wenn man der verängstigten Lehrerin folgt, könnte man das mit der Schule doch eigentlich noch weiter vereinfachen: "Lieber Ali, alles, was du wissen mußt, steht im Koran!" Platsch, Koran auf die Tischplatte. "Liebe Luise, alles, was du wissen mußt, steht in der Bibel!" Platsch, Bibel auf den Grundschultisch. Und so weiter. (Ich weiß nun nicht, wie das Fliegende Spaghettimonster es mit Hexen und Magiern hält.)
Vor allem "strenge christliche Moralvorstellungen" ... Und die erzählen den Kindern dann im Jahre 2012 was vom Teufel oder was? Autsch.
Hm, klingt jetzt polemisch ... Aber es ärgert mich wirklich.
Solche engstirnigen Eltern (und Lehrer) sollte man eigentlich nicht auch noch unterstützen. Wie sollen die Kinder sonst lernen, es besser zu machen?
AntwortenLöschenIst das tatsächlich so heute geworden? Wie erschreckend! Die armen Kinder! Alles, was die Fantasie bunt bemalt, ist verboten?
AntwortenLöschenIch stelle fest, dass ich in meinem Schreib-Elfenbeinturm wohl so gar nicht mehr auf dem Laufenden bin (und es vielleicht auch gar nicht sein mag).
Herzliche Grüße
Elke,
gerne zu Gast hier im Blog