Donnerstag, 16. Mai 2013

Auf den letzten Drücker




„Da hat so`n Junge angerufen“, sagt mein Mann, als ich verschwitzt von der Mukkibude nach Hause komme. „Der muss eine Literaturarbeit machen und wollte ein Interview mit dir.“
„Man hat so seinen Stress, wenn man berühmt ist“, seufze ich und springe unter die Dusche. Als ich in mein Arbeitszimmer komme, sehe ich, dass der Junge in der Zwischenzeit schon dreimal wieder angerufen hat. Muss also brennend wichtig sein.
Ich rufe zurück.
Ein bisschen mütterliche Verwirrung – dann habe ich ihn an der Leitung. Er ist gerührt, dass ich zurück gerufen habe. Er will auf keinem Fall Umstände machen – hat auch nur vier Fragen. Aber es ist wichtig.
Nach und nach stellt er eine Frage nach der anderen. Fragt nach jeder höflich nach, ob mir das wirklich nicht zu viel sei. Fasst meine Antworten zu einem kurzen Statement zusammen und notiert es. Liest mir alles noch einmal vor. Bedankt sich herzlich.
Dann erklärt er mir seine Arbeit. Morgen muss er eine Präsentation über mich machen. Da ist ihm einen Abend vorher die Idee gekommen, dieses Interview durchzuführen.
„Morgen?“, brülle ich. „Du hast ja Nerven. Was hättest du denn gemacht, wenn ich nicht da gewesen wäre.“
„Tja dann…“ , sagt er und weiß keine Antwort.
Schließlich ist das Schicksal doch immer mit denen, die auf den letzten Drücker arbeiten… 

(Foto: Helgoland)

1 Kommentar:

  1. Wow, also der Junge hat ja im Grunde schon das Zeug für die Uni: Kurz vor Termin noch reinhauen was geht. ;)

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