Früher habe ich oft gedacht, als Autor kann
man überall schreiben, und als ich in dem Film über Thomas Mann sah, wie er in
der Emigration Eins zu Eins versuchte, seinen Arbeitsplatz pedantisch wieder
herzustellen, habe ich mich an den Kopf gefasst.
Doch mittlerweile weiß ich, in Hotels kann
ich mich beim Schreiben schlechter konzentrieren und verschiebe das kreative
Schreiben meist auf die Zeit, wenn ich wieder zu Hause bin. Und an Orten, die
so ganz anders sind als Zuhause, gelingt mir das Schreiben meist gar nicht.
Nun haben wir für zehn Tage Besuch, zwei
Physiker-Kolleginnen meines Mannes aus der Ukraine, und selbstverständlich habe
ich ihnen unser Gästezimmer und die Schlafcouch in meinem Arbeitszimmer zur
Verfügung gestellt. Ich sitze jetzt im Wohnzimmer und schreibe. Echt, es ist
nett hier, und Platz genug habe ich auch, aber es ist nicht mein Hafen. Ich
merke erst jetzt, wie lieb und wichtig mir mein Zimmer ist: Die vielen Bücher rundum zum Beispiel, in denen
ich immer mal was nachschlagen muss. Wie mich auch die Bilder der Protagonisten
inspirieren, die um den Schreibtisch hängen habe. Und dann meine beiden
Monitore – ich fand sie am Anfang so eine luxuriöse Verschwendung. Jetzt kann
ich kaum noch ohne sie zurechtkommen. Der Monitor meines Laptops erscheint mir
eine spartanische Reduzierung auf das Allernötigste. Am meisten aber vermisse
ich den Blick aus den Dachflächenfenstern in den Himmel. Denn um richtig frei schreiben
zu können, muss man immer ein bisschen in den Himmel schauen, finde ich.
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