Heute beim Zahnarzt hatte ich endlich mal
wieder die Gelegenheit, in einer dieser Frauenzeitschriften zu blättern. Zu
meiner großen Freude gibt es immer noch diese Rubrik vorher - nachher. Vorher
glatte Haare, jetzt Locken, vorher rotes Kleid, jetzt braune Hose, vorher dick,
jetzt schlank.
Dabei fällt mir eine Szene wieder ein, die
mich im Wartezimmer auch im Angesicht des kreischenden Bohrers lachen lässt. Mehr
als 20 Jahre ist es jetzt her, da verbrachte ich einige Zeit mit unserem
jüngsten Kind im Krankenhaus. Die Lage war ernst und traurig, die Zeit verging
so unendlich langsam, dass sie sogar von einer Schnecke überholt werden konnte.
Mein einziger Lichtblick war der Abend. Im Kinderspielzimmer traf ich immer auf eine Frau in meinem Alter, die in einer ähnlichen Lage war wie ich. Wir
saßen bei Tee zusammen und unterhielten uns, und auch wenn wir beide einen
Stein auf der Brust mit uns herum trugen, lachten wir viel miteinander. Diese
Frau hatte eine Zeitlang als Redakteurin bei der Zeitschrift Brigitte in Hamburg
gearbeitet.
„Kannst du mir mal sagen, wie ihr das bei
dieser Vorher-Nachher-Reportage macht?“, fragte ich sie. „Wie ist es möglich, dass
so zentnerschwere Frauen nach einigen Wochen plötzlich wie schlanke Grazien
aussehen.“
Sie grinste. „Ich verrate dir mal ein
Geheimnis“, meinte sie. „Wir machen das immer umgekehrt. Wir suchen uns schlanken
Frauen für die Fotoreportage und dann mästen wir sie.“
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