Sonntag, 1. Juli 2012

Der wilde wilde Westen



Impressionen
Ich stehe an der Rezeption des Hotels. Sie fragt mich, woher ich komme, was ich hier mache, was ich heute besichtigen will. Ich erzähle ein bisschen.
„Oh, outstanding!“, kreischt sie. „Have a great day.“


Wir fahren einen breiten zweispurigen Highway entlang. Niemand ist unterwegs. Es ist, als haben sie die Straße nur für uns gebaut. Aber ich muss 90 kmh fahren. Und mein kleiner Leihwagen hat Automatik.

Ich bin im Wallmart. Hunderte von Müslisorten – so was habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Begeistert trete ich ein paar Schritte zurück und stolpere über den Einkaufswagen einer Amerikanerin. Erschrocken suche ich nach Worten, um mich zu entschuldigen.
„Oh, I am so sorry“, kommt mir die Amerikanerin zuvor. „Ich hätte ahnen müssen, dass Sie rückwärts gehen.“


Wir sind im Indianerreservat in Taos. Hier werden die Touristen im vorderen Teil geduldet, im hinteren Teil leben immer noch Indianer auf ihre Weise, ohne Strom und in Selbstversorgung.
An einem kleinen Schmuckstand spricht mich ein junger Indianer an, versucht, mich in  ein Verkaufsgespräch zu verwickeln. „How do you do, Mam? … “ 
Ich bleibe wortkarg.
“My name is White wolf”, erklärt er.
“What`s your name in your language?”, will ich wissen.
Ein schüchterner Ausdruck tritt in sein Gesicht. Er nennt mir einen Namen, der sehr indianisch klingt. Ich wiederhole, er lächelt, nickt. Ich frage nach der indianischen Sprache. Sie soll so bildhaft sein, habe ich im Reiseführer gelesen. Er nickt.
„Sie ist unser Geheimnis“, sagt er. „Wir schreiben sie nicht auf. Niemand kann sie lernen. Sie ist nur für uns.“
„Aber wenn man sie nicht aufschreibt, bleibt sie nicht“, gebe ich zu Bedenken.
Er lächelt immer noch. „Unsere Sprache schon“, sagt er. „Weil wir sie bewahren.“

 
Im Atommuseum von Los Alamos sind sie ausgestellt, die beiden Atombomben, die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Sie haben lustige Namen wie Little Boy und Fat Man. „They changed the world“, lautet die Überschrift. Kleinschrittig wird beschrieben, wie die tapferen große Männer diese Waffe entwickelten. Sie war für Deutschland bestimmt. Doch das Kriegsende nahte, und plötzlich nahm sich Hitler das Leben und Deutschland kapitulierte. Dann wurde auch noch Mussolini ermordet. Da wurden die Bomben schnell auf Japan geworfen.
In einer kleinen Nische des Museums weist eine kleine Stellwand darauf hin, es habe auch kritische Stimmen zum Abwurf der Atombomben gegeben. Der Krieg sei vielleicht auch so zu Ende gegangen. Darum solle man sich immer auch für den Weltfrieden ohne Waffen einsetzen. Wenn man daran interessiert sei, könne man sich durch einen Flyer über die Friedensarbeit informieren. Die Box für den Flyer aber ist leer.

 

 


 

In meinem Herzen bleiben die beeindruckenden Landschaften und die freundlichen Menschen dieses riesigen Landes in Erinnerung. 


 Bin auf dem Flughafen in Albuquerque und warte auf den Flug... 

(Fotos: Albuquerque, Route 66, Pueblo Taos, Atommuseum Los Alamos, Mountain Valley, Gooseneck, White Sands)

4 Kommentare:

  1. Liebe Annette,

    was für verrückte Gegensätze! Das klingt unheimlich interessant, ich könnte da noch stundenlang zuhören. Vor allem die Geschichte mit dem Indianer fasziniert mich. Eine Zeitlang habe ich sehr viele Bücher von indianischen Autoren gelesen. In großer Erinnerung sind mir 'Lakota Woman' und der Nachfolger 'Ohitika Woman' geblieben, die jenseits von aller Romantik gerade das heutige Leben im Reservat beschreiben. Unglaublich traurig aber doch mit Hoffnung für die Zukunft.

    Ich hoffe auf noch viel mehr Bilder von Deiner Reise!

    Liebe Grüße
    Nikola

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  2. Liebe Annette,
    ich freue mich, dass Du all des erleben durftest und danke Dir, dass Du uns daran teilhaben lässt. Die Indianer geben all' ihr Wissen und ihre Kultur immer nur mündlich weiter. Ich finde sehr beeindruckend, dass es funktioniert, und das schon seit vielen hundert Jahren.
    Liebe Grüße
    Heidi

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  3. Liebe Annette,
    was für ein wundervoller Bericht!
    Du beschreibst das so bildlich, dass ich fast das Gefühl habe, ich wäre dabei gewesen. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
    Und auch ich hoffe, auf noch ganz viel wunderbare Berichte & Bilder :)
    Liebe Grüsse,
    Mirjam

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  4. Kleien Momente nur, aber sie scheinen so typisch. Und was für eine Landschaft!

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