Das erste Mal, dass
ich das persönliche Abstimmen ungerecht fand, war an einem Abend für Kurzfilme
in Bielefeld. Newcomer präsentierten ihre selbstgedrehten Filme, und es waren ein paar witzige und geistreiche
Streifen darunter. Ein Film fiel besonders auf – nicht, weil er lustig, besonders
geistreich oder so dialogschwanger war, sondern weil er vom Publikum so groß
gefeiert wurde. Und warum feierte das Publikum so einen mittelmäßigen Film? In
diesem Film spielten viele Jugendliche mit, und die waren alle zur Premiere
gekommen.
Dann sollte das
Publikum für den besten Film abstimmen – und oh Wunder, der Film mit den endlos
vielen Protagonisten gewann.
Damals empörte mich
das richtig. Ich fand es unglaublich, dass man für sich selbst stimmen konnte.
Was für eine Zeitverschwendung, so einen Wettbewerb auszurichten! Wusste doch
jeder, wie der ausgeht.
Heute ist es normal,
dass man, wenn man für etwas nominiert wird, die Stimmen im eigenen
Bekanntenkreis sucht.
Klicke „gefällt mir“,
wenn du findest, dass ich die Schönheitskönigin im Birkel-Nudel-Wettbewerb werden sollte. Vote für mich, wenn du meinst,
dass meine Tischlein-deck-dich-Suppe den Förderpreis des deutschen
Suppenhuhnverbandes verdient hat. Gib mir deine Stimme, damit ich mit meiner Geschichte
„Amor und das glückliche Schweinchen“ den Geschichtenwettbewerb des Sparefroh-Wettbewerbes
der Oberkleinohsener Sparkassenkassenfilialen gewinne.
Nein, bitte lass mich
damit in Ruhe. Ich will keine Fotos anschauen, keine Geschichten lesen, keine
Videos ansehen, ich will nicht klicken, nicht voten und nicht abstimmen.
Du schaffst es auch
ohne mich.
Klicke auf „gefällt
mir“, wenn dir dieser Beitrag gefällt.
(Foto: Schwerin)
Meine Stimme fuer die goldene Nudelsuppe am Band haettest du auf jeden Fall sicher!
AntwortenLöschenGefällt mir, liebe Annette. Sehr! Sehr! Sehr! Dass derjenige, der am lautesten schreit und am besten networken kann, die meisten Stimmen kriegt, finde ich ... bedenklich.
AntwortenLöschenIch frag mich immer, ab wann das bejubelte Networken eigentlich zur beschimpften Seilschaft wird.
Liebe Grüße, Luise
Liebe Annette,
AntwortenLöschendu sprichst mir aus dem Herzen!
Marie
Wenn aus einem Talent-Wettbewerb plötzlich ein Beliebtheitswettbewerb wird, kann man sich den ganzen Quark eigentlich sparen.
AntwortenLöschenDanke, liebe Annette, für diesen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Barbara