Freitag, 11. Januar 2013

Ein Negerkönig wird Südseekönig




Nun ist es also passiert: Aus Astrid Lindgrens Negerkönig ist ein Südseekönig geworden, Mark Twains Nigger wurde zu einem Sklaven. Auch viele andere Texte wurden überarbeitet.
Diese Modernisierungen ruft zahlreiche sehr unterschiedliche Meinungen auf den Plan: Zum Beispiel, dass man Literatur nicht nachträglich verändern sollte, dass Bücher als Originale zu betrachten sind.
Und über allem steht die Frage: Wo führt das hin, wenn wir nun jeden Text modernisieren wollen. Was wird aus den Brüdern Grimm, was aus Shakespeare, was aus den alten Kirchenliedern?
Ich finde, es ist ein Unterschied, ob man Bücher modernisieren möchte oder ob durch ihre alte Sprache  ein Inhalt transportiert wird, der zu Irritationen führt, den die Autoren sicherlich nicht beabsichtigt haben. Also, alte Kirchenlieder sind wunderschön, und wenn man nicht weiß, was das mit dem Herrn Zebaoth auf sich hat, muss man es eben mal nachschlagen. Wenn ein Autor aber plötzlich in eine rassistische Ecke gedrängt wird, weil er ein Wort verwendet hat, das früher normal war, sollten solche Stellen schon geändert werden – allerdings sensibel verändert werden. Und das finde ich, ist mit dem Südseekönig gut gelungen.
Übrigens habe ich als Kind die Pucki-Reihe gelesen, angefangen von Försters Pucki bis hin zu Pucki als Großmutter. Ich habe sie gerne gelesen, fand sie aber auch altmodisch und irgendwie schrecklich unemanzipiert. Später habe ich erfahren, dass diese Bücher gar nicht die Originale waren, sondern dass alle Bücher rigorose Überarbeitungen erfahren haben.  Im Urtext spielten die Pucki-Bücher in Schlesien, nicht in Niedersachsen. Auch enthielten sie wohl eine gute Portion nationalsozialistische Ideologie, die nach dem Krieg aus den Büchern gestrichen wurden. Anders hätte man die Bücher sonst auch nicht mehr verkaufen können. Und mich hätten sie sicherlich sehr irritiert! 

(Foto: Zaragosa, Spanien) 

4 Kommentare:

  1. Gerade das Statement vom Thienemann-Verlag gelesen, das endlich Licht auf die ganzen Spekulationen wirft:
    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151605998243696

    Das klingt schon wesentlich feinfühliger und versöhnt mich ein wenig.:)

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  2. Hat man diese Aenderungen denn auch im Originaltext vorgenommen, oder nur an den Uebersetzungen? Suedseekoenig hoert sich aber auf jeden Fall besser an als "Koenig der Schwarzen" oder andere Uebersetzungen, an die ich denken kann.
    Insgesamt ist es ja sicher besser ein paar Woerter zu aendern, als das ganze Buch nicht mehr lesen zu lassen.

    Andererseits waere es vielleicht auch eine Loesung gewesen, das Wort Originaluebersetzt stehen zu lassen und mit einer Fussnote kurz un dkindgerecht die Bedeutungsveraenderung des Wortes "Neger" zu erklaeren, weswegen man es heute nicht mehr verwendet.

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  3. Ich bin da jetzt auch nicht so genau informiert, ich glaube es ging erst mal nur um die Übersetzungen.
    Fußnoten finde ich nicht die Lösung, dann muss man immer unterbrechen und erklären.

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  4. Pucki war nie Großmutter, da hast du was missverstanden.

    Die Überarbeitungen der 12 Bücher stimmen leider.

    Version A: Drei Soldaten

    Version B: Ein Neger

    Die Szene mit der "Lügenbrücke" ist in beiden Versionen gleich. Version A stammt aus den 1930er Jahren, Version B aus den 1950er Jahren.

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