Dienstag, 6. März 2018

Zuverlässiger Arbeiter im Weinberg




Ich gehöre zu den zuverlässigen Autoren. Noch nie – in Worten NIE – habe ich einen Abgabetermin versäumt. Im Gegenteil bin ich meistens schon lange vor dem Abgabetermin fertig. Das liegt einmal daran, dass ich so wahnsinnig gerne schreibe, zum anderen aber auch daran, dass ich jetzt, wo ich hauptberuflich Autor bin, auch die Zeit dazu habe.  
Aber schon früher konnte ich mir meine Schreibzeit gut einteilen. Für die 2. Staatsexamensarbeit zum Beispiel bekamen wir 14 Tage Tippferien, die alle zum Schreiben verwendeten, (die Sportler warfen ihre Arbeit sogar am Stichtag um Punkt Mitternacht bei der Post ein – Sportler eben!) Ich dagegen hatte die Arbeit schon lange vor den Tippferien kopiert und gebunden in dreifacher Ausfertigung an verschiedenen Orten platziert, (für den Fall, dass in einer Wohnung ein Brand ausbrach und alles vernichtete) und nutzte die Zeit, um einmal von Kiel bis Passau längs durch Deutschland zu fahren und Freunde zu besuchen. Das konnte ich allerdings keinem erzählen, man hätte mich für völlig durchgeknallt gehalten bzw. als Streber verschrien.
Um so mehr traf mich die Mail am vergangenen Mittwoch wie ein Hammer. Ich hatte gerade an einer Raststätte angehalten, das Brötchen im Mund, den Kaffee to go an der Seite, nebenbei die Mail lesend … „Wann können wir wohl mit der Arbeitskartei zu dem Roman rechnen. Abgabetermin war ja der 28.2.“  Das Brötchen bleibt mir fast im Hals stecken.  Der Kaffee schwappt bedenklich … Waaaaas? Hilfe! Was mache ich jetzt? Zeitschleife, wo bist du?
Lisa Hartmann vom Verlag an der Ruhr bleibt cool. „Nicht so schlimm. Kann doch passieren“, versucht sie mich zu trösten. „Wäre nur schön, wenn…“
Natürlich wäre das schön…
Ich klotze ran und gebe alles. Schlaf wird ja sowieso überbewertet.
Gerade habe ich die Kartei auf den Weg gebracht.

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