Nun ist es raus. 26 000
Lehrer fehlen an deutschen Grundschulen. Um dem Lehrermangel Herr zu werden,
werden auch Dachdecker und Reisekauffrauen eingestellt, so die Nachrichten. Hauptsache,
vorne vor der Klasse steht jemand.
„Es hilft nichts“, sage
ich zu meiner Freundin Rita. „Unser Land braucht uns jetzt. Wir müssen wieder zurück
an die Kreide!“
„Jau“, sagt Rita und
lacht schallend. „Das wär`s wohl noch!“
Rita und mich verbinden
einige gemeinsames Schicksale: Wir haben den Referendardienst zusammen gemacht,
eine harte Zeit, in der wir damals immer wieder zu spüren bekamen, dass nur die
besten von uns in den Schuldienst kommen würden. Und tatsächlich wurde nach uns
eine ganze Generation an Lehrern einfach vergessen und umgeschult.
Wir hatten das riesige
Glück, bei dem Einstellungsschwung dabei zu sein, hatten aber keine Wahl und
trafen uns an einer Brennpunktschule im Duisburger Norden wieder. Auf unsere persönlichen
Wünsche, in der Nähe von Familie und Freunden zu leben, wurde keine Rücksicht
genommen. So genau nimmt der Staat dann die Fürsorgepflicht doch nicht.
Aber alles ist ja
bekanntlich zu etwas gut, und so haben wir natürlich aus dieser Zeit viel
mitgenommen, vor allem aber, dass es Situationen, Familien und Kinder gibt, die
wir uns vorher in unserem gut behüteten Leben nicht vorstellen konnten.
Das Unterrichten und
das Arbeiten mit den Kindern hat uns immer Spaß gemacht, aber der Druck und die
Kontrolle waren ständige Begleiter des Schuldienstes. Dazu kamen ständig wechselnde
Programme und Projekte, mit denen wir zu beweisen hatten, dass wir Lehrer keine
faulen Säcke sind, die nur auf die Ferien warteten. Unpädagogische Vergleichsarbeiten,
stetige Mehrbelastungen und ewige Kontrolle konnten einem jede Freude an der
Arbeit nehmen – ach ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass das Gehalt
natürlich nie gestiegen ist, obwohl wir noch zusätzlich den Job der
Förderlehrer übernehmen mussten.
Nun denn, das war
sicherlich nicht der Grund für mich, aus dem Beruf auszusteigen, vielmehr war es
eher die Feststellung, dass der Beruf als Autor der Schönere und vor allem Freiere
war.
Wenn ich mal einen Tipp
zur Beseitigung des Lehrermangels abgeben darf: Angemessene Bezahlung und
Gleichstellung der Lehrer aller Bundesländer wäre schon mal ein guter Anfang. Und
ein bisschen mehr Respekt auf der einen und Fürsorge auf der anderen Seite können auch nicht schaden.
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