Den Tag gestern werde ich sicherlich unter „Unvergesslich“
in meinem Kopf abspeichern. Ein Tag, der so viele Begegnungen und so viele
Spannungshöhepunkte hatte, dass man ihn nicht als Kurzgeschichte schreiben
könnte. „Schlechter Spannungsaufbau“, würden Lektoren vielleicht sagen. „Zu
viele Begebenheiten, zu viele Personen. Reduzieren Sie das Geschehen. Dann wird
es gut!“
Aber das Leben ist eben kein Roman.
Die Jugendgerichtshilfe Göttingen hatte mich
zu einem Lesetag nach Göttingen eingeladen. Dort sollte ich in der Heinrich-Heine-Schule
und in der Arrestanstalt Göttingen aus verschiedenen Büchern lesen.
Die Jugendgerichtshilfe unterstützt, wie ich
schon erzählt habe, das Projekt Lesen statt Strafe, ein Projekt, in dem es
jugendlichen Straftätern frei gestellt wird, ein ausgewähltes Buch zu lesen,
statt gemeinnützige Arbeit zu leisten. Da viele Bücher von mir in dieser
Lesekiste liegen, war die Idee entstanden, mich zu einer Lesung einzuladen.
Hier habt ihr einen Einblick in meinen
eindrucksvollen Tag.
Liebevolle Vorbereitungen gab es in der
Heinrich-Heine-Schule.
Nach der Lesung entstand dieses ein
Gruppenbild.
Dann fuhren wir zur Arrestanstalt Göttingen,
eine Jugendstrafanstalt im offenen Vollzug, in der aber zwei Etagen für den
geschlossenen Arrest vorgesehen sind.
Ein Justizbeamter führte mich so durch die
Strafanstalt, dass ich einen Einblick bekam, wie es einem Straftäter am ersten
Tag erging. Das war sehr eindrucksvoll:
Warteraum, Aufnahmegespräch, Wertsachen
abgeben und Wäsche in Empfang nehmen, die Zelle, die Küche, der Hühnerhof mit
Hahn Franz.
Nach der Führung war Zeit für Gespräche mit
den Jugendlichen. Wir tranken gemeinsam Kaffee, aßen Kekse und hatten die
ersten vorsichtigen Kontakte.
Danach begann die Lesung. Sie war nicht nur
von den Jugendlichen besucht. Auch Förderer, Justizbeamte, Menschen von der
Jugendgerichtshilfe und verschiedene Journalisten vom Radio und der Presse hörten
zu, wie ich aus dem Buch „Verurteilt“ las und über meine Arbeit mit den
Jugendlichen erzählte.
Obwohl so viele Außenstehende die Lesung
verfolgten, ergaben sich doch viele Fragen und Rückmeldungen der
Strafgefangenen. Auch nach der Lesung hatten wir noch gute persönliche
Gespräche. Das hat mich sehr gefreut.
Abends war ich noch ins Studio des
Stadtradios Göttingen eingeladen, doch davon erzähle ich morgen.
Allen lieben Menschen, die an diesem
eindrucksvollen Tag mitgewirkt haben, einen lieben Gruß und herzlichen Dank.
Liebe Annette
AntwortenLöschenDas finde ich gut, eine Lesung in der Jugendstrafanstalt.
Habe die JVA Heinsberg mal besucht, war schon ein bedrückendes und eindrucksvolles Gefühl. Das ist einen Stafanstalt nur für Jugendliche, die nun erweitert wurde.
Es ist leider immer mehr so, das Kinder und Jugendliche noch nie ein vernüftiges Buch in der Hand hatten oder gelesen haben. Und das ist traurig und schlimm!
Ich verstehe auch die Eltern nicht, das sie ihren Sprösslingen das lesen und Bücher nahe bringen.
Ich finde es toll von Dir, das Du auch dort eine Lesung gemacht hast. Ich glaube, das hat eine Menge der Jungendlichen sehr beeindruckt.
Ein schönes sonniges Wochenende und liebe GRüße
Angelika