Mittwoch, 19. Dezember 2012

Matthias Thien und das Buch „Abgehauen“




Mir ist aufgefallen, dass ich überhaupt noch nicht von Matthias Thien erzählt habe, dem Jugendliche, mit dem ich zusammen das Buch „Abgehauen“ geschrieben habe.
Matthias wurde mir von einer Freundin vermittelt, die von seinem schweren Schicksal wusste: Vater früh gestorben, zur Adoption freigegeben, aufgewachsen in einer Pflegefamilie mit viel Gewalterfahrung, immer wieder abgehauen, zuletzt das Leben im Heim.
„Er ist ein starker Junge“, sagte sie mir. „Du wirst ihn mögen.“
Und das tat ich auch.
Als wir uns das erste Mal trafen, war ich überrascht, wie jung er aussah. Kindlich wirkte er zunächst, und ein bisschen durchgeknallt, wie diese Jugendlichen eben durchgeknallt sind in dem Alter. Als er dann aber von sich erzählte, sah er oft so ernst und erwachsen aus, traurig und verletzt, und auch vorsichtig mir gegenüber. 


Wir trafen uns oft im Heim, saßen in seinem Zimmer zusammen und schrieben. Matthias lebte in der Außenstelle einer Pflegefamilie, bemühte sich, selbstständig zu werden und hatte so manches Mal seine Probleme damit.
So beständig an einem Buch zu arbeiten, fiel Matthias nicht leicht, und doch war er ehrgeizig genug, es fertig zu bekommen. Es war ein großes Projekt für uns beide und schweißte uns echt zusammen.
Auch danach blieben wir in Kontakt, erlebten sogar einige spannende Abenteuer gemeinsam, wie man sie nur mit Matthias erleben konnte.
Heute lebt Matthias bei seiner Oma. Dazu hatte ich ihm immer geraten. Seine Oma lebt allein, sie ist sehr gebrechlich und auch ängstlich. Jetzt, mit Matthias an ihrer Seite ist ihr und auch ihm geholfen, denn so einen lieben  Menschen in seiner Nähe zu haben, ist genau das, was ihm gut tut. 


Auf den Fotos sehrt ihr Szenen aus Matthias Leben: Die Straße, auf der sein Vater verunglückt ist, die Grabstelle, ein Kuscheltier (eines der wenigen Überbleibsel aus seiner Kindheit) und natürlich das Buch, das wir zusammen geschrieben haben. 

9 Kommentare:

  1. Ein schöner und zugleich ergreifender Bericht liebe Annette. Ein hates Schicksal für eine Kind. Das Matthias Ehrgeiz hat sieht man das er mit Dir das Buch zu Ende geschrieben hat, auch wenn es ihm schwer gefallen ist.
    Ich freu mich für M. das er nun bei seiner Oma lebt, das tut beiden gut.

    Ich bin mal gespannt, habe meiner Enkeltochter in unserer Buchhandlung einige Deiner Bücher bestellt, wie sie ihr gefallen.

    Liebe Grüße im Advent
    Angelika

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    1. Ja es tut uns Beiden gut, hab mich mitterlerweile auch gut eingelebt.

      Mfg

      Matthias Thien

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    2. Hallo Matthias, freut mich von Dir zu lesen.
      Ich finds schön das Du Dich bei Deiner Oma gut eingelebt hast.

      Wünsche Dir und Deiner Oma eine schöne und zufriedene Weihnachtszeit und grüße Euch ♥ lich
      Angelika

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  2. Ein mich sehr bewegendes Thema, sind mir doch im Laufe meines Lebens immer wieder solche Kinder und Jugendliche begegnet, nicht nur beruflich. Die Städte sind voll mit solchen Schicksalen. Und das Leben schreibt nicht immer ein happy end. Bei allem guten Willen (den ich unterstelle), haben die Jugendämter nicht immer eine glückliche Hand bei der Unterbringung dieser jungen Menschen.

    Gruß, Kalinka

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  3. Das sehe ich genauso. Es gibt aber eben leider auch nicht viele Menschen, die sich bereit erklären, solche Jugendlichen aufzunehmen, und wenn, dann steht oft der finanzielle Aspekt im Vordergrund, sodass die Jugendämter auch nicht so große Auswahl haben.
    Ist ja auch eine sehr schwere Aufgabe.
    Gruß Annette

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  4. Bemerkenswert, was Matthias und du zusammen auf die Beine gestellt habt. Matthias wünsche ich, dass er sein Leben fest in der Hand hält und einen guten Weg für sich findet. Und dir wünsche ich alles Gute für weitere gelingende Projekte.

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  5. Hallo Matthias und Annette, das Buch was ihr zusammen geschrieben habt war gut und Respekt Matthias das du das Buch mit Annette geschafft hast obwohl das für dich ja schwer war.Matthias du warst Mutig und ich hoffe die wunden vergehen(schlimmes Erlebnis.)
    Lieber Matthias ich wünsch dir noch viel glück im Leben und ich Find es Toll das du bei deiner Oma Lebst das ist gut für euch beide. :)
    Liebe Annette deine Projekte sind sehr sehr gut, weiter so und viel Spaß und viel Erfolg.
    Ach ja hab da noch eine kleine Frage hast du deine Schwester gefunden?geht es ihr gut? Hast du deine Mutter schon gefragt wo deine Schwester ist? Das wollte ich noch Fragen und Bitte antworte :)
    Ich wünsch euch noch beiden noch Frohes Weihnachten. :)

    Gruß, Michael

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  6. Hallo ich weiß nicht ob das hier noch jemand liest, aber ich hab euer Buch letztens im Unterricht gelesen und mir ist es ähnlich ergangen wie dir Matthias und ich heiße zufälligerweise übrigens Mathies, aber das nur so nebenbei erzählt. Naja was ich eigentlich sagen wollte ist das ich mich sehr darüber gefreut hab das du es jetzt besser hast als früher und bei mir ist es auch schon besser geworden bin jetzt auch schon 17 und in ein Jahr kann ich endlich in meine eigene Wohnung ziehen. Es macht mich echt traurig zu sehen das es so viele Kinder gibt die es so schwer im Leben haben und von heim zu Heim ziehen müssen und am Ende wird man als verrückt oder sowas bezeichnet, obwohl es die Eltern sind die den Fehler begangen haben. Ich weiß wie es ist ständig geschlagen zu werden und mein Vater hab ich auch fast nie gesehen, ich musste auch ständig umziehen und die Schule wechseln weil ich Probleme mit anderen Schülern hatte und als ich dann in einer Wohngruppe war wurde ich weiter schlecht behandelt von den Betreuern. Aber sowas wird es wohl immer wieder geben. Ich will damit nur sagen gib nie auf und Versuch dein eigenes Leben zu führen und die ganzen Sachen hinter dir zu lassen, auch wenn das manchmal ziehmlich schwer ist. Ich hoffe es geht dir weiterhin gut und wir schaffen das schon irgendwie :)

    Mfg Mathies

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  7. Ein tolles, tolles Buch. Habe ich soeben gelesen.
    Ich wünsche Matthias alles Gute für seine Zukunft. Danke für dieses Buch. Und danke auch an Annette Weber.

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