Samstag, 16. März 2013

Mein Senf zum Deutschen Jugendliteraturpreis




Die Bücher, die ich lese, habe ich mir einzig und allein auf Empfehlungen von Freunden und Bekannten angeschafft. Preise und Bestsellerlisten interessieren mich nicht.
Auch für mich und meine literarische Arbeit sind mir Preise nicht wichtig. Okay, schlecht fände ich es nicht, wenn ich den Deutschen Jugendliteraturpreis bekäme, und verdient hätte ich ihn sicherlich allemal, aber mein Herz öffnet sich, wenn ein Nichtleser sich nach einer Lesung in einem Buch fest liest, und nicht, wenn eine akademische Jury ein Buch für gut befindet.
So habe ich der Preisverleihung der Deutschen Jugendliteraturpreise noch nie große Beachtung geschenkt, wäre ich nicht vor einigen Jahren zum ersten Mal damit konfrontiert worden, dass damit etwas nicht in Ordnung ist. Seitdem betrachte ich die Liste kritischer und bin danach immer auf`s Neue sprachlos und wütend.
Seht und lest:
Aus der Liste der Nominierung der Sparte Kinderbuch:
-Toon Tellegen „ Ich wünschte“ 
– eine Übersetzung aus dem Niederländischen
Jenny Robsen „Tommy Mütze“ 
– eine Übersetzung aus dem Englischen
Maris Putnins „Die wilden Piroggenpiraten“ 
– eine Übersetzung aus dem Lettischen
Robert Paul „Zorgamazoo“ 
– eine Übersetzung aus dem Englischen
Joke van Leeuwen „Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor“ 
– eine Übersetzung aus dem Niederländischen
Frank Cottrell „Der unvergessene Mantel“
 – eine Übersetzung aus dem Englischen.
Beim Deutschen Literaturpreis der Sparte Kinderbuch ist also überhaupt kein original-deutschsprachiges Buch dabei. Aber für mich ist eine Übersetzung immer eine Erzählung aus 2. Hand.
Es ist schwer, eine Übersetzung gut hinzukriegen, aber dafür sollte ein Übersetzerpreis verliehen werden, nicht der eigentliche Literaturpreis.  
Dazu mehrt sich die Kritik, dass die Preise gerne an Bücher verliehen werden, die im eigenen Land schon Bestseller sind.
Das ist wirklich schräg. 
Oder sehe ich das alles zu eng? 

(Foto: Gänselieselbrunnen in Göttingen) 

2 Kommentare:

  1. Ich sehe das auch so: Die Arbeit die ein Übersetzer leistet ist eine völlig andere wie die des Schriftstellers. Ein gutes Sprachgefühl müssen beide haben, aber die kreative Leistung die Geschichte überhaupt zu entwickeln, die liegt allein beim Schriftsteller. Manche Schriftsteller sind ja auch selbst als Übersetzer tätig.

    Wie will ich nun aber die schriftstellerische Leistung eines Autors prämieren, wenn ich kein einziges Wort von ihm selbst gelesen habe, sondern nur die Übersetzung kenne? Da bleibt ein Teil der Leistung doch völlig außen vor, bzw. die Leistung des Übersetzers fließt dann immer auch mit ein.
    Die sprachlich spannendsten Werke sind ja dann auch meist die, die am schwierigsten übersetzt werden können.

    Also ich wäre sehr dafür, da auch in "national" und "international" getrennt zu bewerten, wie man es ja bei Musikpreisen auch macht (auch wenn da Südtirol in die Sparte "national" fällt, warum auch immer...).

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  2. Ich habe mich ja schon öfter zu diesem Thema geäußert und leider habe ich es bisher noch nicht geschafft, genügend Menschen dafür zu mobilisieren, um eine Änderung der Statuten des DJLP zu erreichen.
    Diese besagen nämlich, dass alle Titel, die im Vorjahr erschienen sind, eingereicht werden dürfen. Und zwar "die bei einem deutschen Verlag erschienen sind" - sprich - die Titel aus dem Ausland dürfen durchaus schon älteren Datums sein, hier zählt alleine das Datum der Übersetzung.
    Was bedeutet das im Klartext:
    Ein deutsches Kinderbuch oder ein deutscher Jugendroman erscheinen (zum Beispiel) im Oktober 2012 und werden - wenn überhaupt - bei einer Jury eingereicht, die von diesem Titel noch nie etwas gehört hat.
    Zeitgleich erscheint ein Titel aus dem Ausland im gleichen Verlag. Ein Lizenztitel, der ja deshalb eingekauft worden ist, weil er im Ausland bereits mehr als außergewöhnlich erfolgreich verkauft worden ist. Ein Titel, der sich bereits einen Namen gemacht hat, der seit ein oder zwei Jahren bereits auf dem Markt ist.
    Die Chance für diese Titel ist schon deshalb viel größer. Und wächst noch dadurch, dass die meisten Verlage sich beim Einreichen eher für einen (bereits erfolgreichen) ausländischen Titel als für einen vollkommen druckfrischen deutschen Titel entscheiden.
    Selbst das zugegebenermaßen gute Buch "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green ist ja ein Lizenztitel. Und wurde mit einem Wahnsinnsmarketingprogramm in Amerika auf den Markt gebracht. Oder denkt an die Tribute von Panem. Ebenfalls so ein Titel. Auch "Sieben Minuten nach Mitternacht" - eine Übersetzung, die bereits vorher schon lange für Furore sorgte.
    Wie gesagt - es liegt an den Statuten, die den deutschsprachigen Autoren keine Chance lassen.

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