Mittwoch, 5. Juni 2013

Solidarität mit dem Widerstand in der Türkei


 
Über den türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan kann ich mich immer wieder schrecklich aufregen: Zum Beispiel als er 2011 in Düsseldorf vor seinen Landleuten redete und diese Sprüche „Assimiliert euch nicht!“ trötete, oder als er diese verlogenen Ratschläge „Kinder müssen zuerst türkisch, dann deutsch lernen“ von sich gab - als wenn er vorher eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben hätte. Die Wahrheit wird aber eher sein, dass er selbst keine Ahnung vom Erlernen einer Sprache hat, er macht nur seine eigene kleine Weltanschauung zum Maßstab für seine Landsleute.
Für ein so großes und vielschichtiges Land wie die Türkei, in der modernes und konservatives Leben nebeneinander bestehen, reichen diese hausbackenen Lebensweisheiten eines konservativen Patriarchen nicht. Die modernen jungen Türken setzen sich zur Wehr und fordern seinen Rücktritt, erleben aber verbitterten harten Widerstand. So schnell will Erdoğan seinen Platz nicht frei machen – da zeigt er sich dann doch als diktatorischer Despot, lässt sie verprügeln und nimmt sie in Haft
Zeit, dem Widerstand in der Türkei Solidarität zu zeigen.
Gestern hatte der Alevitische Kulturverein zu einer Solidaritätsdemo aufgerufen, und ich war mit dabei. Am Bahnhof traf ich auf einige meiner Chorschwestern und ging mit ihnen. Es war nicht meine Demo, die Parolen waren meist auf Türkisch, die Betroffenheit der türkischen Demonstranten eine andere. Und trotzdem war ich froh, dabei zu sein und meine Unterstützung zu zeigen.
Rufend, Fahnen schwenkend und Plakate hochhaltend zogen wir durch die Straßen. Es war laut und aufgeregt, aber auch fröhlich und integrativ.
Als wir das Westerntor überquerten, gab es den ersten Widerstand. Eine konservative Gruppe wartete auf uns. „Allahuekbar“, riefen sie. Der  Demonstrationszug blieb stehen. Es gab erregte Diskussionen, doch die Ordner drängten weiter. „Wir sind eine friedliche Demonstration“ beschworen sie uns.
Auch einen liebenswerter Zwischenfall ereignete sich: Wir gingen die Bahnhofsstraße entlang Richtung Innenstadt – die eine Spur war für uns Demonstranten gesperrt, auf der anderen lief der Verkehr weiter. Plötzlich kam uns laut hupend ein Linienbus entgegen. Wir waren irritiert – erschrocken – und erkannten erst dann eine türkische Busfahrerin hinter dem Steuer. Sie musste arbeiten, aber ihr Herz war bei uns. 
Hier ein paar Fotos:  

Diskussionen über das Plakat : "Zwei Bäume starben, eine Millionen Menschen standen auf
Auch Hunde demonstrieren
weiter geht es durch die Fzßgängerzone...
... bis zum Rathaus
Dort findet die Kundgebung statt

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