Sonntag, 27. Februar 2022

An der Hand meiner Schwester

 




Bei der Haushaltsauflösung meiner Tante fiel mir ein Buch in die Hände, von dem sie mir oft erzählt hatte. „An der Hand meiner Schwester“ heißt es. Die Autorin Bärbel Probert-Wright beschreibt darin, wie sie sich mitten im Krieg an der Hand ihrer Schwester auf den Weg macht, um ihre Mutter zu finden. Die beiden Mädchen gehen zu Fuß vom thüringischen Tabarz bis nach Hamburg. Sie erleben das bittere Ende des Krieges auf dramatische Weise. Sie übernachten in Kellern und Scheunen, erleben hilfsbereite Soldaten, freundliche Bauern, Flüchtlinge, die sie begleiten. Aber sie sehen auch das ganze Ausmaß des Kriegsendes mit Tieffliegern, Bombenabwürfen, Toten, Plünderern und einer großen Hungersnot.

Das Buch hat mich gefesselt, vielleicht, weil es aus dem Blickwinkel eines erstaunten Kindes geschrieben ist, das die Dinge sachlich betrachtet und versucht, einzuordnen. Es wertet nicht, ist nicht parteiisch, sondern zeigt auf eine bedrückende Weise, wer die Leidtragenden des Krieges sind.

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