Mittwoch, 6. Juni 2012

Die Beziehungsebene



Zu einem neuen Projekt soll ich ein Probekapitel einreichen. Es hört sich alles schwierig an, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt richtig verstanden habe. Trotzdem probiere ich es. Doch mein Probekapitel ist nicht das, was sich der Verlag vorgestellt hat. Wir reden noch einmal über das Projekt. Jetzt erscheint es mir noch schwieriger.
„Das knicke ich“, denke ich. Warte nur auf den passenden Moment, dem Redakteur zu sagen, dass ich wohl nicht die geeignete Autorin in dieser Angelegenheit bin.
„Regnet es bei Ihnen?“, fragt der Redakteur plötzlich und unvermittelt.
Der Regen schlägt hart gegen die Dachfenster. Das ist sogar durch das Telefon zu hören. Ich erzähle dem Mann von unserem ostwestfälischen Nieselregen. Er kenne die Gegend, sagt er. Seine Oma lebte früher in Paderborn. Und - ach ja - seine Tante sei sogar Lehrerin in Bad Lippspringe gewesen.
Echt? Das ist ja komisch. Ich frage nach, wie seine Tante heißt - und - ich fasse es nicht - kenne sie tatsächlich. Und nicht nur das! Ich bin sogar gut mit ihr befreundet. Das haben weder er noch ich gewusst.
Nun lachen wir beide. Was für ein Zufalle. Wie klein die Welt doch ist.
Dann versucht er noch einmal, mir das Projekt zu erklären. Und jetzt kapiere ich es. War doch eigentlich ganz einfach. 
Es muss eben die Beziehung stimmen! 

 (Foto: Provence)

Dienstag, 5. Juni 2012

Ein neuer Song


Was alles so in EINER Unterrichtsstunde entstehen kann!
Die Klasse 8 b der Hauptschule Emmastraße in Gelsenkirchen bastelte jedenfalls an einem Song zu dem Buch „Im Chat war er noch so süß“ und schickte ihn mir zu. Danke an euch.
Der Song ist süß geworden, nicht immer ganz stubenrein, aber auf alle Fälle schräg und witzig!
Die Zeile: „Ich traf einen Jungen, er war mein Held, denn er brachte mich nach Bielefeld“ ist meine Lieblingszeile.
Hier für alle Schüler zum Nachsingen:

Sarahs Song
Sarah war so allein,
da traf sie Sven, dieses Schwein.
Im Chat war er noch so nett,
Er wusste nicht - ich bin fett!
Wir fuhren zu einem Feld
und er verkaufte mich für Geld.
Er wollte unter meinen Rock gelangen
und schon war ich im Haus gefangen.
Ich sprang aus dem Fenster
und fühlte mich wie ein Gangster.
Ich machte eine Rolle
aber verletzte mich dolle.
Im Wald hab ich mich versteckt -
zum Glück war ich nicht verreckt.
Seine Gefühle waren nie echt!
Ich würd ihn umbringen, das wäre mir Recht.
Ich traf einen Jungen, er war mein Held,
denn er brachte mich nach Bielefeld.
Ich war endlich zu Haus
und zum ersten Mal knallte mein Bruder nicht seine Maus!
Mein bester Freund kam zu mir
und wir tranken ein Bier.
Das war das Ende vom Lied
Und das Ganze ohne Beat.

(Foto: Rapper in Korea)

Sonntag, 3. Juni 2012

Annette Weber - der Film!

Schneller als erwartet ist auch der Film über mich fertig! Nils hat wieder mal ganze Arbeit geleistet!


Klassentreffen



Alle zehn Jahre trifft sich meine Klasse aus Minden zu einem Klassentreffen. Gestern war es wieder soweit.
In dem kleinen Raum des Restaurants herrschte eine Lautstärke wie in einer südamerikanischen  Markthalle.
„Du bist doch … nein, unglaublich!“
Schon erstaunlich, dass man auch nach vielen Jahren wiedererkennbar bleibt. Manchmal nur an der Stimme oder einer Geste.
Wir machen eine Runde, erzählen, wie es uns in den Jahren ergangen ist und wo wir jetzt stehen. Die Runde dauert seine Zeit.
Die Gespräche sind lebendig. Wir wandern, reden mal mit dem, mal mit dem. Irgendwann sind wir auch bei dem angekommen, was uns verbindet: Die gemeinsame Schulzeit.
Weißt du noch?
Die furchtbare Französischlehrerin, die ihren Persianer immer an den Kartenständer hängte. Der jähzornigen Geschichtslehrer, der uns so gerne voreinander bloß stellte.
Und dann diese legendäre Klassenfahrt an die Nordsee, bei der einige heimlich nachts aus dem Fenster kletterten, um sich mit ein paar Jungs zu treffen. Unsere nette Klassenlehrerin kriegte dafür eine furchtbare Standpauke von diesem autoritären Direx, dabei konnte sie doch nichts dafür. Wir erinnerten uns alle mit schlechtem Gewissen daran, wie sie dort am Fenster unserer Klasse stand und furchtbar weinte.
Der Abend verging wie im Flug. In zehn Jahren wird unser Wiedersehen schon ein bisschen Feuerzangenbowlencharakter haben.

(Foto: Porta Westfalica, Minden)

Samstag, 2. Juni 2012

Das Ende eines Romans



Kurz vor Ende meines Romans ziehe ich die Notbremse. Es passiert mir nämlich immer wieder, dass ich mich zuletzt in einen Rausch schreibe. Ich schreibe und schreibe, die Tasten klappern. Ich bin total erschöpft, aber ich will das Buch jetzt zu Ende bringen.
Diese Haltung ist leider grundfalsch.
Oft beschweren sich die Schüler bei mir, dass der Schluss meines Romans zu schnell ging. Dass er ihnen zu abgebrochen erscheint. So als habe ich keine Lust oder keine Kraft mehr gehabt.
Darum höre ich jetzt kurz vor dem letzten Kapitel auf und genehmige mir ein freies Wochenende. Montag lese ich alles noch einmal, und dann schreibe ich den Schluss des Buches.
Puh! Fällt aber ziemlich schwer! 

(Foto: Safaripark Stukenbrok)

Freitag, 1. Juni 2012

Hochzeitstag



Heute ist unser 30. Hochzeitstag. Ja, ihr habt richtig gelesen - DREISSIG Jahre mit ein und demselben Mann. Das können wir selbst kaum fassen.
Unterschiedlicher als wir kann ein Paar kaum sein: Ein Physiker, der die Welt unter klaren wissenschaftlichen Regeln betrachtet und eine Autorin, die die Wahrheit immer ein bisschen zugunsten einer spannenden Geschichte verschiebt.
Über das Geheimnis unserer langen Ehe rätseln wir selbst.
Manchmal witzeln wir, dass wir nur zusammen geblieben sind, weil wir uns garantiert kein zweites Mal im Leben begegnen würden.
Die Welt machte uns heute ein paar schöne Geschenke.
Ein Gesundheitscheck eines Sohnes war gut verlaufen.
Ein anderer Sohn hat heute eine Premiere mit seiner Bühne, zu der wir eingeladen sind.
Und natürlich hatte unser Rosenstrauch am Haus ein paar neue Blüten bekommen.