Dienstag, 11. Januar 2011

Schatten

Heute ist mir so schwer ums Herz. Eine Freundin von mir hat ihre Tochter verloren. Die Nachricht traf mich wie ein Schlag.
Erst kurz vor Weihnachten war ihre Tochter mit starken Schmerzen ins Krankenhaus gekommen. Dann folgte eine Hiobsnachricht nach der anderen. Krebs - Metastasen - schlechte Heilungschancen - Lebenszeit zwischen drei Wochen und fünf Jahren.

Darüber haben wir uns erst so aufgeregt. Wie kann man denn so etwas sagen. Die Medizin ist doch so weit. Und diese gute Klinik - da ist sie doch in besten Händen. Und dann gibt es doch immer auch Spontanheilungen.

Jetzt steh ich hier mit meinem dünnen Hemd. Welche Worte findet man in so einer Situation? Es gibt keinen Trost.
Plötzlich spüre ich mich klein und verletztlich in der Welt.

5 Kommentare:

  1. Liebe Annette,

    Für ein Elternherz gibt es kaum was schlimmeres, als sein Kind zu Grabe tragen zu müssen. Unsere Nachbarin hat vor zwei Tagen ihren Sohn verloren. Auch uns traf die Nachricht wie ein Schlag, sass er doch erst gerade noch draussen und schwatzte...

    Was die richtigen Worte in diesen schweren Stunden sind? Ich kann es Dir nicht sagen. Doch wenn du sie spüren lässt, dass du für sie da bist, wird es ihr sicherlich viel bedeuten.

    Ich lass dir eine tröstende Umarmung hier, und denke fest an euch!

    Herzlichst, mirjam

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  2. Ja, immer wieder ist es der Tod, der uns reduziert, der bewegt, der enthüllt. Ich kann deinen Schmerz, deine Verletzlichkeit so gut nachvollziehen, meine sie selber zu spüren.
    Zeige deiner Freundin, dass du da bist. Du darfst ihr all deine Hilflosigkeit zeigen. Ich habe als trauernde Mutter nicht Trost erwartet. Schwer war es, wenn Menschen sich abwandten oder konsequent das Thema wechselten, weil sie wohl Angst hatten, meinen Tränen nicht gewachsen zu sein. Und zeige, dass ihre Tochter Raum hat auch in deinem Herzen, in deiner Erinnerung. Noch heute bin ich tief berührt, wenn ich irgendwohin komme, wo ein Bild von Mirjam hängt.
    Und nie, nie habe ich Umarmungen als so haltend und wertvoll empfunden wie in dieser ersten Zeit, in der aller Halt sich verflüchtigte.

    Lass dein Herz sprechen, das ist immer richtig.
    Ich wünsche auch dir einen schützenden Mantel in deiner eigenen Verletztheit.
    Alles Liebe
    Gabriela

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  3. Mein aufrichtiges Beileid und die besten Wünsche für die Freundin! Kein Elternteil möchte erleben, dass das eigene Kind vor einem stirbt, und besonders hart trifft es einen, wenn man mit der immer noch existierenden medizinischen Unkenntnis konfrontiert ist... da fragt man, warum? Wohin? Wie lange?

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  4. Liebe Annette,

    man muss nicht nach Worten suchen. Es gibt auch keine Worte, die Trost schenken können, genau wie Du sagst. Aber wichtig ist eine Umarmung, auch wenn sie Tränen bringt.
    Wichtig ist, dass man auf jemanden zugeht, ohne falsche Scham. Das Schlimmste ist doch, wenn man so tut, als ginge es einen nichts an, oder als sähe man jemanden auf der Straße nicht, nur weil man nicht weiß, was man sagen soll.
    Eine Umarmung und ein Blick sagen doch mehr als tausend Worte.
    Es ist schockierend, wie schnell es zu Ende sein kann, gerade wenn man noch so jung ist. Und es ist unendlich schlimm für die Eltern.
    Meine Gedanken sind bei Dir und Deiner Freundin. Lass Dich tröstend umarmen!

    Alles Liebe
    Nikola

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  5. Liebe Annette,
    auch wenn wir Schreiberlinge es kaum glauben mögen - nicht immer sind Worte zu finden. Da sein, in den Arm nehmen, mit guten Gedanken umgeben.
    Die anderen haben es schon geschrieben.
    Ich schicke dir meine Umarmung. Gib du sie weiter.
    Jutta

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