Mittwoch, 26. Januar 2022

Gut Werdenberg

 

Manchmal ist es sehr belebend, mal etwas anderes zu schreiben, etwas abseits der Kinder- und Jugendliteratur und abseits der Schule. Und so habe ich mich an eine Familiensaga gewagt. „Gut Werdenberg“ spielt in dem kleinen Dorf Ilvese im Mindener Land an der Weser.

 Hier mehr zum Inhalt:
Das Mindener Land, 1922. Die schweren Kriegsjahre sind vorüber, Hoffnung liegt in der Luft - dennoch scheint das Gestüt der Werdenbergs dem Untergang geweiht: Einst glanzvoll und weithin für seine Kaltblutpferde bekannt, droht nun der Verfall. Die einzige Hoffnung ruht auf Thekla, die als älteste Tochter den Freiherren Hagen von Ellerbruch heiraten soll. Doch dafür müsste Thekla alles aufgeben, was sie liebt: die langen Ausritte voller Freiheit, ihren Traum von einer eigenen Pferdezucht und einem selbstbestimmten Leben. Ihr Vater und Hagen scheinen in der Starre alter Konventionen gefangen, für sie ist unvorstellbar, dass Thekla den Pferdesport für immer revolutionieren könnte. Einzig in dem jungen Hofschmied Robert findet Thekla Unterstützung - aber die Geheimnisse und Intrigen ihrer Familie treiben sie schon bald auseinander ...
 

Der 1. Band erscheint am 1. 3. zunächst als E-Book bei Weltbild, später dann als Printausgabe, der 2. Band folgt im Juni. Wer mag, kann es bereits hier vorbestellen:

 


 

Sonntag, 16. Januar 2022

Unser technischer Alltag

 



Wenn der Alltag nicht so funktioniert, wie er soll, gerät mein Leben schnell in Schieflage. Wenn der Wagen nicht anspringt, das Rollo nicht hochfährt, die Waschmaschine nicht abpumpt… Dann merke ich immer, in was für einer technischen Welt wir leben und wie sehr ich auf die Hilfe von Fachleuten angewiesen bin. Stress pur ist es aber, wenn ich nicht ins Internet komme. Dieser Zustand erwartete mich, als ich wieder nach Hause kam. Dabei gab es so viel für mich am Computer zu tun. Ausgerechnet in dieser Zeit ist die Zeit der Korrekturen bei den Verlagen. Mails mit Klappentexten mussten durchgelesen werden, eine Druckvorlage musste geprüft werden und ein Korrekturtext lag zur Überarbeitung in der Mailbox und konnte nicht abgerufen werden. Auf dem Handy konnte ich die Sachen zwar lesen, aber eine Arbeitsoption ist das Handy für mich nicht. Ich brauche ja immer meine drei Monitore…
Aus der kompetenten Beratung mit Mann und Sohn versuchten wir, das Internetproblem zu lösen, aber es ergab sich nur eine Fehlerquelle: Die Verbindung zur Telekom war gestört. Allen Comedysendungen zum Trotz war auch die beratend und kompetent zur Stelle, hatte aber erst in zwei Tagen Zeit, den Fehler aufzuspüren. Zwei Tage ohne Internet! Das ist Folter pur! Wie oft ich in der Zeit meine Maus in der Hand hatte und den Button „Internet“ anklicken wollte, um etwas nachzuschlagen oder anzuschauen – um dann immer wieder auf mich selbst zurückgeworfen zu werden. Bin ich wirklich schon so abhängig? Wie habe ich die Zeit vorher überlebt? Bin ich wirklich in die Bücherei gegangen, um etwas nachzuschlagen? Was für eine Zeitverschwendung.
Bevor der Typ von der Telekom kam, bekam ich einen Verhaltenskodex zugeschickt, wie ich mich dem Mitarbeiter gegenüber zu verhalten hätte. Immerhin haben wir ja noch Pandemie. Ich sollte meine Wohnung vorher gut lüften, ich sollte einen Mundschutz tragen und mich ihm nur bis zu 1,50 m nähern. Das ist eine schwere Auflage, wenn man den Wunsch hat, dem Mann um den Hals zu fallen, wenn er in der Tür steht. Er schien es geahnt zu haben, darum konnte er das Problem von außen lösen, ohne unser Haus zu betreten.
An dem Tag hatte ich einen absoluten Arbeitsschub, das könnt ihr euch sicherlich denken.

Montag, 10. Januar 2022

Bundesliga-Geister

 


Habt ihr es auch gesehen? Bundesliga live am Samstag? Ich glaube, es war das Spiel Greuther Fürth gegen Stuttgart, aber beschwören kann ich es nicht. Wieder war es eines dieser unheimlichen Geisterspiele. Nur diesmal saß ein einsamer Zuschauer in der Mitte der Tribüne. Ich weiß nicht, wie viele Menschen in ein Stadion passen, aber 70 000 werden es sicherlich sein. Dieser Mann saß da ganz allein, um ihn herum nichts als leere rote Plastikstühle. Das allein ist schon komisch. Noch seltsamer aber war, dass dieser Zuschauer eine Maske trug. Nicht irgendeine Maske. Eine FFP-2 Maske war es. Mit diesem weißen Schnabel vor dem Mund verfolgte er das Spiel sprachlos und gestenarm.

Viele Fragen taten sich mir auf: Warum sitzt er da? Und warum trägt er eine Maske? War das die Bedingung, unter der er da sitzen durfte? Und wenn ja, warum hat er sich nicht dagegen gewehrt. Wen glaubte er denn anzustecken?

Hätte er der Bedingung auch zugestimmt, wenn man ihm eine Eisenkugel ans Bein gebunden hätte?

Die Menschen lassen sich ja im Moment viele Sinnlosigkeiten gefallen.

So ist sie eben, die neue Freiheit!

Mittwoch, 5. Januar 2022

Spaziergang am Abend

 



Als ich auf dem Markplatz eintreffe, bin ich verwirrt. Nur so wenige? Lediglich die Polizei ist schon da. Still steht sie mit ihren Einsatzwagen vor der Kirche und beobachtet das Geschehen.

Ich schaue mich um. Vor der Kneipe stehen ein paar Menschen, vor den Geschäften ein paar andere. Noch andere sitzen auf den Bänken. Gespannte Stille liegt über dem Platz. Doch als die Kirchturmuhr zur vollen Stunde schlägt, treffen alle auf dem Markplatz zusammen. Es sind viele. Sehr viele. 

Jemand geht los und alle folgen in gutem Tempo. Nun setzt sich auch die Polizei in Bewegung, Gott sei Dank nur, um die Straße zu sperren. Lang und schwarz bewegt sich der Zug durch den dunklen Abend. Einige haben Kerzen dabei. Einige singen „Die Gedanken sind frei.“ Viele schweigen.

Einmal gibt es einen kurzen Tumult. Ein Autofahrer verliert an der Straßenkreuzung die Geduld. Mit quietschenden Reifen rast er an den Spaziergängern vorbei, um an der Kreuzung rechts abzubiegen. Doch die Polizei stellt sich ihm entgegen und hält ihn auf. Sie hat den Applaus auf ihrer Seite.

Der Marsch dauert lange. Fast zwei Stunden. Als ich später im Auto sitze, sind Füße und Hände ziemlich durchgefroren. Aber das Herz ist warm. Und das ist das wichtigste.  

Samstag, 1. Januar 2022

Mit Böllern ins Neue Jahr

 


Böllern ist in diesem Jahr nicht verboten, man kann nur keine kaufen. Noch nicht einmal bei amazon. Zur Begründung führt man nun schon zwei Gründe an: Erstens die Corona-Pandemie und zweitens die Umweltbelastung durch Feinstaub. Wenn man schon zwei Argumente braucht … Die Corona-Dauerbegründung alleine scheint nicht mehr zu überzeugen: Überlastung der Krankenhäuser, die angeblich bald eintretende Triage, die erschöpften Schwestern und Pfleger – viel zu oft mussten diese Argumente nun schon herhalten. Sie haben ihre Kraft verloren. Und so erlebe ich im sonst so beschaulichen Brandenburg, wie sich ein donnernder Böller nach dem anderen bis weit nach Mitternacht durch die Stille schießt. Nie war es so einfach und wirkungsvoll, der Welt seine Wut und seinen Widerstand zu zeigen.

Ich persönlich habe es nicht so mit Böllern. Schließlich habe ich einige Silvester im Hundekörbchen gesessen, um unserem zitternden Hund die Pfote zu halten. Doch diesmal verspüre ich bei jedem Knall eine gewisse Schadenfreude. Es wird Zeit, darauf aufmerksam zu machen, dass wir diese ewige Bevormundung und Fleißkärtchen-Erziehung leid sind, und dass wir alt genug und klug genug sind, für uns selbst die Verantwortung zu tragen.