Mittwoch, 11. Januar 2012

Das Einkaufscenter am Südring

Viele Orte aus meinen Büchern gibt es wirklich. Zum Beispiel das Südring-Center. Der türkische Junge Sinan aus dem Buch „Keine Chance, wer geht denn schon mit Türken“ wird von seinen Freunden zum Klauen angestiftet und klaut hier im Aldi des Einkaufszentrums eine Flasche Wodka.  

Meine Blognachbarin Miriam Nowak schrieb mir, sie habe mit Schülern in einer Schule in Aachen dieses Buch gelesen und storlperte über den Namen „Südring-Center“. Dann erzählte sie ihren Schülern, dass sie ein Einkaufscenter mit diesem Namen aus Paderborn kennt. Die Schüler informierten sich im Internet über mich und fanden heraus, dass ich tatsächlich aus der Gegend komme. Danach bekam sie den Auftrag von ihren Schülern, das Einkaufscenter zu fotografieren.
(Die Arbeit habe ich dir nun abgenommen, liebe Miriam. Danke für deinen Tipp.)
Auch eine Förderschule am Querweg in Paderborn las das Buch.
„Südringcenter - das ist doch hier um die Ecke“, stellten sie fest. Überrascht lasen sie weiter, dass Sinan dann zur Alten Brauerei hinüber gelaufen ist.
„Dann muss er an unserer Schule vorbei gelaufen sein“, überlegten sie. Und schließlich meinte ein Schüler: „Ich glaube, den kenne ich.“
Der Lehrerin wurde das Ganze fast ein bisschen unheimlich. Auch sie recherchierte im Internet, und als sie sah, dass ich tatsächlich aus der Gegend kam, lud sie mich in ihre Klasse ein. Das war ein interessanter Vormittag. Die Schüler wollten gar nicht glauben, dass es Sinan nicht gab.

Montag, 9. Januar 2012

Sie sind unter uns

Habt ihr je an Außerirdische geglaubt? Bei mir war es gestern so weit.
Seit Wochen haben wir Besuch von einem Mader, der sich in der Verkleidung unseres Daches sehr wohl fühlt und uns Nacht für Nacht mit seinem Kratzen auf Trab hält. Gefunden haben wir ihn bis jetzt nicht. Wir vermuteten zwar, dass er über den Holzstapel an unserem Haus hinauf aufs Dach klettert, sicher waren wir uns aber nicht. Darum liehen wir uns eine Überwachungskamera aus, installierten sie und richteten sie auf den Holzstapel. Als wir am nächsten Tag die Fotos sichteten, fanden wir neben tausenden von langweiligen Dachrinnenfotos plötzlich dieses Bildreihe: 



Schock! Albtraum pur. Sie sind unter uns, dachte ich!  
Später stellte sich heraus, dass mein Sohn eine kleine Fotomontage gemacht hatte, um meine Nerven zu testen. Er fand mein Kreischen irre lustig.
Versteht ihr jetzt, warum ich Autorin geworden bin? Ich muss mir einfach meine Panik von der Seele schreiben!!!

Post von mir

In den Ferien habe ich viele Schülerbriefe beantwortet. Heute werdet ihr sie vielleicht von euren Lehrern überreicht bekommen. Ich hoffe, ihr freut euch darüber. Es waren einzelne Briefe, Klassenbriefe und Klassen-Einzelbriefe dabei, Briefe aus Ingelheim, aus Idar-Oberstein, aus Brugg in der Schweiz, aus Westerholt (die Schule kenne ich ganz persönlich - ich winke euch schnell mal zu), aus Geesthacht, aus Nänihan in der Schweiz, aus Neuenhaus, aus Dortmund, aus Osnabrück, aus Weißwasser, aus Gelsenkirchen und aus Gießen.
Es ist viel Arbeit, diese Briefe zu beantworten, aber eure Rückmeldungen rühren mich auch immer sehr, sodass ich beim Antworten total gute Laune habe. Ich hoffe, ihr merkt das.
Ich zitiere mal aus einem lieben Brief von der Hans-Fallada-Förderschule aus Weißwasser in der Oberlausitz. Die Lehrerin hat mir ausdrücklich dafür ihr Einverständnis gegeben. Neben einigen Schülern schreibt auch sie einen lieben und langen Brief an mich und zitiert dabei verschiedene Schüler ihrer Klasse. „Ich will jetzt keine Fragen zum 7. Kapitel beantworten. Lassen Sie ich weiter lesen. Es ist gerade so spannend“, sagt z.B. ein Schüler. Oder ein anderer Schüler berichtet: „Ich habe das Buch (Sauf ruhig weiter, wenn du meinst) schon dreimal gelesen. Ich habe es aus der Bibliothek ausgeliehen.“ Der Vater dieses Schülers ist Alkoholiker. Und  ein weiterer Schüler fragt: „Kann ich nicht auch noch das Buch lesen, das Sie gerade mit der 7.Klasse lesen?“
Die Lehrerin, bis jetzt eher Leseverweigerer gewöhnt, ist total überrascht über diese Resonanz. Die Briefe ihrer Schüler an mich sind sehr persönlich. Danke, dass ich euch zitieren durfte!
Ich denke an euch alle, die ihr da jetzt in euren Klassen sitzt - Lehrer wie Schüler - und wünsche euch von ganzem Herzen ein richtig gutes 2012.

Sonntag, 8. Januar 2012

Meine Tagebücher

 Ich bin in meinem Leben oft umgezogen. Bei jedem Umzug reduzierten sich die Sachen, von denen ich glaubte, mich niemals trennen zu können. In bestimmten Lebensphasen fällt es leicht, etwas wegzuwerfen. Es tut sogar richtig gut. Heute wünschte ich mir manchmal, ich wäre mit dieser Entscheidung sorgsamer umgegangen. So besitze ich kein einziges Kinderspielzeug von mir mehr. Auch meine Schulhefte und Bücher habe ich alle weggeworfen. Und die einzigen Kleidungsstücke, das ich aus der Vergangenheit besitze, sind mein Hochzeitskleid und das erste Strampelhöschen der Kinder. 
 
Von meinen alten Tagebüchern habe ich mich aber Gott sei Dank nie getrennt. Allerdings habe ich nur wenige von ihnen wieder gelesen. Es hat mich richtig Überwindung gekostet, sie noch einmal zur Hand zu nehmen. Dann aber konnte ich kaum aufhören mit dem Lesen. Alte Verletzungen, die ich gerne vergessen hätte, tauchten wieder auf. Es gab aber auch  Begegnungen, die mir damals so wichtig waren, an die ich mich aber heute gar nicht mehr erinnere. 

Dichte Erlebnisse neben Alltäglichem.
Schockierend war für mich meine Darstellung von Schule. Mit dem einen Satz: „Die Schule war mal wieder total langweilig“ beschrieb ich oft einen langen Vormittag, der mir nicht mehr bedeutete, als sieben Worte. Am Nachmittag und Abend wird der Tagebucheintrag dann lebendig. Das eigentliche Leben beginnt.
Wenn ich bedenke, dass ich 13 Jahre lang zur Schule gegangen bin, ist das ein erschreckendes Ergebnis. 

 

Freitag, 6. Januar 2012

Rückständig? Ich?

Schon seit Tagen erzählt mir mein Mann, ich könne seinen Monitor haben. So einen Breitbild-Bildschirm, der von einem Schreibtischende zum nächsten reicht. Ich will nicht. Ich mag meinen Monitor. Er und ich, wir haben eine verdammt gute Zeit gehabt, und er hat mich nie im Stich gelassen.
Aber gestern war mein Monitor plötzlich verschwunden. Ausrangiert zugunsten eines Breitbandetwas von gefühlten 6 Metern Länge.  Mein Mann erklärte mir alle Vorteile. Ich könne jetzt auch an zwei Dokumenten gleichzeitig arbeiten. Ich könne an word schreiben und gleichzeitig alle Mails im Blick haben. Ich könne auch neben meinem Text eine Uhr und einen Kalender einblenden.
Ich hab`s versucht. Echt. Aber es hat mich einfach überfordert. Ich hatte das Gefühl, die Schrift ist verzerrt, die Dokumente verschwinden in der Größe des Monitors, die doppelten Dokumente, die Uhr, der Kalender - ich brauche sie nicht. Und ich WILL sie nicht.
Heute beschloss ich, meinen Monitor zurück zu holen. Natürlich erwischte mich mein Mann dabei.
„Ich helfe dir schon“, meinte er und bemühte sich um ein tolerant-höfliches Gesicht. „Wenn du unbedingt diese kleine alte Funzel wieder haben möchtest.“
Bitte denkt jetzt nicht, ich hätte vorher einen klitzekleinen Röhrenbildschirm besessen. Ich hatte einen 19-Zoll-Monitor, und der Bildschirm ließ sich senkrecht und waagerecht umstellen. Aber wer mag schon als rückständiger altmodischer technikfeindlicher Mensch gesehen werden.
Zuletzt habe ich wieder einmal nachgegeben. Und jetzt steht dieser 24-Zoller auf meinem Schreibtisch und erschlägt mich fast.
Ich schwöre es euch: In meinem nächsten Leben heirate ich einen Ökobauern!

Mittwoch, 4. Januar 2012

Voll chillig

„Wann muss ich den zweiten App für mein E-Book abgeben?“, frage ich den Verleger per Mail. Kurze Zeit später die Antwort: „Ende Januar.“
Hups. Wie gut, dass wir drüber geredet haben!
In aller Eile räume ich einen Auftrag zur Seite, der es nicht ganz so eilig hat. Dann hole ich meinen E-Book-Reader hervor und lese meinen ersten Teil von "Begegnung zwischen den Welten" noch einmal. Danach studiere ich das Exposé und schaue mir mein Notizbuch mit den Zeichnungen und Fotos an, die ich für das Buch angelegt habe. 
Schließlich  lege ich mich auf das Sofa in meinem Arbeitszimmer und starre zum Dachflächenfenster hinaus. Höre den Regen auf die Scheiben prasseln und finde mich allmählich wieder in der Fantasywelt ein.
Mein Mann kommt vorbei. Schaut mich verwundert an.
„Soll ich dich in eine Decke einkuscheln?“, fragt er.
Der denkt bestimmt auch: Die hat ja einen chilligen Job!


(Foto: Schwerin) 

Killerviren unterwegs

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse
auf dass er sich ein Opfer fassen…

 
Von wegen ein kleiner Schnupfen. Es waren echte Killerviren, die mich gestern erwischten.
Beschreibung von oben nach unten:
Der Schädel dröhnt.
Die Augen brennen.
Die Nase läuft.
Die Zähne schmerzen.
Die Lippen kribbeln.
Der Hals kratzt.
Kurzum, mir geht es einfach total mies. Es ist reine Selbstdisziplin, dass ich hier am Computer hocke und schreibe.
Haltet besser etwas Abstand vom Monitor. Diesen Viren traue ich alles zu! 


(Foto: Seoul, Korea)

Dienstag, 3. Januar 2012

Neuer Journalismus

Nun hat er sogar noch einen Journalisten bedroht, unser guter Bundespräsident. (Wo ja die Bildzeitung bekannt ist für fairen und unabhängigen Journalismus). Jetzt ist er dran. Er weiß es nur noch nicht. Noch hofft er, seinen Kopf aus der Schlinge zu bekommen. Bemüht sich um Entschuldigungen, Erklärungen, Wiedergutmachungen. Aber das haben vor ihm schon andere versucht und am Ende doch verloren.
Früher mussten Politiker zurück treten, wenn man ihnen berufliche Fehltritte nachweisen konnte. Heute wühlen die Journalisten in privatesten Verfehlungen herum. Um ein hohes Amt zu bekleiden darf man keine junge Freundin haben, man darf seine Doktorarbeit nicht abschreiben, man  darf nicht betrunken Auto fahren und man darf sich von Bekannten kein Geld leihen. Die Wahrscheinlichkeit dass man dann sein Amt nicht ordnungsgemäß ausführt, ist angeblich zu groß.
Ich will nicht missverstanden werden. Ich finde es schlimm, betrunken Auto zu fahren, es ist nicht fair, eine Doktorarbeit abzuschreiben, und als 40-jähriger eine 16 jährige Freundin zu haben, finde ich auch seltsam. Aber kann ich nicht trotzdem ein guter Politiker sein? Schließlich wollen wir doch Politiker wie du und ich, und keine asketischen Engel.
In Wirklichkeit geht es um etwas anderes. Journalisten wittern eine Story, verbünden sich gezielt, um jemanden abzusägen. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, das privateste Leben an die Öffentlichkeit zu zerren. Kameras richten sich auf Einfamilienhäuser, auf Klingelschilder und über Gartenzäune. Alte Fotos werden ausgegraben, die wirrsten Bekannten zum Interview geladen.
Wenn sie jemanden an der Angel haben, gibt es kein Entrinnen. Sie lassen ihn zappeln, geben manchmal ein bisschen Schnur nach, lassen ihn wild durch den See treiben und freuen sich an seiner Hilflosigkeit. Und dann schlagen sie zu. Der Haken bohrt sich tiefer und tiefer ins Maul, und sie lachen und können es kaum abwarten, ihn gebraten oder geräuchert auf den Tisch zu bekommen.
Wenn das der freie Journalismus ist - welch ein Graus.
Wenn man als Politiker so etwas aushalten muss - vielen Dank.
Da bin ich froh, weder auf der einen, noch auf der anderen Seite zu stehen. 


(Foto: Jeju, Korea)

Montag, 2. Januar 2012

Auf Ideensuche

Zehn Fantasygeschichten sind geschrieben. Da ruft die Lektorin an. Alles ist gut so, aaaaber... Ob ich nicht noch eine Vampirgeschichte schreiben kann. Die Kids stehen doch so auf Vampire. 
Vampire?!!! Das Thema ist doch schon so durchgenudelt. 
Ich zermartere mir mein Gehirn. Null. Nada. Niente.
"Fällt euch nicht irgendeine Vampirgeschichte ein?", frage ich meine Männer beim Kaffee. 
"Das ist dein Job", winken sie ab. Dann aber fangen sie an zu blödeln. Lästern über glitzernde Vampire im Sonnenlicht, erinnern sich an Comedy-Slapsticks, malen Horrorszenarien aus (Werwolf beißt Vampir - Ach, sollte ja ein Kinderbuch werden). Lachen sich dabei kaputt. 
Und dann habe ich sie plötzlich, die Idee. 
Danke! Wie gut, dass wir darüber geredet haben.

Sonntag, 1. Januar 2012

Neujahr


Je älter man wird, desto seltener gibt es Dinge, die man noch nie erlebt hat. Aber an einen Neujahrsmorgen ohne Neujahrspaziergang kann ich mich nicht erinnern. Doch heute regnete es so gruselig in gleichmäßigen langen Bindfäden, dass wir es bei einem ausgiebigen Frühstück beließen.
Das Jahr endete schön und gemütlich mit gutem Essen und guten Gesprächen und genauso begann es.
Nun freue ich mich auf den Alltag.