Dienstag, 18. Oktober 2011

Pädagogik früher


Auf dem Flohmarkt habe ich ein altes Kinderbuch erstanden, das aus dem Jahr 1930 stammt. Ich kenne es sogar noch aus meiner Kinderzeit. Es wurde auch damals noch gelesen. Nun lese ich es neu und staune, dass ich mich an so vieles erinnere. Es ist blumig und umständlich geschrieben. Erstaunlich, dass ich den Inhalt damals verstanden habe.

Fix und fertig macht mich an dem Buch die Bestrafung der Kinder. Der Protagonistin passieren immer wieder Missgeschicke, für die sie ausgeschimpft und auch geschlagen wird, sogar mit der Rute. Dann fallen so Sätze wie: „Nun hat dich die Mutti aber nicht mehr lieb, du unnützes Kind.“
Einmal wird das Mädchen versehendlich in einer Garage eingeschlossen und muss dort die Nacht verbringen. Als sie endlich am Tag darauf weinend zu Hause auftaucht, will sie zu ihrer Mutter laufen und um Verzeihung bitten, aber das darf sie nicht. Die Mutter liegt im Krankenhaus. Dem Mädchen wird suggeriert, an diesem Zustand schuld zu sein. Als die Mutter dann aus dem Krankenhaus kommt, hat sie ein Kind bekommen. (Manche Kinder kommen ja aus heiterem Himmel.) Dann wird dem Mädchen erzählt: „Du bist doch einfach fortgelaufen. Da haben wir uns ein anderes Mädchen geholt.“
Wie gut, dass sich die Pädagogik weiter entwickelt hat… 

(Foto: Avignon, Frankreich)

Montag, 17. Oktober 2011

Der Kater nach der Buchmesse


Nun ist der da, der Kater. Er kommt jedes Jahr pünktlich nach der Buchmesse in mein Arbeitszimmer geschlichen. Denn nach der Messe fühle ich mich immer so jämmerlich klein. So absolut unwichtig. 

Wer liest denn ausgerechnet meine Sachen, wo es doch so unglaublich schöne Bücher, so packende Themen und so sagenhaft treffende Ausdrucksweisen von anderen Autoren gibt? 

Sollte ich nicht mal ganz andere Bücher schreiben?

Aber welche?

Und - kann ich das überhaupt?

Es ist immer so schwer, sich mit seiner eigenen Mittelmäßigkeit zu arrangieren.
Darum fahre ich jertzt erst mal in die Stadt und kaufe Wolle. Ich habe meinem zukünftigen Enkelkind noch gar kein Jäckchen gestrickt.
Und eins weiß ich auf alle Fälle: Das kann ich! 

(Foto: Provence)

Sonntag, 16. Oktober 2011

Kleiner Stresstest


Mein Sohn Alexander erwartet quasi täglich die Geburt seines ersten Kindes. Jetzt war es fast so weit. Seine Freundin weckte ihn nachts. Die Wehen kamen alle zehn Minuten. 
Mein sonst so cooler Sohn geriet total in Hektik. Auf keinem Fall wollte er seinem Sohn verschlafen und ungewaschen gegenüber treten. Also hechtete er unter die Dusche, suchte danach panisch nach frischen Socken und Wäsche, hätte beinahe sein Hemd zerrissen. 
Als er dann endlich fertig war und seine Freundin an die eine, den Koffer in die andere Hand nehmen wollte, waren die Wehen plötzlich wieder verschwunden. 
Tja, so sind sie, die Kleinen. 
War nur ein kurzer Stresstest.

Samstag, 15. Oktober 2011

Oktober bedeutet Buchmesse

Dass schon wieder ein Jahr vergangen ist, merke ich vor allem an der Buchmesse. Ich bin jedes Jahr hin und hergerissen, ob ich nach Frankfurt fahren soll. Wenn ich es nicht mache, bin ich unglücklich, wenn ich es doch mache, bin ich es auch.
Ich fahre in der Regel zur Buchmesse, um mich mit verschiedenen Leuten zu treffen, neue Projekte zu planen, Bekannte wieder wieder zu sehen oder Lektoren zu treffen, die ich bis jetzt nur aus den Mails kenne. So bleibt die Messe für mich eher ein Rennen von Termin zu Termin. Dabei kommt der Blick auf die schönen Stände und die neuen Bücher viel zu kurz. Auch bei einer Lesung bin ich noch nie gewesen. Und habe ich auf der Rückfahrt immer das Gefühl, die eigentliche Buchmesse gar nicht so richtig mitgekriegt zu haben.
Aber schöne Begegnungen gab es natürlich auch, wie zum Beispiel das gemeinsame Mittagessen mit dem Kinder- und Jugendforum Schreibwelt, dem ich seit einigen Jahren angehöre. Und supernett war es wie immer beim Stand des Verlags an der Ruhr.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wieder mal geschafft


Und wieder habe ich „Ende“ unter ein Manuskript geschrieben. Natürlich nur innerlich. In Echt sähe es nun doch etwas befremdlich aus.

Dieses innerliche Ende unter einem Roman ist immer ein absolutes Höchstgefühl. Ich habe die Geschichte entwickelt, durchgehalten und zu einem Ende geführt. Mein Ziel ist erreicht.

Jetzt geht es daran, den Schreibtisch aufzuräumen. Bei dem vielen Papier um mich herum habe ich fast vergessen, dass er weiß ist.  Das Heft, in dem ich das Buch skizziert habe und in dem auch alle Personen kleben, die in dem Roman vorkommen, wird geschlossen und auf einen Stapel ins Regal gelegt.  Der letzte Papierausdruck, auf dem ich die Korrekturen notiert habe, wandert in den Schredder.

Nun ist Platz für eine kleine Pause, ein Luftholen, ein Umschauen, was es noch so in der Welt gibt. Dann aber muss ein neues Projekt daher kommen,  sonst bin ich schneller am Tiefpunkt angekommen, als ich gucken kann.

Wie gut, dass ich zur Buchmesse fahre. Da warten hoffentlich neue Ideen auf mich. 

(Foto: Caonoa Quebrada, Brasilien)

Mittwoch, 12. Oktober 2011

An meinen Bundestrojaner


Hallo an meinen Bundestrojaner. Wo du ja nun offenbar im Einverständnis des BKAs immer mal wieder auf meinen Computer zugreifen kannst, kann ich dich da vielleicht Trollo nennen? Ich meine, wir haben doch irgendwie ein recht persönliches Verhältnis zueinander, oder?
Okay, okay, ich kenne dich jetzt nicht so gut, aber dafür kennst du mich doch umso besser. Könnten wir da nicht in Zukunft ein bisschen effektiver zusammenarbeiten?
Gestern zum Beispiel habe ich wie Blöde eine Datei gesucht. Ich wusste nicht mehr, wie sie heißt, schon gar nicht, wo ich sie abgespeichert hatte. Hättest du mir das nicht mal schnell melden können?
Und dann hast du doch bestimmt gesehen, dass ich in den nächsten Tagen Abgabetermine habe. Aber statt zu arbeiten, habe ich heute eine ganze Zeit lang rumgeklüngelt. Wie du gesehen hast, habe ich die Urlaubsfotos überarbeitet. Das hätte ich doch auch nächste Woche machen können. Und danach bin ich einfach so planlos durchs Internet gesurft. Das geht doch nun gar nicht.
Kannst du in so einem Moment nicht den Monitor zappenduster schalten und mir dann das Word-Programm auf den Monitor legen? Und dann könntest du noch so eine Warnschrift aufblinken lassen, vielleicht mit dem Tenor: Nun arbeite endlich, sonst melde ich es dem BKA?
Ansonsten noch fröhliches Herumschnüffeln.  Und bevor du wirklich anfängst zu meckern, fange ich schnell an zu arbeiten.

Gestärkt für den Winter


Mein Vater hat sich einen Traum erfüllt und ist mit einer Reisegruppe an die Ostsee gefahren.
Dabei  ist er gehbehindert und kann sehr schlecht sehen.
Im Vorfeld hat er sich viele Sorgen gemacht, ob wohl alles gut gehen wird.
Nun ist er wieder da. Braungebrannt und mit leuchtenden Augen sitzt er im Wohnzimmer und berichtet. Es war wunderschön.
Und plötzlich hat er eine unglaubliche Energie.
Er lässt die Fenster reparieren. Er lässt das vergilbte Treppenhaus tapezieren. Er lässt schöne Bilder neu rahmen.
Es gibt viel zu tun. Er packt es an. Er trägt die Sonne im Herzen. 
An der Ostsee hat er Farben für den Winter gesammelt.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Wieder ein neues Cover



















Seit 2004 ist mein Buch "Sauf ruhig weiter, wenn du meinst" auf dem Markt, und man sah dem Cover das Alter  deutlich an. Auch Buchumschläge sind der Mode unterworfen. Ein zentraler Gegenstand etwas abgeschnitten und schäg ins Bild gesetzt, das war damals. Heute sind Schattenbilder in.
Das neue Cover finde ich richtig gut. Was sagt ihr?

Montag, 10. Oktober 2011

Ab jetzt verschlossen


Aus unserer Garage wurden einige Geräte gestohlen. Wann das passiert ist, wissen wir nicht. Es fiel uns erst auf, als wir die Hecke schneiden wollten und die elektrische Heckenschere nicht mehr an seinem Platz hing. Dann erst bemerkten wir, dass auch die Kettensäge fehlte. Und noch einiges andere.
Ehrlich gesagt hat mich das ganz schön umgehauen. Der Verlust der Geräte ist ärgerlich, aber zu verschmerzen. Doch die Tatsache, dass jemand um unser Haus schleicht und herumspioniert, ist unheimlich. 
Wir wohnen in der Sackgasse einer Siedlung. Wer in unsere Straße einbiegt, hat eigentlich die Aufmerksamkeit aller Nachbarn. Und um zu unserer Garage zu gelangen, muss man an unserem Küchenfenster und am Wohnzimmerfenster der Nachbarn vorbei schleichen. Wer wagt denn so etwas?
Und danach? Ist der Dieb dann mit einer Kettensäge unter dem einen Arm und der Heckenschere unter dem anderen Arm durch die Siedlung gegangen? 
Fragen über Fragen. Und dahinter die Sorge: Wer so dreist in eine Garage einbricht, steht morgen vielleicht im Keller und übermorgen im Wohnzimmer. 
Wir sind immer so gutgläubig. Gerne lassen wir mal die Garage offen stehen oder den Hausschlüssel  außen stecken. Jetzt ist unser Vertrauen ganz schön erschüttert.
"Ihr denkt wohl, die Verbrechen finden immer nur woanders statt", wundert sich meine Schwester. Sie ist Juristin. Zu ihrem Alltag gehört es, in die Abgründe der Menschen zu blicken. Aber ich als Pädagoge glaube ja immer an das Gute im Menschen. 
Naja, das Haus schließe ich ab jetzt auf alle Fälle sorgfältig ab. 
Und noch eine kleine Genugtuung! Die Kettensäge war kaputt! Nett, dass uns der Dieb auf die Weise die Entsorgung abgenommen hat. 

(Foto: Bern)

Sonntag, 9. Oktober 2011

Die Ergebnisse der Schreibwerkstatt


Im Januar dieses Jahres habe ich eine Schreibwerkstatt mit Schülern der Klassenstufen 5 und 6 der Offenen Schule Waldau in Kassel geleitet, was sehr spannend für mich war. Ich habe darüber einige Male in meinem Blog berichtet. 
Nun bekam ich an diesem Wochenende das Ergebnis der Arbeit zugeschickt. Die Schule - genau genommen die Leiterin der Schul- und Stadtteilbibliothek Doris Hahn und der Deutschlehrer Friedemann Brandt -  hatten die Geschichten zu einem Buch zusammengefasst, dem wir den Titel "Plötzlich woanders" gegeben haben. Alle Texte sind berücksichtigt und auch schön illustriert worden.
Das Buch erschien pünktlich zum Tag der Offenen Tür und erfuhr damit auch eine würdevolle Präsentation. 
Das nenne ich mal eine geniale ganzheitliche pädagogische Arbeit!
Ich freue mich sehr, diese schönen Exemplare in den Händen zu halten. Was für eine schöne Erinnerung an eine interessante Zeit.