Mütter reden ja gerne über ihre Kinder. So auch ich mit einer Freundin. Sie erzählte mir von ihrer Tochter, die gerade eine Expertenarbeit geschrieben hat. 20 Seiten über Hundertwasser. Mit anschließender Präsentation vor einem großen Publikum. Mit Power-Point. Ist ja klar.
Expertenarbeit? Aber sie ist doch erst in der 5. Klasse. Das sage ich bestimt 10 x. Und ich erfahre, dass das heutzutage Standard ist. Die Messlatte liegt hoch an deutschen Gymnasien.
Du weißt doch auch wie das ist, sagt meine Freundin. Wir Eltern machen die Arbeit. Einer macht die Recherche, einer stellt zusammen, dann schreiben wir alle und beraten bei der Präsentation.
Und wenn die Eltern das nicht machen wollen oder können?
Dann hat der es schwer am Gymnasium. Eigentlich ist es gar nicht mehr zu schaffen.
Und warum wehren sich die Eltern nicht?
Das weiß ich selbst nur zu gut.
Wenn bei einem Elternabend einer den Mut besitzt, den Mund aufmacht und sagt, dass das alles eine Überforderung ist, gibt es garantiert eine Reihe von Eltern, die sagen: Also, unserem Kind hat das sooooo großen Spaß gemacht. Der hätte auch 100 Seiten geschrieben. Ich konnte ihn gar nicht bremsen. Endlich einmal eine richtige Herausforderung.
Und dann sitzt man da wie Heinchen Blöd und wünscht sich ein Mauseloch.
Eltern sind oft so schrecklich unsolidarisch. Und so wird die Messlatte höher und höher gelegt. Demnächst schreiben vielleicht schon Erstklässler eine Expertenarbeit. 100 Seiten mit Multimediashow!(Foto: Campingplatz, Plauer See)
Haha, meine Eltern hätten gar nicht die Zeit gehabt, so etwas zu machen... und ich hätte sie auch nicht. Ganz im Ernst. Ich dachte, die Kinder sollen am Gymnasium etwas *lernen* und nicht schon etwas *können*?
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