Dienstag, 28. Juni 2016

Fundstücke


Am Schwielochsee in Brandenburg, nicht weit von einem Campingplatz entfernt, finden wir ein schwarzes Herrenportemonnaie im Sand. Einen Moment starren wir ungläubig darauf, zögern, es aufzuheben und durchzuschauen. Es offenbart so viel Persönliches. Wir finden neben Geld einen Ausweis, den Führerschein und die Karte der Krankenkasse, alles Dinge, die man auf keinem Fall verlieren möchte.
Sofort machen wir uns große Sorgen um den Besitzer. Ob er den Verlust bereits gemerkt hat? Wird er in Panik geraten sein? Wie können wir ihn möglichst schnell ermitteln?
Wir googlen, finden jedoch keine Adresse, die mit dem Namen übereinstimmt. Wir überlegen, das Portemonnaie bei der Polizei anzugeben, doch die kleinen Dörfchen Brandenburgs sind nicht gerade gespickt mit Polizeistationen.
Zuletzt beschließen wir, zur Rezeption des Campingplatzes zu fahren. Vielleicht ist der Mann ja hier zu Gast.
Das ist er zwar nicht, aber die freundliche Frau von der Rezeption hat ihn vor einigen Minuten gesehen. Völlig aufgelöst hat er in der Rezeption nachgefragt, ob jemand sein Portemonnaie gefunden hat.
Wir gehen nach draußen und begegnen ihm. Er ist völlig verzweifelt, und danach fast ungläubig und  irre dankbar und glücklich, als wir ihm das Portemonnaie in die Hand drücken.
Wir freuen uns mit ihm. Schließlich kommt man ja nicht so oft dazu, eine gute Tat zu tun!

Samstag, 25. Juni 2016

Sommer in der Lausitz


Nun grüße ich euch wieder aus der Sommerfrische. Mein Lesungsprogramm ging Mitte Juni zu Ende, und dann wird es Zeit für den schönsten Nebenjob der Welt! Ich verbringe die nächsten Wochen mit kleinen Unterbrechungen auf dem Eurocamp Spreewaldtor, dem Campingplatz meines Sohnes Alex, verkaufe hier Brötchen und Bildzeitungen, shuttle die Gäste zu schönen Orten im Spreewald und beschäftige mich in meinem Job als Omi mit Bilderbücher anschauen, schaukeln und natürlich schwimmen.
Nebenbei habe ich mir unser Wohnmobil als Büro ausgebaut. Ich kann ja nur richtig entspannt arbeiten, wenn ich mindestens einen großen Monitor dabei habe. So ein Laptopmonitor ist irgendwie zu klein. Nun habe ich mir alles so aufgebaut, dass ich auch hier gut schreiben kann – und dass muss ich auch. Eine Reihe an Projekten warten auf ihre Fertigstellung.
Aber erst mal ein bisschen chillen!
 

Montag, 20. Juni 2016

Wie lernt man eine Sprache


Geschichten zum Sprachen lernen interessieren mich immer, schließlich lerne ich selbst gerne Sprachen. Aufmerksam höre ich zu, wie die Lehrer in Polen von ihrem Deutsch-Lernen erzählen.
Ein Lehrer liebte Zeichentrickfilme, doch im damals noch sozialistischen Polen gab es nur eine einzige Serie. Dann kam die Wende, und plötzlich war auch das polnische Fernsehen voll mit lustigen deutschen Zeichentrickfilmen – die er allerdings nicht verstand. Fasziniert saß er auf dem Sofa und starrte auf den Bildschirm, seine deutschsprachige Oma dicht an seiner Seite, die immer wieder übersetzen musste. Der Wunsch, diese Filme verstehen zu können, war so groß…
Dann diese andere Geschichte einer Lehrerin, die von einem Onkel ein deutsch-polnisches Wörterbuch geschenkt bekam. Ein anderer Verwandter schickte anschließend regelmäßig die Bravo nach Polen. Die Lehrerin erinnert sich an diese bunte, aufregende Zeitschrift, die so ganz anders aussah und roch als alle Zeitschriften, die es in Polen zu kaufen gab. Wort für Wort macht sie sich an die Arbeit, die Artikel zu übersetzen. Die Zeitschrift wandert anschließend durch die ganze Klasse, dann weiter durch die Schule…
So motiviert schafft man es, eine Sprache zu lernen, die man anschließend auch noch an seine Schüler weiter gibt.

Wahnsinn, oder? 

Freitag, 17. Juni 2016

Lesungen in Oppeln und Umgebung


Auch der zweite Tag der Lesungen verlief sehr schön. Diesmal begleitete mich Wojciech Dzido vom Goetheinstitut Krakau durch den Tag, der fließend Deutsch und Polnisch spricht. Das war eine große Hilfe. Wir mussten nämlich zu einem Gymnasium in Glokowek,  und mein Navi versagte und fand die Straße nicht. So aber fragten wir uns locker durch.

Die Lesung fand dann in der Aula statt. Es war eine große Schülergruppe, die mich erwartete, und sie hatten interessante Fragen und hörten aufmerksam zu.

Die letzte Lesung fand am Nachmittag in der Eichendorff-Zentralbibliothek der Caritas in Oppeln statt. Ich war total überrascht, dass so viele Schüler gekommen waren. Es mussten sogar noch weitere Stühle aufgebaut werden.


 Viele Schülergruppen waren aus der Umgebung mit ihren Lehrern gekommen. Da einige schon Bücher von mir gelesen hatten, ließ ich sie diesmal über die Lektüre abstimmen, und zu meiner großen Überraschung wählten sie mit großer Mehrheit das Buch „Aber ich bin doch selbst noch ein Kind.“ Anschließend gab es viele interessierte Fragen.




Für mich war diese Zeit in Oppeln aufregend und toll, und ich freue mich sehr, dass ich im September wieder hier bin. 



Mittwoch, 15. Juni 2016

Lesung in Walce


Das war ein echtes Erlebnis, am Gimnazjum Walce in drei verschiedenen Jahrgangsstufen lesen zu können.


Ich traf auf gespannte Lehrer und aufmerksame Schüler, gab mal auf die Schnelle ein Radio-Interview, kostete schlesischen Kuchen, bekam so liebe Geschenke wie dieses Bild, sowie ein nachträgliches Geburtstagsständchen und plante zuletzt weitere schöne Projekte.


Ich bin rundum happy.

Vielen Dank an Frau Makiola vom 
Gimnazjum Walce und Herrn Schmidt vom Goetheinstitut Krakau für diese besondere Einladung. 

Besuch in Oppeln


Erinnert ihr euch noch an den Post, in dem ich von den Lieben Grüßen einer Klasse aus Walce in Polen berichtet habe? Jedes Jahr gab es diesen netten Kontakt, und  immer hatten wir den großen Wunsch, uns mal persönlich kennen zu lernen. Jetzt ist es soweit. Das Goetheinstitut Krakau lud mich an verschiedenen Schulen nach Oppeln und Umgebung ein. 




Ich bin vorher bis auf kleine Stippvisiten noch nie in Polen gewesen und bin sehr gespannt. Mein Mann beschließt, mich zu begleiten. Zunächst geht es fast 100 Kilometer über eine rumpelige Autobahn mit Millionen Bodenwellen und wir denken schon: Ist das hier überall so? Hilfe! Aber dann nach einem Autobahnkreuz wird die Straße breit und glatt, und wir kommen schnell voran.
Oppeln ist eine schicke bunte und quirlige Stadt, und wir lassen uns durch die Stadt treiben.


Abends dann lerne ich die Menschen kennen, die mich eingeladen und die alles organisiert haben:  Roland Schmidt, Leiter des Goetheinstituts Krakau und Matryna Halek von der Deutschen Bildungsgesellschaft Oppeln, außerdem die Lehrer Agata Makiola und  Sebastian Gerstenberg, die mit ihren Schülern meine Bücher lesen.
Es ist eine nette und lustige Runde, und ich gehe voller Spannung in die nächsten Tage.


Dienstag, 14. Juni 2016

Lesung in Marsberg


Die 6 c der Sekundarschule in Marsberg hatte echt bemerkenswerte Aktionen gestartet, um mich zu einer Lesung einladen zu können. Sie hatten in den Pausen einen Kuchen- und Waffelverkauf gestartet, und das erarbeitete Geld für die Lesung zur Seite gelegt. So viel Eigeninitiative fand ich echt rührend. Aber die Schüler hatten mein Buch „Im Chat war er noch so süß“ in der Klasse gelesen, und sie hatten so viele Fragen an mich.

Und so war natürlich auch die Lesung für mich etwas ganz Besonderes und durch den kleinen Kreis der Klasse auch ganz persönlich. Ich wurde abgeholt, es warteten Kaffee und Hörnchen auf mich, ich hatte ganz ungewöhnliche private und berufliche Fragen zu beantworten, und auch die Bezahlung erfolgte in bar aus der Klassenkasse. 

Ich hoffe, es hat euch genauso Spaß gemacht wie mir – ich danke euch jedenfalls herzlich für die Einladung und grüße nach Marsberg. 

Sonntag, 12. Juni 2016

Blick ins Familienalbum


Heute gibt es mal einen Blick ins Familienalbum. Mein Vater wurde nämlich 91 Jahre, und ein Geburtstag ist immer eine gute Gelegenheit, sich mal zu ein paar Fotos aufzustellen. So ein Vater-Töchter-Foto hat echten Seltenheitswert, ich würde sogar mal behaupten, das haben wir noch nie gemacht.
Ihr seht hier in der Mitte meinen Vater. Leider sitzt er nun seit einiger Zeit im Rollstuhl und kann kaum noch laufen. Seine Gebrechlichkeit macht ihm zu schaffen. Seit einiger Zeit ist er nun im Altersheim, aber wenn es möglich ist, holen wir ihn nach Hause.
Rechts neben mir steht meine Schwester Karin. Karin ist fünf Jahre jünger als ich. Als sie geboren wurde, war sie lange Zeit meine kleine Schwester, mit der ich nicht so viel anzufangen wusste, seit vielen hundert Jahren aber ist sie meine allerbeste Freundin, Ratgeberin in allen Lebens- und Leidensfragen und treue Lieblingsschwester.
Neben Karin steht meine Schwester Susanne. Sie ist nur ein Jahr älter als ich. Als wir klein waren, hatten wir ein sehr enges Verhältnis zueinander. Es gibt auch Fotos, auf denen wir wie Zwillinge gekleidet sind. Doch ich als Jüngere musste mich irgendwann frei schaufeln, um mein eigenes Leben zu entwickeln, und dann haben wir uns eine längere Zeit auseinander gelebt. Erst in den letzten Jahren haben wir wieder verstärkt zueinander gefunden.
Ich habe es immer als große Bereicherung erlebt, Schwestern zu haben. Sie sind natürlich Konkurrenz und Streitpunkt, doch sie sind auch enge Vertraute und beste Freundin. Man lernt durch sie zu streiten und sich durchzusetzen, man lernt, Geheimnisse zu teilen, man lernt aber auch den Verrat und die Missgunst – das alles stärkt für`s Leben und bereitet auf die Situationen vor, die einem noch in diesem Leben begegnen.
Ich liebe es auch, mit meinen Schwestern auf die Kindheit zu schauen. Man hat so vieles gemeinsam erlebt und doch auf so unterschiedliche Weise wahrgenommen. Einiges ist auch vergessen und wird plötzlich ganz neu lebendig. Und gut ist es auch, die gemeinsamen Sorgen um die Pflege meines Vaters teilen zu können.

Freitag, 10. Juni 2016

Die Sechs vor der Null


Mit manchen Geburtstagen tut man sich leichter, andere fallen schwerer. Ehrlich gesagt fand ich die Fünfzig schon einen ganz schönen Hammer, und jetzt, wo ich mich endlich einigermaßen dran gewöhnt hatte, steht schon die Sechs vor der Null. 
Die Sechzig ist tatsächlich und ohne sich was vorzumachen, der Eintritt in das Alter. Ich fühle, wie trotz Mukkibude die Kraft weniger wird, wie ich deutlich mehr Zeit brauche, die Erlebnisse zu verarbeiten und wie ich manchmal größeren Projekten mit Verzagtheit begegne. Aber ich will nicht jammern, im Gegenteil. Das Alter macht auch frei. Ich muss nicht mehr dem guten Aussehen und der Topfigur nachlaufen, ich muss mich nicht mehr mit der Erziehung der Kinder stressen, hin und wieder ist mal meine Meinung gefragt, und mir wird (ganz ganz manchmal) sogar sowas wie Respekt entgegen gebracht. Eines Tages wird auch der Moment kommen, wo mir jemand einen Sitzplatz im Bus anbietet … naja, das kommt wahrscheinlich seltener vor, weil ich nie Bus fahre…
Gestern schrieb mir eine langjährige Freundin einen lieben und unendlich langen Brief, in der sie berichtete, was ich alles schon so aus ihrer Sicht geschafft hatte. Zwischendurch dachte ich beim Lesen mal: Jetzt reicht es aber langsam, doch dann sah ich, dass noch zwei Seiten zu lesen waren. Da ist mir echt aufgefallen, wie lange ich schon lebe und wie viel bereits in meinem Leben passiert ist.
Wäre schade, wenn es jetzt ruhiger würde, wäre aber auch nicht schlimm... 

Dienstag, 7. Juni 2016

Radio unterwegs - so trashy


Wenn ich durch die verschiedenen Bundesländer fahre, habe ich immer das Gefühl, dass wir es mit den Radiosendern in NRW am schlechtesten erwischt haben, jedenfalls, wenn man wie ich *unterwegs auf flotte Musik, Nachrichten, Verkehrshinweise und wenig Gelaber steht. 
In NRW haben wir zum Beispiel den WDR II, in dem in der Regel so wahnsinnig viel informiert wird. Das ist mehr als man ertragen kann, wenn man wie ich (ab *). In der Hoffnung, mal wieder ein bisschen gute Musik zu erwischen, schalte ich dann meist um auf Eins life. Leider wird hier auch viel geredet, allerdings in Konkurrenz zum WDR unendlich viele Blasen – manchmal bis zur Unerträglichkeit. „Ein Fan hat mir gespoilert, dass das Katy Perrys dress so trashy war. Du kannst sie jetzt auf Snapchat adden und für sie voten. Damit kannst du right off die Tickets für ein Meet & greet in ihrer coolen Music-show gewinnen.“
Das ist dann zum Beispiel der Moment, in dem ich ein Hörbuch einschmeiße – und mich auf die Niedersächsische Landesgrenze freue.  

Sonntag, 5. Juni 2016

Aller guten Dinge sind drei – wieder eine Hochzeit


Das Wetter gab sich alle Mühe, den Tag perfekt zu machen. Und so heiratete Nils an diesem Samstag seine Julia auf dem Standesamt in Schloss Neuhaus. Es war erst mal nur eine kleine Feier im engeren Familienkreis und mit den Trauzeugen, aber es war schon eine schöne Vorfreude auf die große kirchliche Feier im Juli.
Nils und Julia sind bereits seit Schülerzeiten zusammen. Trotzdem haben sich die beiden mit der Entscheidung lange Zeit gelassen. Aber es ist ja auch eine wichtige Entscheidung – da sollte man nichts überstürzen.
Nun sind alle unsere Söhne unter der Haube, und ich kann mich glücklich und erleichtert zurücklehnen und die weiteren Zukunfts- und Beziehungspläne an die Partner abgeben.
Jetzt werde ich mich auf`s Strümpfe stricken und das Erteilen von guten Ratschlägen konzentrieren, denn wir haben damals ja irgendwie alles besser gemacht. Es waren ja auch sowieso die besseren Zeiten!?
Nils und Julia, und alle, die den Mut haben, zu heiraten, alles Glück der Welt!




Freitag, 3. Juni 2016

Die Zeit steht auf Hoch(zeit)


Die Gläser sind geputzt, die Kuchengabeln gezählt, das Hochstühlchen aufgebaut, der Tisch ausgezogen. Sogar die Rosen zeigen sich in Bestform. Jetzt müsste nur noch das Wetter beständig bleiben, dann können wir die Hochzeitsfeier gelassen angehen.
Morgen heiratet Nils seine Julia, da wäre es nett, wenn wenigstens der äußere Rahmen schon mal stimmt. Ich jedenfalls haben meinen Teil dazu beigetragen - danach kann ich mich dann getrost als Schwiegermutti von meiner anderen Seite zeigen ; )) höhöhö…!