Manche Lehrer haben ja
ein Händchen dafür, den Schülern die Liebe zu den Klassikern vollständig
auszutreiben. Wir jedenfalls lasen im Englischunterricht der Klasse 12 Macbeth.
Das ist ja durchaus eine Herausforderung, aber unser Englischlehrer forderte
mehr – wir lasen Macbeth in der altenglischen Fassung. Das führte dazu, dass
ich mir neben der altenglischen Fassung noch die englische Fassung und die
deutsche Übersetzung kaufte, aber nichts wirklich las und mich in diesen Schulstunden
bei dem sowieso ziemlich arroganten Englischlehrer zu Tode langweilte. Der tote
Shakespeare wurde für mich noch töter. „Töter wie tot“, sage ich gerne.
Das änderte sich erst,
als meine Kinder in ihrer Schulzeit auf Macbeth trafen. An der Waldorfschule,
zu der sie gingen, wurde in Klasse 10 ein englischer Shakespeare aufgeführt.
Natürlich ging ich zu den Aufführungen der Kinder, aber ich besuchte auch die
Klassenspiele der anderen Klassen und erlebte Romeo und Julia, Hamlet, Macbeth
und den Mitsommernachtstraum. Die Liebe zu dem Stück stand den Schülern ins
Gesicht geschrieben. Beneidenswert, dachte ich oft.
Ganz besonders in
Erinnerung ist mir aber eine eigene Fortbildung, in der ein Shakespeare-Sonett
im Mittelpunkt stand, das von uns rezitiert, später dann vertont wurde. Jemand
entwickelte eine wundervolle Melodie auf einem Marimbaphone, und ehe ich mich
versah, fand ich mich hinter einem großen Schlagzeug wieder, auf dem ich zart und
behutsam einen Rhythmus zu schlagen hatte.
Gestern war ich in
Stratford upon Aven, um Shakespeares Geburtshaus zu besichtigen. Im Garten
rezitierte eine junge Schauspielerin auf Zuruf verschiedene Szenen aus
verschiedenen Dramen. Sie
zitierte auch dieses Sonett. Shall I compare thee to a summer`s day?
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