Eine klitzekleine
Reform ist auf den Weg gebracht, ein vorsichtiger erster Versuch, die Giganten
des Internets wie Google, Youtube, Facebook, Instagram und wie sie alle heißen
in die Schranken zu weisen. Diese Plattformen, die ungefragt Daten von Nutzern
sammeln und zusammenführen und mit ihnen reich und reicher werden, kümmern sich
nicht um geistiges Eigentum, schon gar nicht um eine angemessene Honorierung
eines Künstlers, wenn sein Werk zitiert oder präsentiert wird.
Nun endlich versucht
ein Gesetz, ihnen diesen Weg zu erschweren. Doch sofort wird das Geschrei laut.
Das Ende der Demokratie wird vorausgesagt, der Niedergang der Meinungsfreiheit
beklagt, ja, sogar der Tod des Internets vorhergesagt.
Als Künstler frage ich
mich plötzlich: Habe ich da etwas falsch verstanden? Demokratie und
Meinungsfreiheit, das waren doch meine Worte.
Verwundert höre ich genauer
hin. Angeblich geht die Angst um, dass diese böse Abmahnindustrie der Anwälte sich
eine goldene Nase verdiene. Diese Angst kann ich verstehen. Aber warum demonstriert man
dann nicht gegen die Anwälte und ihre Praktiken?
Eine weitere angebliche
Angst ist, dass die Medien-Giganten einen Uploadfilter einsetzen, und wenn Roboter
den Download analysieren, könnten sie eventuell zu Fehleinschätzungen kommen. Auch
das kann ich verstehen, aber warum demonstriert man dann nicht gegen die
Giganten und ihre Praktiken?
Das dreisteste Argument
allerdings lautet, dass wir Künstler nicht so rumjammern sollen. Das Geld, das
uns zusteht, würde sowieso letztendlich nicht bei uns ankommen. Dazu kann ich
nur sagen: Das sind wir gewöhnt. Die Raubindustrie ist riesig. Darum sollte man
doch trotzdem nicht seine Musik, die Geschichten, die Bilder, Filme und Fotos an
die Welt verschenken.
Meiner Meinung nach
jammern die besonders laut, die sich gerne und bedenkenlos bedienen. Die, die
Youtube-Channels mit Musik unterlegen wollen, die, die ihre Medien mit Filmen und
Bildern anderer schmücken wollen, die, die gerne die Worte anderer benutzen,
wenn die eigenen Worte zu dürftig sind. Da ist es doch gut, wenn man mal lernt,
es selbst machen zu müssen. Nur wenn man in den Schuhen des anderen geht,
entwickelt man Achtung und Respekt vor seiner Arbeit!
Ehrlich gesagt bin ich zu keiner abschließenden Beurteilung gekommen, was den Artikel 13 angeht. Einige Leute waren enthusiastisch dafür, andere entschieden dagegen. Beide Seiten hatten gute Argumente. Also warte ich wahrscheinlich die Umsetzung ab, ehe ich anfange, dafür oder dagegen zu jammern.
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