Wie haben Sie den Fall
der Mauer erlebt? Diese Frage wird im Moment oft in den Medien gestellt. Zeitzeugen
erinnern sich in Ausstellungen und Talkshows.
Ich komme als Zeitzeuge
nicht in Frage. Den Mauerfall erlebte ich zwischen Bügelwäsche und Windelbergen
vor dem Fernseher, blickte fassungslos auf Momente, in denen sich Menschen die
Hände durch den Stacheldraht reichten oder auf der Mauer tanzten. Es war für
alle ein unglaublicher schwindelerregender Moment.
Persönlich war ich
gerade in einer völlig anderen Phase. Meine Mutter war ein halbes Jahr vorher plötzlich
und unerwartet gestorben, und sie fehlte mir so. Unser drittes Kind war geboren,
war sehr krank und musste mehrfach operiert werden. Mein Tag war voller Sorgen
und übervoll mit Arbeit. Diese großen Gefühle nach Freiheit und Freude in Ost
und West standen im großen Kontrast zu meiner persönlichen Befindlichkeit. Meine
Welt war klein geworden, beschränkte sich auf das Haus, die Schule und den
Wohnort.
So wurde auch für mich
dieser Moment der Grenzöffnung erst viel später persönlich bedeutsam.
Mittlerweile pendele
ich seit einigen Jahren regelmäßig zwischen West und Ost hin und her. Immer
aber wird in Helmstedt die Grenze bewusst, die unser Land so lange Zeit in zwei Teile
teilte.
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