Sonntag, 12. Juni 2016

Blick ins Familienalbum


Heute gibt es mal einen Blick ins Familienalbum. Mein Vater wurde nämlich 91 Jahre, und ein Geburtstag ist immer eine gute Gelegenheit, sich mal zu ein paar Fotos aufzustellen. So ein Vater-Töchter-Foto hat echten Seltenheitswert, ich würde sogar mal behaupten, das haben wir noch nie gemacht.
Ihr seht hier in der Mitte meinen Vater. Leider sitzt er nun seit einiger Zeit im Rollstuhl und kann kaum noch laufen. Seine Gebrechlichkeit macht ihm zu schaffen. Seit einiger Zeit ist er nun im Altersheim, aber wenn es möglich ist, holen wir ihn nach Hause.
Rechts neben mir steht meine Schwester Karin. Karin ist fünf Jahre jünger als ich. Als sie geboren wurde, war sie lange Zeit meine kleine Schwester, mit der ich nicht so viel anzufangen wusste, seit vielen hundert Jahren aber ist sie meine allerbeste Freundin, Ratgeberin in allen Lebens- und Leidensfragen und treue Lieblingsschwester.
Neben Karin steht meine Schwester Susanne. Sie ist nur ein Jahr älter als ich. Als wir klein waren, hatten wir ein sehr enges Verhältnis zueinander. Es gibt auch Fotos, auf denen wir wie Zwillinge gekleidet sind. Doch ich als Jüngere musste mich irgendwann frei schaufeln, um mein eigenes Leben zu entwickeln, und dann haben wir uns eine längere Zeit auseinander gelebt. Erst in den letzten Jahren haben wir wieder verstärkt zueinander gefunden.
Ich habe es immer als große Bereicherung erlebt, Schwestern zu haben. Sie sind natürlich Konkurrenz und Streitpunkt, doch sie sind auch enge Vertraute und beste Freundin. Man lernt durch sie zu streiten und sich durchzusetzen, man lernt, Geheimnisse zu teilen, man lernt aber auch den Verrat und die Missgunst – das alles stärkt für`s Leben und bereitet auf die Situationen vor, die einem noch in diesem Leben begegnen.
Ich liebe es auch, mit meinen Schwestern auf die Kindheit zu schauen. Man hat so vieles gemeinsam erlebt und doch auf so unterschiedliche Weise wahrgenommen. Einiges ist auch vergessen und wird plötzlich ganz neu lebendig. Und gut ist es auch, die gemeinsamen Sorgen um die Pflege meines Vaters teilen zu können.

Freitag, 10. Juni 2016

Die Sechs vor der Null


Mit manchen Geburtstagen tut man sich leichter, andere fallen schwerer. Ehrlich gesagt fand ich die Fünfzig schon einen ganz schönen Hammer, und jetzt, wo ich mich endlich einigermaßen dran gewöhnt hatte, steht schon die Sechs vor der Null. 
Die Sechzig ist tatsächlich und ohne sich was vorzumachen, der Eintritt in das Alter. Ich fühle, wie trotz Mukkibude die Kraft weniger wird, wie ich deutlich mehr Zeit brauche, die Erlebnisse zu verarbeiten und wie ich manchmal größeren Projekten mit Verzagtheit begegne. Aber ich will nicht jammern, im Gegenteil. Das Alter macht auch frei. Ich muss nicht mehr dem guten Aussehen und der Topfigur nachlaufen, ich muss mich nicht mehr mit der Erziehung der Kinder stressen, hin und wieder ist mal meine Meinung gefragt, und mir wird (ganz ganz manchmal) sogar sowas wie Respekt entgegen gebracht. Eines Tages wird auch der Moment kommen, wo mir jemand einen Sitzplatz im Bus anbietet … naja, das kommt wahrscheinlich seltener vor, weil ich nie Bus fahre…
Gestern schrieb mir eine langjährige Freundin einen lieben und unendlich langen Brief, in der sie berichtete, was ich alles schon so aus ihrer Sicht geschafft hatte. Zwischendurch dachte ich beim Lesen mal: Jetzt reicht es aber langsam, doch dann sah ich, dass noch zwei Seiten zu lesen waren. Da ist mir echt aufgefallen, wie lange ich schon lebe und wie viel bereits in meinem Leben passiert ist.
Wäre schade, wenn es jetzt ruhiger würde, wäre aber auch nicht schlimm... 

Dienstag, 7. Juni 2016

Radio unterwegs - so trashy


Wenn ich durch die verschiedenen Bundesländer fahre, habe ich immer das Gefühl, dass wir es mit den Radiosendern in NRW am schlechtesten erwischt haben, jedenfalls, wenn man wie ich *unterwegs auf flotte Musik, Nachrichten, Verkehrshinweise und wenig Gelaber steht. 
In NRW haben wir zum Beispiel den WDR II, in dem in der Regel so wahnsinnig viel informiert wird. Das ist mehr als man ertragen kann, wenn man wie ich (ab *). In der Hoffnung, mal wieder ein bisschen gute Musik zu erwischen, schalte ich dann meist um auf Eins life. Leider wird hier auch viel geredet, allerdings in Konkurrenz zum WDR unendlich viele Blasen – manchmal bis zur Unerträglichkeit. „Ein Fan hat mir gespoilert, dass das Katy Perrys dress so trashy war. Du kannst sie jetzt auf Snapchat adden und für sie voten. Damit kannst du right off die Tickets für ein Meet & greet in ihrer coolen Music-show gewinnen.“
Das ist dann zum Beispiel der Moment, in dem ich ein Hörbuch einschmeiße – und mich auf die Niedersächsische Landesgrenze freue.  

Sonntag, 5. Juni 2016

Aller guten Dinge sind drei – wieder eine Hochzeit


Das Wetter gab sich alle Mühe, den Tag perfekt zu machen. Und so heiratete Nils an diesem Samstag seine Julia auf dem Standesamt in Schloss Neuhaus. Es war erst mal nur eine kleine Feier im engeren Familienkreis und mit den Trauzeugen, aber es war schon eine schöne Vorfreude auf die große kirchliche Feier im Juli.
Nils und Julia sind bereits seit Schülerzeiten zusammen. Trotzdem haben sich die beiden mit der Entscheidung lange Zeit gelassen. Aber es ist ja auch eine wichtige Entscheidung – da sollte man nichts überstürzen.
Nun sind alle unsere Söhne unter der Haube, und ich kann mich glücklich und erleichtert zurücklehnen und die weiteren Zukunfts- und Beziehungspläne an die Partner abgeben.
Jetzt werde ich mich auf`s Strümpfe stricken und das Erteilen von guten Ratschlägen konzentrieren, denn wir haben damals ja irgendwie alles besser gemacht. Es waren ja auch sowieso die besseren Zeiten!?
Nils und Julia, und alle, die den Mut haben, zu heiraten, alles Glück der Welt!




Freitag, 3. Juni 2016

Die Zeit steht auf Hoch(zeit)


Die Gläser sind geputzt, die Kuchengabeln gezählt, das Hochstühlchen aufgebaut, der Tisch ausgezogen. Sogar die Rosen zeigen sich in Bestform. Jetzt müsste nur noch das Wetter beständig bleiben, dann können wir die Hochzeitsfeier gelassen angehen.
Morgen heiratet Nils seine Julia, da wäre es nett, wenn wenigstens der äußere Rahmen schon mal stimmt. Ich jedenfalls haben meinen Teil dazu beigetragen - danach kann ich mich dann getrost als Schwiegermutti von meiner anderen Seite zeigen ; )) höhöhö…!


Sonntag, 29. Mai 2016

Wortstark Basis Band 10


Nun gehen sie also wieder los, unsere Teamsitzungen zu dem Schulbuch Wortstark, die in dem Bildungshaus der Verlage in Hannover stattfinden. Der Band für das 10. Schuljahr liegt uns bereits in einzelnen Kapiteln vor, und nun ist es unsere Aufgabe, eine differenzierte Ausgabe für schwächere Schüler zu erstellen. 
Unser Team hat sich verändert. Renate Andreas hat ihre Arbeit abgegeben, dafür aber ihre Kollegin Annkatrin Franz angeworben, ein echter Gewinn, wie wir sofort feststellen. Annkatrin kommt direkt aus der Praxis und kann viel Interessantes über die Arbeit an den Förderschulen erzählen.
Ansonsten sind wir in altbewährtem Kreise da: Herr Stefan Bicker vom Schroedel-Verlag als Teamleiter, außerdem Anne Scheller, Sven Erik Hansen und ich.
Wie immer wird konzentriert gearbeitet, aber auch gelacht, Kekse geknabbert und ziemlich viel Kaffee getrunken. Beim Zehnerband bearbeitet jeder zwei Kapitel, modifiziert sie für schwächere Schüler, sucht auch mal neue Texte, wenn die Urspungsideen zu schwer sind, und stellt für alle eine Vorschlagsfassung zusammen. Die bearbeiten wir gemeinsam, und dann wird sie so lange korrigiert, bis sie in der Abschlussfassung für gut erklärt wird.
Ende des Jahres wird die Endfassung dann den Verlag vorliegen.  


Donnerstag, 26. Mai 2016

Kopf über den Wellen

Abends auf der Autobahn fällt mir der viele Verkehr schon auf. Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Wir haben in NRW ja morgen einen Feiertag. Also in aller Hektik abgefahren und noch schnell ein Brot gekauft. Rotwein und eine Dose Ravioli kriegt man ja notfalls an der Tanke, aber zum Frühstück …
Der Kühlschrank ist leer, dafür das Gras kniehoch. Eine Ameisengruppe fühlt sich in der Küche wohl. Die Post stapelt sich, der Anrufbeantworter ist vollgequatscht. In den nächsten Wochen stehen eine Hochzeit, zwei Geburtstage (davon ist einer mein eigener), einige wichtige Schreibaufträge, einige Lesungen und nun auch noch eine Lesereise nach Polen an.
Ich habe etwas Mühe mit der aufsteigenden Panik. Wie soll man es denn bei diesen Aussichten ruhig angehen lassen?
Jaja, ich höre euch schon sagen: Übernimm dich nicht gleich wieder! Okay, ich versuche es, aber es ist verdammt schwer!
Erst mal ein Kaffee…

Mittwoch, 18. Mai 2016

Begegnung mit der Kindheit


Eigentlich will ich in dieses Museum, doch es hat geschlossen. Langsam schlendere ich durch das kleine brandenburgische Dorf, lande zuletzt in einem Bauerncafé und lasse mich unter einem dicken Kastanienbaum auf einen Gartenstuhl fallen. 
„Pfannkuchen“ nennen die Brandenburger dieses Kuchenstück, das ich mir dann bestelle. Wir in Westfalen sagen „Berliner“ dazu: Ein in Fett gebackenes kalorienreiches Teil mit Marmelade in der Mitte und Zuckerstreuseln drum herum. In diesem Café ist es selbst gebacken, und es wiegt so viel wie Vollkornbrot. Es ist längst nicht so süß, dafür läuft mir gleich die Marmelade über die Hände.
Ich schaue um mich, betrachte das rostige Geländer, das den Garten umgibt, die Veranda mit dem gelben Plastikwelldach, den großen Garten mit den Erdbeerbeeten, dazwischen die Hühner und Schafe.  Verschiedenfarbige Fliederbüsche, groß und duftend, säumen die sandige Dorfstraße. Und plötzlich wird mir klar, dass mir hier in Brandenburg in irgendeinem verborgenen Eckchen meines Herzens immer wieder meine Kindheit begegnet.  

Mittwoch, 11. Mai 2016

Runterfahren


Oh yes, meine Lieben, ihr hattet natürlich mal wieder (leider) recht mit euren Ermahnungen, dass ich es langsam angehen lassen soll. Ich bin nicht besonders geübt im Kranksein und mag mich in diesem Zustand nicht so gut leiden. Darum habe ich sicherlich viel zu schnell versucht, wieder ins normale Leben einzutauchen. Aber der Körper ist schon ein ausgefuchstes System, und ich hatte total mit Kurzatmigkeit und unglaublicher Müdigkeit zu kämpfen.
Jetzt habe ich einen Gang zurück gefahren. Ich butzele ein bisschen planlos vor mich hin, liege mit einem schönen Buch im Liegestuhl und gehe früh ins Bett. So wirklich kreativ fühlt sich das nicht an, aber es tut gut! 

Dienstag, 3. Mai 2016

Lesung in Sögel

Sögel ist ein kleiner Ort im Emsland, 240 Kilometer von uns entfernt. Da die Lesung morgens früh beginnen soll, plane ich, einen Tag eher anzureisen. Frau Eilermann, die Powerfrau, die seit Jahren die Lesungen der „Schule am Schloss“ organisiert, hat absolute Erfahrungen, und mir darum ein schönes Zimmer im Hotel mitten im Ort reserviert.


Ich reise früh genug an, um mich in diesem hübschen Ort umzuschauen und das interessante Schloss Clemenswerth kennen zu lernen.
Abends treffe ich mich mit der Lehrerin und Organisatorin Angela Eilermann zum leckeren Spargelessen. Wir verstehen uns auf Anhieb, und danach mit ihr durch den Ort zu schlendern und ihn noch mal mit ganz persönlichen Augen zu sehen, ist total interessant.
Am nächsten Tag finden die Lesungen in zwei siebten Klassen statt. Wie häufig, stelle ich den Schülern verschiedene meiner Bücher vor und lasse sie abstimmen, aus welchen beiden Büchern ich vorlesen soll. In beiden Gruppen fällt das Ergebnis unterschiedlich aus. Das ist auch für mich immer sehr interessant.

Die Schüler sind echt klasse –superaufmerksam und mit klugen Fragen.
Danke auch an die Buchhandlung Lübs für den Büchertisch.
Liebe Grüße an euch alle – und liebe Angela Eilermann, danke für deine tolle Betreuung!