Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Tag danach

Tage nach den Lesungen sind Selbstfindungstage. Und dieses Wort ist eigentlich viel zu schön für das, was in mir vorgeht. Ich bin nämlich einfach nur schlecht gelaunt, muffelig und gelangweilt. 
Ich friere. Meine Haare liegen nicht. Meine Haut fühlt sich trocken und gespannt an.
Das Haus ist unordentlich. Die Betten müssen bezogen werden. Die Bügelwäsche wartet.
Ein Manuskript muss korrigiert werden.
Ich muss dringend ein paar Telefonate führen und einen Zug raussuchen. 

Aber ich sitze hier an meinem unaufgeräumten Schreibtisch und klage mein Leid in die Tastatur.

Dieses Wechselbad der Aufmerksamkeiten in meinem Leben ist immer sehr anstrengend. 
Da sitze ich in der Regel allein vor der Tastatur. Immer derselbe Schreibtisch, derselbe Ausblick aus dem Fenster, derselbe Tagesablauf.
Und dann plötzlich ist alles so anders, so unruhig, so hektisch.
Dann sitze ich früh morgens im Auto und fege über die Autobahn.
Ich stehe in einer Aula, in einem Klassenraum, in einer Bücherei.
Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Ich bin im Mittelpunkt.

Dieses Wechselbad ist witzig und lebendig. Aber es kostet Kraft.
Und so muffele ich heute vor mich hin. 
Der Bick aus meinem Fenster ist grau.
Und die Wäsche bleibt auch erst mal liegen.

1 Kommentar:

  1. Oh ja! Nach einer Lesetour "verplämperle" ich regelmässig einen bis drei Tage ans grosse Rumhängen. Ich liebe Lesungen und vor allem Lesetouren, aber wenn sie fertig sind, bin meistens auch ich fertig :-).

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