Mittwoch, 16. Oktober 2013

Seltsame Begegnungen




Ich bin auf meiner neuen Joggingpiste durch das Moor, da kommt mir ein Mann entgegen, einen Hund an seiner Seite. Das ist nicht ungewöhnlich, Hundebesitzer und Jogger begegnen einander häufiger. Aber dieser Mann wirkt … etwas ungewöhnlich. Im diffusen Gegenlicht sieht er aus, als wenn er ein Gewehr umgehängt hat.  Ein Gewehr – so ein Blödsinn,  versuche ich mich zu beruhigen.  Zu viele Krimis gelesen. Und gerade der letzte war besonders unheimlich.
Der Typ kommt näher. Und verdammt, er hat tatsächlich ein Gewehr an seiner Seite. Mit einer grünen Joppe und einem verbeulten Hut sieht er zwar wie ein Jäger aus, aber auch das kenne ich aus meinen Krimis. Sie tarnen sich, zielen auf ein Kaninchen und wupps, hat man eine Kugel im Rücken. Jäger sind sowieso meiner Meinung nach zu 98 % putative Mörder. Sie schießen Füchse und Rehe, aber im Tiefsten ihres Herzens würden sie lieber ihre Ehefrau ins Jenseits befördern.
Wir begegnen einander und grüßen kurz. Mein Herz klopft. Er sieht verdammt unheimlich aus. Ob er wirklich echt ist. Und wenn ja, kann er wohl einen Jogger von einem Kaninchen unterscheiden?
Die Kugel in meinem Rücken bleibt aus. Das ist ziemlich nett von ihm.
Eine halbe Runde weiter peitscht ein Schuss durch die Luft. Hilfe! Hoffentlich hat er auf ein Kaninchen gezielt. Und hoffentlich konnte es entkommen. 

7 Kommentare:

  1. Unheimlich, diese Begegnung im Moor,
    liebe Annette,
    und lese ich 'putative Mörder' stellen sich mir sogleich die Nackenhaare auf.
    Was für Mörder sind denn das?

    Grübelnde Grüsse
    Hausfrau Hanna

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  2. Liebe Annette,
    ich kann Dir Deine Angst gut nachfühlen. Was einem die Fantasie manchmal vorgaugelt - da kann man schon mal Angst bekommen. Aber es wird wohl wirklich ein Jäger gewesen sein. Oder man findet irgendwann eine Leiche...grins...oder .....oh Schreck...keine Ahnung, Jetzt geht gerade meine Fantasie mit mir durch.
    Einer Freundin von mir ist es mal ähnlich gegangen. Allerdings kam ihr der Mann nicht entgegen, sondern hinter ihr her. Sie hatte ein ganz dummes Gefühl. Sie lief am Kanal entlang. Du kennst ja die Wege. Sie fasste sich ein Herz, blieb stehen und sprach den Mann an. Er sah schon so aus, als wäre irgendetwas nicht "richtig" mit ihm. Der war so erschrocken über ihr Verhalten, dass er auf dem Absatz kehrt machte und weglief. Sie ist bis heute der Meinung, dass der sie überfallen hätte, wäre sie nicht so kuragiert gewesen.
    Also, pass gut auf Dich auf.
    Liebe Grüße
    Heidi

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  3. Hu, ihr macht mir jetzt so richtig Angst. Eigentlich wollte ich doch morgen wieder laufen gehen... Ist immer so blöd, wenn man joggen will, aber fühlt sich gar nicht richtig entspannt...
    Gruß Annette

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  4. Das ist witzig, dass du diese Geschichte gerade heute erzählst. Gestern ging ich joggen, und da ich meinen Sohn nicht mehr mitnehme (ich will mir beim Joggen nicht mehr so jämmerlich vorkommen), habe ich mir ein Hörbuch runtergeladen. Ich lese so gut wie nie Krimis, habe nun aber festgestellt, dass man mit Krimi auf den Ohren viel schneller laufen kann. Besonders in der Dämmerung.
    Falls du also mal deine Zeit verbessern willst ... :)
    (Mein Vater war übrigens auch Jäger. Eine ganz zwielichtige Gestalt, hehe.)

    Liebe Grüße
    Nikola

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  5. Herrlich, mit Amusement gelesen!
    Denn unlängst laufe ich in der Dämmerung mit dem Hund Richtung Wald, da kommt uns ein Offroad-Fahrzeug auf dem Feldweg entgegen, fährt langsam der Typ, glotzt, wartet, fährt wieder zurück, kommt wieder, glotzt, wartet. Ich werde dann allerdings neugierig und bin nicht geflüchtet.
    Kommt mir kuzre Zeit später tatsächlich ein Jäger in voller Montur entgegen und entschuldigt sich, er habe ein wenig die Zeit verdrückt, weil ich da wandere und ob ich noch länger bliebe, dann fahre er wieder und warte noch. Er wolle eigentlich auf den Hochsitz da vor mir.
    Das konnte ich dem armen Kerl bei der Wildschweinschwemme natürlich nicht antun, dass er noch mal fährt. Also haben wir ein Schwätzchen über Wildschweine gehalten und er musste dafür meinen Hund fein schnüffeln lassen, natürlich auch am Gewehr. Wurde Zeit für den Jagdhundwelpen ;-)
    Sollte ich ihm noch mal begegnen, werde ich versuchen, auf etwas Wildschweinschinken zu bestehen. Der war wirklich nett und zivilisiert. Obwohl ich ihm meine Angst vor Kugeln in der Dämmerung gestand. Schließlich haben hier in Frankreich mal sturzbesoffene Jäger einen Rettungshubschrauber runtergeschossen. Vor Gericht sagten sie aus, sie hätten ihn mit einer Ente verwechselt ...

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  6. Liebe Annette, ich wollte Dir keine Angst machen....
    Passieren kann überall etwas. Also jogg Du mal ganz entspannt weiter.
    Erzählt werden ja immer die Situationen in denen etwas geschehen ist. Die vielen Male, bei denen alles "normal" ist werden gar nicht erwähnt. Würde ja auch viel zu lange dauern....;-)
    LG
    Heidi

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  7. Gestern bei Pommes Currywurst habe ich mich an der Imbissbude nach dem Typen erkundigt. Den kannten alle. Der ist immer auf der Pirsch. Ob ich etwa Angst gehabt hätte? der wäre ganz normal. Sähe eben nur etwas seltsam aus. Höhö...

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