Wir hatten eine gute
Zeit!
Dienstag, 29. März 2016
Donnerstag, 24. März 2016
Freie Tage
Auf zum Familientreffen
in den Spreewald. Ich freue mich auf Mann, Söhne, Schwiegertöchter und
Enkelkinder, und auf das große Osterfeuer.
Wie immer bin ich nicht nur zu meinem Vergnügen unterwegs. Auf dem Campingplatz meines Sohnes werde ich in der Rezeption und beim Shuttleservice gebraucht. Aber ich freue mich total auf die Arbeit. Das ist mal wieder was anderes, als am heimischen Schreibtisch zu sitzen oder unter Krankenhausbestrahlungslampen zu liegen.
Euch allen wünsche ich ein schönes buntes erholsames Osterfest!
Wie immer bin ich nicht nur zu meinem Vergnügen unterwegs. Auf dem Campingplatz meines Sohnes werde ich in der Rezeption und beim Shuttleservice gebraucht. Aber ich freue mich total auf die Arbeit. Das ist mal wieder was anderes, als am heimischen Schreibtisch zu sitzen oder unter Krankenhausbestrahlungslampen zu liegen.
Euch allen wünsche ich ein schönes buntes erholsames Osterfest!
Dienstag, 22. März 2016
Krise
Heute habe ich Krise…
Dienstags muss ich nach der Bestrahlung immer noch zum Arztgespräch in eine
andere Strahlenabteilung. Hier sitzen viele alte Menschen, Darmkrebs,
Prostatakrebs, jemand mit einem künstlichen Kehlkopf. Und ehrlich, heute kann ich das nicht
ertragen. Dieses zweite Untergeschoss des sowieso verdammt düsteren
Krankenhauses hat eine Energie wie ein Betonklotz. Die Zeitungen habe ich alle
schon gelesen, und mich interessiert auch nicht die Bohne, ob Prinzessin Ilona
von Welfencreme jetzt schwanger ist, oder ob Prinz Adobar von Frankenstein eine
neue Geliebte hat. Ich will einfach nur weg.
Früher hatte ich immer den heimlichen Ehrgeiz, mindestens 107 Jahre alt zu werden, jetzt frage ich mich, wie viel Sinn es macht, ein Leben in seiner ganzen Armseligkeit bis zu Ende zu leben.
Als ich fertig bin, weiß ich nicht mehr, in welcher Etage der Tiefgarage ich mein Auto geparkt habe … ich bin einfach irgendwie orientierungslos, schlecht gelaunt und müde.
Ich fahre ins Shoppingcenter und kaufe mir einen riesengroßen, kuscheligen Oversize-Pullover, und danach geht es mir ein kleines bisschen besser.
Früher hatte ich immer den heimlichen Ehrgeiz, mindestens 107 Jahre alt zu werden, jetzt frage ich mich, wie viel Sinn es macht, ein Leben in seiner ganzen Armseligkeit bis zu Ende zu leben.
Als ich fertig bin, weiß ich nicht mehr, in welcher Etage der Tiefgarage ich mein Auto geparkt habe … ich bin einfach irgendwie orientierungslos, schlecht gelaunt und müde.
Ich fahre ins Shoppingcenter und kaufe mir einen riesengroßen, kuscheligen Oversize-Pullover, und danach geht es mir ein kleines bisschen besser.
Freitag, 18. März 2016
Appetit auf Ammoniumhydroxid
Ehrlich gesagt hielt
ich die Meldung von Jamie Oliver und seiner Klage gegen Mc Donalds zunächst für
einen schlechten Beitrag aus dem Postillon, der massenhaft über Facebook
geteilt wurde. Dann aber brachte es sogar unsere Tageszeitung, und mir blieb
keine andere Möglichkeit, als der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: Meine Leib und
Magen-Fastfoodkette servierte mir über Jahre das billigste Hundefutter aller
Zeiten – Überreste aus Fett, Innereien und Ammoniumhydroxid. Auch wenn ich
nicht ganz genau weiß, was Ammoniumhydroxid ist, ahne ich doch, dass es nicht
besonders nahrhaft sein könnte. Plötzlich wird mir schlagartig klar, warum ich
nach einem Burger total gesättigt war und sich erst am nächsten Tag wieder ein Hungergefühl
einstellte.
Jemand wie ich, der auf den Lesereisen ständig auf der Suche nach einem großen Kaffee und einem gut geputzten warmen Klo ist, hält unweigerlich nach dem großen M Ausschau, schon allein, weil es früh morgens schon geöffnet ist und frau dort ganz alleine sitzen kann, ohne mitleidige Blicke auf sich zu ziehen. Aber auch als ich in Brasilien eine wahre Odyssee hinter mir hatte, um meinen verloren gegangenen Koffer wieder zu bekommen, bot mir das große M eine Heimat - Burger, Pommes und Fritten inclusive.
Und jetzt? Wo soll ich jetzt hin? Bietet die Produktpalette bei Burger King einen anderen Nährwert? Kann ich noch ungestraft einen Kaffee bei Mc Donalds trinken und vielleicht einen dieser köstlichen Blaubeermuffins futtern. Oder entpuppt sich der Kaffee als Methylenchlorid, die Muffins als Polyethylenterephtalatgemisch?
Und wo vor allem finde ich unterwegs so ein warmes, sauberes und sicheres Klo?
Fragen über Fragen.
Annette, 59, auf der Suche nach einer neuen 10-Minuten-Heimat…
Jemand wie ich, der auf den Lesereisen ständig auf der Suche nach einem großen Kaffee und einem gut geputzten warmen Klo ist, hält unweigerlich nach dem großen M Ausschau, schon allein, weil es früh morgens schon geöffnet ist und frau dort ganz alleine sitzen kann, ohne mitleidige Blicke auf sich zu ziehen. Aber auch als ich in Brasilien eine wahre Odyssee hinter mir hatte, um meinen verloren gegangenen Koffer wieder zu bekommen, bot mir das große M eine Heimat - Burger, Pommes und Fritten inclusive.
Und jetzt? Wo soll ich jetzt hin? Bietet die Produktpalette bei Burger King einen anderen Nährwert? Kann ich noch ungestraft einen Kaffee bei Mc Donalds trinken und vielleicht einen dieser köstlichen Blaubeermuffins futtern. Oder entpuppt sich der Kaffee als Methylenchlorid, die Muffins als Polyethylenterephtalatgemisch?
Und wo vor allem finde ich unterwegs so ein warmes, sauberes und sicheres Klo?
Fragen über Fragen.
Annette, 59, auf der Suche nach einer neuen 10-Minuten-Heimat…
Dienstag, 15. März 2016
Feine Verbindungen
Seltsam sind sie,
diese feinen Verbindungen, die man manchmal zu ganz besonderen Menschen
verspürt. Man kann sie kaum benennen, sonst verlieren sie ihren Zauber.
Manchmal bin ich geneigt, von Seelenverwandtschaft zu sprechen, aber es klingt
so abgedroschen, so esoterisch und abgehoben.
Da ist dieser Anruf, und ich spüre, das ist meine Schwester, der Mausklick, fast zeitgleich, wenn wir einander schreiben und dann ganz verwirrt sind, weil der andere noch gar nicht auf die Mail geantwortet hat.
Spaziergänge mit Freunden und dieses Gefühl der Vertrautheit, das sich einstellt, wenn man gemeinsam schweigt.
Die Anrufe unserer Kinder erfolgen immer wieder alle an einem Tag, erst der eine, dann der andere, später der dritte. Manchmal sind sie auch zeitgleich auf verschiedenen Leitungen.
Seltsam – geheimnisvoll und doch irgendwie – seelenverwandt.
Da ist dieser Anruf, und ich spüre, das ist meine Schwester, der Mausklick, fast zeitgleich, wenn wir einander schreiben und dann ganz verwirrt sind, weil der andere noch gar nicht auf die Mail geantwortet hat.
Spaziergänge mit Freunden und dieses Gefühl der Vertrautheit, das sich einstellt, wenn man gemeinsam schweigt.
Die Anrufe unserer Kinder erfolgen immer wieder alle an einem Tag, erst der eine, dann der andere, später der dritte. Manchmal sind sie auch zeitgleich auf verschiedenen Leitungen.
Seltsam – geheimnisvoll und doch irgendwie – seelenverwandt.
Mittwoch, 9. März 2016
Die Erste
Die erste von 28 Bestrahlungen habe ich geschafft. Sie haben zu den riesigen schwarzen Kreuzen und Strichen auf Brust und Bauch noch weitere in Blau hinzugefügt. Ich mutiere zu einem modernen Kunstwerk. Über all diese Striche haben sie durchsichtigen Leukoplast geklebt, damit ich duschen kann. Wenn sie so weiter machen, brauche ich bald kein T-Shirt mehr. Auf alle Fälle bin ich mit diesen großen Kreuzen vor Vampiren sicher.
Der Bestrahlungsapparat hat fast etwas Magisches. Von verschiedenen Seiten bewegen sich Arme auf mich zu, an denen runde und eckige Geräte hängen. Sie drehen sich langsam, und es brummt in verschiedenen Tonhöhen. Anders kann es einem Außerirdischen in einem Versuchslabor auch nicht gehen.
Ich darf mich nicht bewegen und starre darum an die weiße Decke. Sie weist einige Flecken auf, und ich überlege die ganze Zeit, warum nicht jemand auf die Idee gekommen ist, hier mal ein Mobile hinzuhängen. Das könnte ein nettes Abschiedsgeschenk werden, wenn ich die 28. hinter mir habe…
Montag, 7. März 2016
Kinderspiele
Bei diesem Spiel mit
den Enkelkindern hat jeder seine Funktion. Clara ist der Tagesanfang. Sie lässt
das Playmobilhuhn krähen und schaltet das Licht an. Dann setzt sich die Bahn in
Bewegung und bringt die Plastikkinder zum Kindergarten. Und jetzt wird es schon
wieder Abend. Clara schaltet die Sonne aus, und Tim bringt den Mond und damit seine
orange Bärchenlampe zum Leuchten. Dann kommt der Moment, auf den alle hinarbeiten.
Der Sandmann steigt in den Zug und fährt los. Gemeinsam singen wir das
Sandmannlied, bis der Sand an alle umstehenden Playmobilmenschen verteilt ist. Danach
fährt auch der Sandmann nach Hause, und es leuchtet nur noch der Lampenbär.
Dieses Spiel spielen wir ungefähr 127 mal, jedes Mal mit gleicher Intensität
und Wichtigkeit. Und der Sandmann wird nicht müde, immer wieder seinen Sand zu
verteilen.
Kein Wunder, dass ich in der Nacht schlafe, wie ein Bär.
Kein Wunder, dass ich in der Nacht schlafe, wie ein Bär.
Dienstag, 1. März 2016
Strahlen
„Heute strahle ich
wieder!“
Mit diesen Worten kommt eine Frau aus dem Bestrahlungszimmer und lacht sich kaputt. Ich muss mitlachen.
Mit diesen Worten kommt eine Frau aus dem Bestrahlungszimmer und lacht sich kaputt. Ich muss mitlachen.
Zum ersten Mal sitze ich vor diesen Räumen im 2. Untergeschoss des
Krankenhauses, der Abteilung für Strahlen- und Nuklearmedizin. Es ist ziemlich
ungemütlich hier. Kellerräume sind nie besonders wohnlich. Aber diese fünf Frauen
hier in dem improvisierten Wartezimmer zeigen eine große Offenheit, und so
lässt es sich gut aushalten.
Ob ich das erste Mal hier wäre, werde ich gefragt. Und ich berichte, dass ich heute „eingezeichnet“ werde. „Das ist nicht schlimm“, erklärt mir die „Strahlende“. „Aber wenn du Angst hast, komme ich mit.“ Ich habe keine Angst, aber ich freue mich über ihre Solidarität. Das Interesse füreinander hat eine große Herzenswärme.
„Guckt mal, meine Haare kommen wieder“, sagt eine und zieht sich die Mütze vom Kopf. Alle Blicke richten sich auf sie. Bewundernd werden die kurzen, mittelblonden Haare kommentiert, bis sie sich wieder die Mütze aufsetzt und still vor sich hin lächelt. Es ist kalt heute, und sie braucht noch den Schutz vor den Blicken draußen. Aber hier zwischen uns konnte sie sich zeigen.
Es war ein guter Morgen unter uns Frauen.
Ob ich das erste Mal hier wäre, werde ich gefragt. Und ich berichte, dass ich heute „eingezeichnet“ werde. „Das ist nicht schlimm“, erklärt mir die „Strahlende“. „Aber wenn du Angst hast, komme ich mit.“ Ich habe keine Angst, aber ich freue mich über ihre Solidarität. Das Interesse füreinander hat eine große Herzenswärme.
„Guckt mal, meine Haare kommen wieder“, sagt eine und zieht sich die Mütze vom Kopf. Alle Blicke richten sich auf sie. Bewundernd werden die kurzen, mittelblonden Haare kommentiert, bis sie sich wieder die Mütze aufsetzt und still vor sich hin lächelt. Es ist kalt heute, und sie braucht noch den Schutz vor den Blicken draußen. Aber hier zwischen uns konnte sie sich zeigen.
Es war ein guter Morgen unter uns Frauen.
Sonntag, 28. Februar 2016
Alte Freundschaft
Im Kreis sitzen wir
am Wochenende zusammen, reden, hören zu, schweigen gemeinsam, lachen, sind
traurig, essen zusammen, teilen den Sekt miteinander, gehen eine Runde durch
den Park.
Ich genieße langjährige Freundschaften bei einem Wiedersehen. Auch wenn wir uns eine Zeitlang nicht gesehen haben, ist diese Vertrautheit sofort wieder da.
Ich habe hier im Blog schon einige Male von der wichtigsten Aus- und Fortbildung meines Lebens erzählt, einer Gestaltpädagogikausbildung, die viele Jahre dauerte und mich lehrte, auf den Punkt zu schauen. Die Wegbegleiter dieser Ausbildung sind enge Vertraute geworden. Geschwisterlich haben wir uns durch Höhen und Tiefen des Lebens getragen. Das prägt die Vergangenheit und trägt in der Zukunft.
Ich genieße langjährige Freundschaften bei einem Wiedersehen. Auch wenn wir uns eine Zeitlang nicht gesehen haben, ist diese Vertrautheit sofort wieder da.
Ich habe hier im Blog schon einige Male von der wichtigsten Aus- und Fortbildung meines Lebens erzählt, einer Gestaltpädagogikausbildung, die viele Jahre dauerte und mich lehrte, auf den Punkt zu schauen. Die Wegbegleiter dieser Ausbildung sind enge Vertraute geworden. Geschwisterlich haben wir uns durch Höhen und Tiefen des Lebens getragen. Das prägt die Vergangenheit und trägt in der Zukunft.
Mittwoch, 24. Februar 2016
Elternschock
Morgens beim
Zeitunglesen musste ich schon grinsen. Unsere Zeitung brachte ein Zitat von Jan
Weiler: „Man kann seine Eltern heute am ehesten schockieren, indem man sich
einen Bart wachsen und einen Koran im Zimmer rumliegen lässt. Dann brennt die
Hütte.“
Es ist also endlich wieder leicht geworden, seine Eltern zu schockieren.
Die Generation unserer Kinder dagegen hatte ziemliche Mühe, sich von uns Eltern abzugrenzen. Da musste man sich Metall in die Nase und die Lippe stoßen lassen, man musste sich Rasterzöpfe flechten lassen oder die Haare zu einem Kamm rasieren und in bunten Farben zum Leuchten bringen. Viele dieser Distanzversuche kosteten echte persönliche Opfer und ein irres Geld. Noch schwieriger aber war es, eine eigene Weltanschauung zu vertreten, denn wir Eltern waren an allem interessiert und zeigten Toleranz, wir teilten die Kleidung mit ihnen und ahmten – wenn es nicht gerade Rasterzäpfe und farbige Kämme waren – ihre Frisuren nach. Auf die Weise wird es schwer, die eigene Identität zu entwickeln.
Aber ob Koran oder Rasterzöpfe, die Zeit ist für Eltern und Jugendliche immer furchtbar anstrengend. Ich erinnere mich an einen Elternabend – einer meiner Söhne war in der Achten – als wir Eltern alle im Kreis saßen, schweigend, müde, mit tief liegenden grau geränderten Augen. Und irgendwann sagte eine Mutter in die Stille: „Ja, so ist es.“ Sie erklärte nichts, und doch wussten wir alle, wovon sie sprach. „Es ist wie eine Kinderkrankheit“, sagte dann jemand anderes. „Je schlimmer es kommt, umso besser ist es.“
Ich habe es hinter mir – und darüber bin ich heilfroh. Mut an alle, die es noch vor sich haben oder mittendrin stecken: Es ist irgendwann vorbei.
Die Generation unserer Kinder dagegen hatte ziemliche Mühe, sich von uns Eltern abzugrenzen. Da musste man sich Metall in die Nase und die Lippe stoßen lassen, man musste sich Rasterzöpfe flechten lassen oder die Haare zu einem Kamm rasieren und in bunten Farben zum Leuchten bringen. Viele dieser Distanzversuche kosteten echte persönliche Opfer und ein irres Geld. Noch schwieriger aber war es, eine eigene Weltanschauung zu vertreten, denn wir Eltern waren an allem interessiert und zeigten Toleranz, wir teilten die Kleidung mit ihnen und ahmten – wenn es nicht gerade Rasterzäpfe und farbige Kämme waren – ihre Frisuren nach. Auf die Weise wird es schwer, die eigene Identität zu entwickeln.
Aber ob Koran oder Rasterzöpfe, die Zeit ist für Eltern und Jugendliche immer furchtbar anstrengend. Ich erinnere mich an einen Elternabend – einer meiner Söhne war in der Achten – als wir Eltern alle im Kreis saßen, schweigend, müde, mit tief liegenden grau geränderten Augen. Und irgendwann sagte eine Mutter in die Stille: „Ja, so ist es.“ Sie erklärte nichts, und doch wussten wir alle, wovon sie sprach. „Es ist wie eine Kinderkrankheit“, sagte dann jemand anderes. „Je schlimmer es kommt, umso besser ist es.“
Ich habe es hinter mir – und darüber bin ich heilfroh. Mut an alle, die es noch vor sich haben oder mittendrin stecken: Es ist irgendwann vorbei.
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