Montag, 15. Mai 2017

Helikoptermütter



Am Freitag erhalte ich die Mail einer besorgten Mutter. Ihr Sohn muss im Unterricht mein Buch „Im Chat war er noch so süß“ lesen. Bevor er es liest, hat es die Mutter gelesen, und nun ist sie mehr als beunruhigt. Einmal ist da die große Angst, ihr Sohn werde durch meine Lektüre zum Chatten gezwungen, um das Buch überhaupt verstehen zu können. Da er aber nicht chattet, könnte das einen großen Konflikt darstellen.
Zum anderen verhält sich die Protagonistin Sarah nach Meinung der Mutter äußert problematisch, da sie sich mit ihrem Problem nicht ihren Eltern anvertraut. Das findet die Mutter pädagogisch bedenklich, und sie hat Angst, dass ich den Kindern durch mein Buch suggeriere: Was immer auch passiert, sagt es nicht euren Eltern.
Ich schreibe der Mutter zurück. Es sei nicht die Aufgabe eines Autors, einen Protagonisten zu erschaffen, der sich pädagogisch korrekt verhält, teile ich ihr mit. Vielmehr gehe es darum, dass sich ein Leser in eine andere Person hineinfühlt, nicht dass er sie imitiert, aber dass er ihre Handlung nachvollziehen und später auch kritisch beurteilen kann.
Und was das Chatten betrifft, sei es nicht nötig zu chatten, um das Buch zu verstehen. Wichtig sei einzig und allein, dass man es selbst liest.
Die Mutter antwortet nicht mehr.

(Auf dem Foto seht ihr übrigens mich mit meinem Sohn Nils, der mich am Wochenende besucht hat. Im Hintergrund Erfurt)

3 Kommentare:

  1. Boaff! Da hast du wesentlich mehr Geduld gehabt als ich es gehabt hätte. Solche Kinder tun mir einfach nur leid.

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  2. Tja, heutzutage sind Kinder eben nicht mehr laute kleine Menschen, sondern Schätze und Projekte. Die kann man nicht einfach tun und lassen (und lesen!!) lassen, was sie wollen. ^^

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