Bei einem Spaziergang treffe
ich einen älteren Mann, der mit seinem Hund unterwegs ist. Er hat ein großes
Mitteilungsbedürfnis, erzählt aus seinem Leben, von der Jagd, vom Krieg, vom
Tod, dem er so nahe war. „Die Jugend“, sagt er, „die weiß das alles gar nicht
mehr.“
Ich bin mir etwas
unsicher, ob er mich damit meint.
Dann berichtet er von
der Wildschweinjagd und von den Wölfen, die hier manchmal durch den Wald streifen,
und dass auch das die Jugend heutzutage falsch einschätzt, weil sie nichts mehr
von der Natur versteht.
„Hier“, sagt er zu mir
und zeigt auf ein Kraut am Wegrand. „Wissen Sie, was das ist?“
Okay, ich gebe zu, von
Botanik verstehe ich so wenig wie vom Kochen.
„Sumpfdotterblume“,
sagte ich auf Verdacht. Ich weiß zwar nicht, wie die genau aussieht, aber ich
mag den Namen.
Er schnaubt
verächtlich. Es ist, so erfahre ich nun, Schöllkraut. Und natürlich muss ich
mir nun auch wieder anhören, dass die Jugend noch nicht mal das weiß. Aber nun
weiß ich definitiv, dass er mich zu dieser Altersgruppe zählt. Das verbuche ich
unter „schmeichelhaft“.
„Und was ist das
hier?“, fragt er weiter und deutet auf eine andere Pflanze. Er scheint in
seinem ersten Leben Biologielehrer gewesen zu sein.
Jetzt ziehe ich mein
Smartphone und öffne die App „Was ist das für eine Blume“, klicke auf weiß, fünfblättrig und Waldgebiet,
schaue mir ein paar Fotos an und bestimme „Weißdorn“.
Jetzt ist er sauer.
„Ich weiß das aber, ohne nachzugucken“, sagt er verärgert.
„Dafür weiß ich, wie
man eine App installiert“, antworte ich.
Ich weiß auch, wie man eine App installiert, liebe Annette, und ich kenne auch solche internetfeindlichen Zeitgenossen. Trotzdem weiß ich noch vom Hörensagen, dass Schöllkraut ein sehr gutes Warzenmittel ist, und das ist es wirklich. :)
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