Donnerstag, 6. September 2018

The winner is …



Ich gehöre nicht zu den Preisausschreiben-Mitmachern und Lottospielern, darum sind die Dinge, die ich in meinem Leben gewonnen habe, an einer Hand abzuzählen. Gestern aber schlug das Leben großzügig zurück. Auf einer Konferenzparty, zu der mich mein Mann mitgeschleppt hatte, wurden am späten Abend Lose verteilt, und weil schon so viele Teilnehmer gegangen waren, bekam ich gleich drei Lose überreicht. Mein Mann gab mir noch seine beiden, und ein weiter Mann drückte mir ebenfalls seins in die Hand, weil er gehen wollte. Da saß ich nun mit sechs Losen und lauschte etwas überfordert auf die vierstelligen englischen Zahlen, die in den Raum geworfen wurden. Ein weißes schmales Kästchen gab es zu gewinnen. Den Preis verstand ich nicht, aber ich hielt es für eine Flasche Wein oder Schnaps. Viele Zahlen verliefen ins Leere, weil sich niemand zu ihnen bekannte, bis es zu der Zahl 1184 kam. Das war meine. Ich meldete mich und erhielt unter großem Applaus das Kästchen. Und jetzt schaut euch den Preis mal an: Eine Apple Smartwatch – neuste Ausgabe. Okay, ich bin gar nicht der Typ, der mit einer Smartwatch herumläuft, die ständig den Puls misst und zur Fitness ermahnt, aber ich habe mich trotzdem tierisch gefreut. Jetzt werde ich wohl zu den seltsamen Menschen gehören, die mit ihren Uhren reden.


Dienstag, 4. September 2018

Shakespeare, die Schule und die Klassiker



Manche Lehrer haben ja ein Händchen dafür, den Schülern die Liebe zu den Klassikern vollständig auszutreiben. Wir jedenfalls lasen im Englischunterricht der Klasse 12 Macbeth. Das ist ja durchaus eine Herausforderung, aber unser Englischlehrer forderte mehr – wir lasen Macbeth in der altenglischen Fassung. Das führte dazu, dass ich mir neben der altenglischen Fassung noch die englische Fassung und die deutsche Übersetzung kaufte, aber nichts wirklich las und mich in diesen Schulstunden bei dem sowieso ziemlich arroganten Englischlehrer zu Tode langweilte. Der tote Shakespeare wurde für mich noch töter. „Töter wie tot“, sage ich gerne.
Das änderte sich erst, als meine Kinder in ihrer Schulzeit auf Macbeth trafen. An der Waldorfschule, zu der sie gingen, wurde in Klasse 10 ein englischer Shakespeare aufgeführt. Natürlich ging ich zu den Aufführungen der Kinder, aber ich besuchte auch die Klassenspiele der anderen Klassen und erlebte Romeo und Julia, Hamlet, Macbeth und den Mitsommernachtstraum. Die Liebe zu dem Stück stand den Schülern ins Gesicht geschrieben. Beneidenswert, dachte ich oft.
Ganz besonders in Erinnerung ist mir aber eine eigene Fortbildung, in der ein Shakespeare-Sonett im Mittelpunkt stand, das von uns rezitiert, später dann vertont wurde. Jemand entwickelte eine wundervolle Melodie auf einem Marimbaphone, und ehe ich mich versah, fand ich mich hinter einem großen Schlagzeug wieder, auf dem ich zart und behutsam einen Rhythmus zu schlagen hatte.

Gestern war ich in Stratford upon Aven, um Shakespeares Geburtshaus zu besichtigen. Im Garten rezitierte eine junge Schauspielerin auf Zuruf verschiedene Szenen aus verschiedenen Dramen. Sie zitierte auch dieses Sonett. Shall I compare thee to a summer`s day?

Sonntag, 2. September 2018

Wenn sich das Alte in dem Neuen spiegelt



Ich grüße euch aus Birmingham. Mein Mann hat hier eine Konferenz und mich freundlicher Weise gebeten, ihn zu begleiten. Ich finde England immer ziemlich verrückt, aber Birmingham übertrifft meiner Meinung nach sogar London. 


Hier sind die spiegelverglasten Hochhäuser so angelegt, dass sie alte Kirchen, Paläste oder Plätze in bizarren Formen wiederspiegeln, und das gibt ihnen einen ganz besonderen Stellenwert. Ehrlich gesagt finde ich das eine mutige Idee, die moderne Architektur zu integrieren.


Die schräge Mode ist ja irgendwie in England erfunden worden, darum habe ich euch auch noch ein paar Schaufensterpuppen fotografiert. Senf scheint die Farbe des Herbstes zu werden – das ist die verrückteste Idee, die ich kenne, denn diese Farbe steht schlichtweg niemandem.
Aber auch die vielen Obdachlosen in den Hauseingängen und die zahlreichen bettelnden Drogenabhängigen sind nicht zu übersehen.
Abends ist unter den Engländern großes Styling angesagt. Besonders die Frauen tragen Schuhe, die jede Orthopädenkasse klingeln lässt. Kurze Zeit später liegen dann aber auch die ersten gestylten Betrunkenen – Männer wie Frauen – auf den Bürgersteigen.


Donnerstag, 30. August 2018

Alte Fotos



Heute bekam ich ein Foto geschenkt. Das Motiv des Fotos, dieser alte Kinderwagen, die Kleidung der Frau, die Grobkörnigkeit des Schwarzweißfotos, sie alle zeigen, dass diese Aufnahme schon viele Jahre zurückliegt. Vielleicht stammt das Bild aus den Fünfzigern, vielleicht ist es noch älter – jedenfalls stammt es aus einer Zeit, die weit in die Vergangenheit hineinragt. Irritierend ist nur, dass ich auf diesem Foto zu sehen bin – als Baby auf dem Arm meiner Patentante. Aber das kann eigentlich nicht sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich zu dieser Zeit schon gelebt habe.

Dienstag, 28. August 2018

Verpackt


Heute präsentierte sich meine Heimatstadt Paderborn im neuen Design. Der Dom und das Rathaus waren im frischen Christo-Gewand verpackt. Was für ein denkwürdiger Tag, wenn man ausgerechnet an so einem Tag im Paderborner Rathaus heiratet. Die Hochzeitsfotos sind wahrscheinlich einzigartig – vorausgesetzt, man findet überhaupt den Weg vom Trauzimmer nach draußen. Und wenn man danach noch zur kirchlichen Trauung zum Dom hinüberschreitet, mag man das Schicksal wahrscheinlich schon fast für eine Ehe-Verschwörung halten.


Sonntag, 26. August 2018

Deutschlehrertagung in Pila



Es war eine ganz besondere Lesung, diese Lesung in Pila, auf der polnischen Tagung für Deutschlehrer. Unglaublich viele Lehrer saßen in dem Hörsaal, der mir wie ein Kinosaal vorkam, und ich stand allein vor dem Mikro auf der Bühne. Leseförderung hieß das Thema, zu dem ich eine Stunde lang referierte und Geschichten las. Ich hatte verschiedene Beiträge ausgesucht, die von der Vorschule über die Grundschule und von der Sekundarschule bis zu dem Erwachsenenbereich reichte. Dabei las ich auch zum ersten Mal aus meinem Buch „Stationen im Leben“ für Menschen mit Demenz und erzielte große Aufmerksamkeit.
„Darf ich wohl mal ein Foto für meinen Blog machen?“, fragte ich zuletzt, als die Lesung beendet war, und deutete ins Publikum. „Sonst glaubt mir niemand, dass ich vor so vielen Zuhörern gelesen habe.“
„Sie müssen mit auf das Foto!“, entschieden die Lehrer. Und als ich etwas unsicher war, wie ich das managen sollte, kamen sie alle zu mir auf die Bühne. Beeindruckendes Bild, oder?
Unten seht ihr mich mit Kama Frackowska-Pilarska, die Powerfrau, die mich eingeladen hat und ganz viel organisiert hat.


Donnerstag, 23. August 2018

An der polnischen Ostsee


Lesungen sind immer dann ein Genuss, wenn man sie mit einem Kurzurlaub verbinden kann. Ich muss am Samstag nach Pila, einer kleinen Stadt im eher nördlichen Teil Polens. Da beschließen mein Mann und ich, noch zwei Tage Ostsee voranzustellen. Seid ihr schon mal an der polnischen Ostsee gewesen? Ich nicht. Ich hatte allerdings immer wieder gehört, wie schön es da sein soll: weite weiße Sandstrände und sauberes Meer. Was mir aber niemand erzählt hat, ist, dass hier Halligalli wie am Mittelmeer ist. Die Menschen liegen dicht an dicht im weißen Sand, es gibt Fischrestaurants, Luftballonverkäufer, bunte Automaten mit goldenem Lamettakram, Pommes, Zuckerwatte und Fahrten mit Piratenschiffen. Und ehrlich gesagt, ich genieße es. Nach der brandenburgischen Ruhe ist das jetzt genau das, was ich brauche. Also denn … endlich wieder klebrige Zuckerwatte an den Händen!

Montag, 20. August 2018

Drei neue Bücher



Bei Instagram habe ich gelernt, dass man die Bücher, die man gelesen oder geschrieben hat, nicht einfach platt mit dem Cover fotografiert, sondern sie dekorativ zum Fotografieren in die Landschaft legt. So habe ich die drei Bücher, die im Sommer von mir erschienen sind, in einem Blumenbeet platziert.
Here we are: Ganz links die Version 2.0 des Romans „Im Chat war er noch so süß.“ Analog zu dem Bestseller heißt dieses Buch „Online war er noch so süß.“ Das Buch ist natürlich ganz anders, aber es geht auch um das Thema Internetsicherheit. Bei den sozialen Netzwerken stehen aber diesmal Instagram, Tinder, Youtube und Whatsapp im Mittelpunkt.  
Auch das Buch in der Mitte könnte einigen von euch bekannt vorkommen. Die Leseerlebnisse mit vier Freunden gab es schon im Oktober 2017 für das 2. Schuljahr. Nun sind die Leseerlebnisse um 3. und 4. Schuljahrgeschichten erweitert worden.
Bei dem Buch ganz rechts – Ein Kuss für Theseus – handelt es sich um eine Lektüre für Jugendliche, die deutsch lernen. Es ist eine Geschichte mit einfachen Texten, einigen Comics und vielen Illustrationen. Die Story ist für Deutschlerner der Niveaustufe A2 gedacht.


Samstag, 18. August 2018

Ein Koffer voller Bücher



Eigentlich habe ich schon unendlich viele Erfahrungen mit Lesungen, Schreibworkshops und Vorträge in allen möglichen Schulen und Schulformen gemacht, sodass mich eine Einladung zu einer Lesung nicht mehr in Aufregung versetzt. Stressig wird es nur, wenn ich überhaupt nicht weiß, was mich erwarten wird.
Eine Einladung zu einer Deutschlehrertagung in Polen steht an, und ich soll in einer Stunde meine Bücher vorstellen. Das Thema der Tagung lautet: „Schlüsselkompetenz Lesen“. Über hundert Lehrer aller Schulstufen werden erwartet.
Das Thema ist ziemlich offen, und das einzige, was ich über die äußeren Bedingungen weiß ist. dass sich die Lehrer sehr auf mich freuen, und dass es schön wäre, wenn ich auch Bücher zum Kauf anbiete könnte.
Ich durchsuche meine Regale und verzweifele. Mein ganzes Schreibleben gehört der Leseförderung. Ich habe für alle Altersgruppen von der Vorschule bis zu dem Erwachsenenbereich Bücher in einfacher Sprache geschrieben, ich habe für deutsche Schlechtleser und für ausländische Deutschlerner geschrieben, ich habe gute und schlechte Leser miteinander kombiniert und ich habe Bücher in verschiedenen Schwierigkeitsstufen geschrieben. Mein riesiges Problem für diese Tagung ist es, eine Auswahl zu treffen. Das üble Gefühl, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, wird mich begleiten.    

Mittwoch, 15. August 2018

Auftauchen



Wenn man für eine Weile in der Versenkung verschwunden ist, muss man sich auch Gedanken machen, wann man eigentlich wieder auftauchen will. Ich hatte mich mit dem Beginn des Sommers in die Sommerpause verabschiedet, aber so eine echte Pause war es natürlich nicht. Es war noch nicht mal eine Pause vom Schreiben, obwohl ich in dieser Zeit deutlich weniger geschrieben habe als sonst. Diese Hitze hat die Arbeit am Computer einfach unmöglich gemacht, weil die Sonne so unbarmherzig durchs Fenster brüllte und mich unter sich röstete.
Auf dem Campingplatz im Spreewald gab es unglaublich viel zu tun, denn im Gegensatz zu den verzweifelten Landwirten hatten wir eine großartige Saison. Der Tourismus lebt nun mal vom Sonnenschein. Ich habe viel gearbeitet, und in den Zeiten, wo ich nicht gerade Brötchen verkauft oder mit Urlaubskindern gebastelt habe, habe ich mit den Enkelkindern am See gelegen oder bin ihn durchschwommen.
Nun wird es Zeit, in mein Autorenleben zurückzukehren. Verschiedene Schreibarbeiten stehen an, einige Bücher sind erschienen, und eine Lesung muss vorbereitet werden.
Also – ich bin wieder da? Und ihr so? Liest das überhaupt jemand?