Autoren, so denken
viele, * warten auf den Moment, in dem sie die Muse küsst. Dann geraten sie in
einen Flow und schreiben und schreiben, schlafen nicht mehr, ernähren sich von
Kaffee und sitzen vor ihrer Tastatur, um wild um sich zu tippen, zu löschen,
neu zu schreiben und schließlich in eine Schreibkrise zu verfallen. Und dann …
ab * weiter.
Ich weiß nicht so
genau, wie andere Autoren ihren Alltag bewältigen, ich weiß allerdings, dass
man als Künstler nur von seiner Kunst leben kann, wenn man es schafft, sich zu
organisieren und diszipliniert zu arbeiten.
Der Tag ist immer noch
so verführerisch frei, wenn man aufsteht und den ersten Kaffee in der Hand
hält, und natürlich fallen auch mir tausend andere Sachen ein, die ich mit der freien
Zeit anstellen könnte. Aber die Deadline ist gesetzt, und nur wenn man die
Sachen abgibt, fließt (irgendwann) auch das Geld.
Mein Alltag beginnt mit
fünf Seiten an dem Lieblingsroman, an dem ich gerade arbeite. Dazu ein Kaffee
und Ruhe. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die bei Musik arbeiten können.
Seit vielen Jahren
arbeite ich nun so. Immer habe ich morgens einen Lieblingsroman, der mich
einige Zeit begleitet und der sich täglich weiter und weiter spinnt.
Nach dem Fünf-Seiten-Spaßprogramm
beginnt die Zeit der Auftragsarbeit. Um einen kleinen Break zu haben, gehe ich dann
oft erst mal zum Sport, um danach ausgepowert, aber vergnügt an dem
Pflichtprogramm weiter zu arbeiten. Diese Pflichtarbeit ist sehr
unterschiedlich und verändert sich mit den Aufträgen. Manchmal muss ich
Kurzgeschichten erstellen oder einen Sachtext schreiben oder Arbeitsmaterial entwerfen
oder oder oder. Bevor ich damit anfange, schaue ich mir das Briefing noch mal
genau an, um mich in die Arbeit einzufinden.
Also alles in allem –
nichts mit dem Musenkuss im Sonnenschein am See, aber zu schreiben ist und
bleibt trotzdem die schönste Arbeit der Welt (jedenfalls ganz subjektiv
betrachtet).
Nur reich wird man
natürlich als Autor eher selten. Darum sage ich Schülern immer: Wenn du reich
werden willst, solltest du Kieferorthopäde oder Immobilienmakler werden. Aber
wenn du einen wunderschönen Beruf suchst, ist Autor zu sein schon mal ein guter
Tipp.
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