Donnerstag, 13. Dezember 2018

Weihnachtshaus



Zugegeben, das Buch sah ziemlich unattraktiv aus, als es bei meiner Tante Hanna auf dem Wohnzimmertisch lag. Ockergelb, mit einem Bild, das über den grauen Rand hinausragte. Weihnachtshaus hieß es – von Zsuzsa Bánk. Den Namen der Autorin hatte ich schon mal gehört – aber das war es auch schon. Der Titel riss mich so wenig vom Hocker wie die Farbe des Buches. Ich habe es sowieso nicht so mit Weihnachten, und ich war froh, gerade alle Geschenke besorgt zu haben und den ganzen Trubel und dieses Stille-Nacht-Gesäusel für einen Moment beiseite schieben zu können.
„Ich habe es für dich bereitgelegt“, sagte meine Tante Hanna. „Ich weiß ja nicht … also mir hat es gut gefallen. Dabei ist eigentlich gar nichts in dem Buch passiert.“
Das hört sich nicht sehr spektakulär an. Immerhin sind Tante Hannas Literaturempfehlungen aber immer interessant. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein bisschen Mitleid mit diesem Büchlein.
Zu Hause liegt es auch auf meinem Wohnzimmertisch eine Weile herum, bis ich etwas ziellos danach greife, weil ich eigentlich darauf warte, dass das Abendessen fertig wird. Und dann lese ich und lese, strecke mich auf dem Sofa aus, lese weiter und weiter. Die kleine Geschichte ist unglaublich still und ein bisschen traurig, aber auch einfühlsam, und so wundervoll formuliert.
Ich esse zwischendurch, lese dann weiter und weiter – auch am nächsten Tag noch mal. Und als ich das Buch durchgelesen habe, fühle ich mich irgendwie getröstet, obwohl alles doch ein wenig traurig war.
Ein so wundervolles Buch mitten in der Weihnachtszeit ist irgendwie ein großartiges Geschenk.    

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