Donnerstag, 3. Mai 2012

Selbstmord - warum?


Heute möchte ich von einem Buch berichten, das mir schwer gefallen ist, zu schreiben, das Buch „Selbstmord- warum?“
Ich habe mich trotzdem oder gerade deshalb zu dem Thema entschieden, weil es so ein wichtiges Thema ist. Selbstmord ist nach Verkehrsunfällen die häufigste Todesursache bei Jugendlichen. Drei Kinder oder Jugendliche pro Tag nehmen sich das Leben. Trotzdem mag man diese Situation nicht thematisieren. Dahinter steht die Angst, Jugendliche könnten durch die Beschäftigung mit dem Thema erst recht zum Suizid angeregt werden.
Auch mir saß diese Angst beim Schreiben ganz schön im Nacken. Darum habe ich mich bei diesem Buch von Ärzten und Psychologen beraten lassen. Außerdem habe ich eine Reihe von Gesprächen mit Jugendlichen geführt, die erzählten, sich oft mit diesem Thema zu beschäftigen. Einige von ihnen haben dieses Buch als Testleser gelesen und mir wichtige Rückmeldungen gegeben. Auch mit Menschen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben, habe ich gesprochen, und das hat mich sehr sehr traurig gemacht. Bei ihnen bleiben eine tiefe Wunde und Schuldgefühle zurück.
Aus all diesen Gesprächen ist der Roman „Selbstmord warum?“ entstanden. Er handelt von dem Schüler Philipp, der nach vielen unglücklichen Situationen keinen anderen Ausweg sieht, als den Tod. Wie viele Selbstmörder entwickelt er nach und nach einen Tunnelblick, an dessen Ende er den Suizid als einzige akzeptable Lösung für sich sieht.
Das Buch beginnt damit, dass Philipp in einer Klinik erwacht. Er ist gerettet worden, schaut nun mit Hilfe eines Psychologen auf seine Krise zurück und ist zuletzt froh, den Selbstmordversuch überlebt zu haben. Nun kann er lernen, die Situation auf eine neue Art zu bewältigen.
Das Buch enthält neben dem Roman auch das dazu gehörige Begleitmaterial, sodass das Thema im Unterricht eingesetzt werden kann.
Bis jetzt hatte ich nur wenige Lesungen zu diesem Buch, aber in diesen wenigen Lesungen wurde es ausdrücklich von Schülern gewünscht. Die anschließenden Gespräche dazu waren vorsichtig und still, aber sehr sehr aufmerksam.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es Jugendlichen hilft, in Krisen nach anderen Lösungen zu suchen. 





5 Kommentare:

  1. Liebe Annette,

    ich habe erst kürzlich erlebt, dass sich ein Schulkamerad meines Sohnes das Leben genommen hat, wovon wir alle sehr betroffen waren. Er war zwar kein Jugendlicher mehr, hat aber offensichtlich jahrelang Porbleme mit sich herumgetragen, aus denen er schließlich keinen Ausweg mehr sah. Es ist gut und wichtig, dass du darüber ein Buch geschrieben hast.

    Herzlichst
    Christa

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  2. Liebe Annette,

    ich kann mich der Vorkommentatorin nur anschließen: ein wichtiges Buch.

    Ich habe einige Jahre lang Jugendsozialarbeit gemacht und dabei beobachtet, dass dieses Thema viele junge Leute bewegt und dass sie bei Erwachsenen (leider auch Lehrern) meist auf betretenes Schweigen stoßen, mit ihren Fragen also allein bleiben.

    Herzliche Grüße
    Morgenländer

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  3. Danke für eure liebe Rückmeldung. Ich sehe es auch so - ein wichtiges, trauriges und schwieriges Thema.

    Wünsche euch einen schönen Tag
    Annette

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  4. Hallo,

    habe meine Schwester vor ein paar Monaten auf diese Weise verloren. Sie war auch gleichzeitig meine beste Freundin. Niemals hätte ich gedacht, das so etwas möglich ist oder das man sich mit so einem Thema beschäftigen muss. Rückblickend versucht man Signale zu finden und ist ohnmächtig, da man keine Gelegenheit mehr hat zu reden oder das Ruder noch einmal rumzureißen. Sie war kein Teenager sondern stand mitten im Leben, aber es trifft einen immer voll ins Herz. Mittlerweile liest man mehr über das Thema und ist betroffen, wie viele Teenager im Internet ohne das Wissen ihrer Eltern und Freunde solche Gedanken haben und sich in dieser Welt nicht mehr wohl fühlen. Interessant ist aber, das wir alle irgendwo Phasen im Leben haben, wo wir uns allein fühlen und denken, das es keinen Menschen gibt den es interessiert. Auf die Idee zu kommen, das man um eine Straßenecke gehen kann und zufällig mit Jemanden zusammenstößt - später Kaffee trinkt und so vielleicht die Liebe seines Lebens trifft, oder Bilder im Fernsehen sieht, die kleine Kinder zeigen die trotz Armut und Ausweglosigkeit ein Lächeln haben, das uns bewusst macht - wir sind eigentlich niemals allein, sondern nur einen Herzschlag von einer Möglichkeit entfernt, wieder neuen Lebensmut zu tanken. Der Schleier um unsere Seele herum kann sich so schnell lichten - vergleichbar mit Nebel der sich auflöst, wenn ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkenbänke treffen und auf einmal sieht man wieder wohin man will und kann.
    Ich würde mir sehr wünschen, das die vielen traurigen Menschen sich nur eine Sekunde Zeit lassen auch an ihre Familien und Freunde zu denken. Die Tragweite ihrer Entscheidungen sind nicht absehbar und verändern und traumatisieren das Leben dieser für immer - ob gewollt oder nicht. Die Trauer - das man nicht helfen konnte bzw. den großen inneren Schmerz offensichtlich übersah oder nicht bemerken konnte, wird immer wieder Anlass sein, diese Frage unbeantwortet in diesem Leben stehen lassen zu müssen.

    In diesem Sinne Ihnen allen zu jeder Zeit immer die nötige Portion Optimismus und (Über)-Lebensfreude!

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  5. Ich lese deinen Kommentar leider erst fast ein Jahr später, weil ich immer nachträglich nur zufällig einsehen kann, ob jemand noch etwas kommentiert hat. Ich danke dir so sehr für deinen Post - du hast so viele wichtige Dinge gesagt.
    Es tut mir so leid, dass du deine Schwester auf diese Weise verlieren musstest.
    Liebe Grüße, Annette

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